Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Fäkalien roch.
Das schien auch der Hund zu denken. Denn er blieb am Eingang der Gasse stehen und hob schnuppernd seine Schnauze. Sein Blick durchbohrte das schattige Zwielicht der Gasse, bis seine Augen auf die beiden jungen Menschen stießen, die an einer Mauer gelehnt standen und sich nicht rührten.
Der Hund schnupperte erneut und kam langsam näher. Vankoti stellte sich schützend vor Sylan. Gleichzeitig fingerte er in seiner Manteltasche herum auf der Suche nach irgendeiner Waffe, einem energetisierten Kristall vielleicht oder wenigstens einem Stein, doch da war nichts. Der Hund blieb stehen und knurrte. Dann ließ er ein kurzes, kehliges Bellen hören.
Wenn der Tod ein Geräusch hat, dann klingt es so, schoss es Vankoti durch den Kopf und er sah sich hektisch zu Sylan um, während der Hund sich grollend zum Angriff duckte. »Hast du irgendeine Waffe dabei?«
Sylan schüttelte zitternd den Kopf.
»Gib mir die Tasche!«, entgegnete Vankoti bestimmt. »Aber schön langsam.«
Sie tat es und Vankoti nahm sie an sich, während er den Hund nicht aus den Augen ließ.
»Es ist ein Dämon!« , wisperte Sylan angsterfüllt. »Er hat diese Hitze und diese steifen Bewegungen!«
Vankoti ließ die angehaltene Luft geräuschlos entgleiten und seine Hand wanderte entschlossen zur Verschnürung der Tasche. Lass dir nichts anmerken! Er weiß nicht, dass wir ihn erkennen können.
Der Köter beobachtete jede von Vankotis Handbewegung sehr genau: Das Hinstellen der Tasche, das Öffnen derselben und schließlich das Hervorholen des kleinen silbernen Spiegels.
»El fenducha!«
Mit einem plötzlichen Aufschrei hielt Vankoti dem Hund den Spiegel vor die Schnauze. Der Spiegel nahm eine tintenschwarze Tönung an und vibrierte plötzlich. Der Hund ließ zwei wütende Belllaute hören. Vankoti sank keuchend auf die Knie. Der Spiegel entzog ihm seine Energiereserven mit einer Geschwindigkeit, die ihn taumelig machte.
Sylan wimmerte. »Was hast du gemacht, was hast du da nur gemacht?«
Doch Vankoti antwortete nicht. Sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Sylan ließ sich neben ihrem Freund auf den Boden sinken. Vankoti begann nun bedrohlich zu schwanken; der magische Spiegel fiel ihm aus der kraftlosen Hand und landete mit einem leisen Scheppern auf den Pflastersteinen.
Im gleichen Moment setzte der riesige Hund zum Sprung an. Sylan schrie auf und schleuderte dem Köter geistesgegenwärtig ihre Tasche entgegen. Doch der Wolfshund wich dem fliegenden Gegenstand einfach aus, drehte sich einmal im Kreis und setzte zu einem erneuten Angriff an. Sylan schrie erneut.
Plötzlich war da noch etwas anderes: Eine große rötliche Schlange bäumte sich direkt vor dem Wolfshund auf und hieb auf ihn ein. Er jaulte erschrocken auf, wich zurück und versuchte, die Schlange an ihrem Schwanz zu packen. Sie jedoch verwandelte ihren Schwanz in eine Keule, die mit spitzen Widerhaken versehen war. Damit hieb sie auf die Schnauze des Wolfhundes ein, als er sich auf sie stürzen wollte. Der Hund jaulte schmerzerfüllt auf. Dann öffnete er seinen Schlund und aus seinem Rachen sprangen hitzige Flammen, die der Schlange den Schwanz verbrannten. Sie ließ ein giftiges Zischen hören.
Sylan war wie hypnotisiert von dem Kampfgetümmel der beiden ungleichen Gegner. Nur am Rande nahm sie Vankotis Stimme wahr: »Sylan, du musst es unterbrechen. Ich habe keine Kraft mehr.«
Sie riss den Blick von den Kämpfenden los und wandte sich ihrem Freund zu, der zitternd am Boden lag, unfähig sich aufzurichten.
»Wie Vankoti, wie?«, fragte sie verzweifelt.
Doch Vankoti antwortete nicht mehr. Seine Augenlider flackerten und seine Mundwinkel verzerrten sich vor Schmerz. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper, seine Arme knickten ein und er sank leblos zu Boden.
»Wie?«, schrie Sylan noch einmal, doch Vankoti reagierte nicht mehr.
»El fenducha!«, keuchte Sylan, da es die einzigen Worte waren, die ihr im Zusammenhang mit diesem Spiegel einfielen und sie hoffte, der Zauber würde damit vielleicht auf sie übergehen. »El fenducha«, weinte sie noch einmal, die Arme um Vankotis Schultern geschlungen die Augen auf die kämpfenden Dämonen gerichtet. Doch ihren Worten folgte keine sichtbare Veränderung. Die Tiere kämpften weiter brutal miteinander und Vankoti blieb stumm und kalt in ihren Armen liegen. »Nein!«, schluchzte sie lauthals auf. »NEEEIN!«
»ASTÉM!« Eine vertraute Frauenstimme donnerte über das Kampfgetümmel hinweg und ein Schatten löste
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