About a Boy
auch nur anspucken, geschweige denn küssen würde. »Schlechte Publicity gibt es nicht«, hatte ihm sein Vater mal vor Ewigkeiten erklärt, als Marcus ihn gefragt hatte, warum sich irgendein Schauspieler von Noel Edmonds irgendein Zeugs über den Kopf kippen ließ, und jetzt war ihm klar, was er damit gemeint hatte. In gewisser Weise hatte Ellie ihm auch was über den Kopf gekippt, aber das war es hundertprozentig wert gewesen.
Ellies Klassenzimmer lag eine Treppe höher, und der Marsch dorthin verlängerte den guten Teil, den Boah-guck-malMarcus-und-Ellie-Teil. Einer der Lehrer hielt sie sogar an, um Marcus zu fragen, ob mit ihm alles okay sei, als müsse jeder, der mit Ellie zusammen war, entweder gekidnappt oder einer Gehirnwäsche unterzogen worden sein. »Wir adoptieren ihn, Sir«, meinte Ellie.
»Dich habe ich nicht gefragt, Ellie. Ich habe ihn gefragt.« »Sie adoptieren mich, Sir«, erklärte Marcus. Das war nicht als Witz gemeint, er dachte einfach, dasselbe zu sagen wie Ellie sei das Vernünftigste, aber sie lachten trotzdem alle. »Verantwortungsbewusstere Eltern kannst du wirklich nicht finden«, meinte der Lehrer.
»Ha, ha«, machte Marcus, obwohl er nicht sicher war, ob es diesmal angebracht war.
»Wir fassen das als Kompliment auf, sagte Ellie. »Herzlichen Dank. Wir kümmern uns um ihn. Spätestens um Mitternacht ist er zu Hause und so.«
»Das will ich hoffen«, sagte der Lehrer. »Und zwar in einem Stück.«
Ellie ließ ihn vor ihrem Klassenraum stehen, während sie ihn ankündigte. Er hörte sie laut rufen.
»Okay, alle mal herhören! Ich möchte euch Marcus vorstellen. Den einzigen anderen Kurt-Cobain-Fan an der ganzen abgefuckten Schule. Komm rein, Marcus.«
Er trat in die Klasse. Es waren nicht viele Leute drin, aber die
paar, die da waren, lachten, als sie ihn sahen.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich regelrechter Fan bin«, erklärte er, »ich finde nur, sie haben einen guten Beat und dass das Cover etwas aussagt.«
Wieder lachten alle. Ellie und Zoe standen stolz neben ihm, als habe er gerade einen Zaubertrick vorgeführt, von dem niemand geglaubt hatte, er könnte ihn tatsächlich, obwohl sie es allen gesagt hatten. Sie hatten Recht: Er fühlte sich adoptiert.
22
Will hatte versucht, nicht an Weihnachten zu denken, aber als es unaufhaltsam näher rückte, verabschiedete er sich langsam von dem Plan, ein paar hundert Videos zu sehen und ein Paar tausend Joints zu rauchen, Irgendwie kam ihm das doch nicht festlich genug vor, und auch wenn bei Festlichkeiten unweigerlich irgendwann Das Lied ins Spiel kam, wollte er sie doch nicht gänzlich ignorieren. Ihm wurde klar, die Art und Weise, wie man Weihnachten verbrachte, war eine Botschaft an die Welt, die zeigte, wie es um einen stand, wie tief die Grube war, die man sich selbst gegraben hatte. Und sich drei Tage lang alleine die Birne zuzuknallen, sagte vieles über einen aus, was man lieber für sich behalten wollte.
Also würde er Weihnachten im Schoß der Familie verbringen - nicht im Schoß seiner Familie, weil er gar keine hatte, aber im Schoß irgendeiner Familie. Eine Familie gab es, der er unter allen Umständen aus dem Weg gehen wollte. Auf gar keinen Fall wollte er Weihnachten damit verbringen, gottverdammte Nussbratlinge zu essen, nicht fernzusehen und mit geschlossenen Augen Weihnachtslieder zu singen. Er musste sich allerdings vorsehen: Wenn er sich einfach treiben ließe, würde er direkt ins Netz gehen; also musste er schleunigst in die andere Richtung schwimmen.
Nachdem er mit derart eiserner Entschlossenheit entschieden hatte, unter gar keinen Umständen den 25. Dezember mit Fiona und Marcus zu feiern, kam es für ihn einigermaßen überraschend, dass er am folgenden Nachmittag eine Einladung von Marcus annahm, eben dies zu tun.
»Hast du Lust, Weihnachten bei uns zu feiern?«, fragte Marcus, noch bevor er die Wohnung betreten hatte.
»Ähhh«, machte Will. »Das ist, äh, sehr nett von dir.« »Super«, sagte Marcus.
»Ich sagte nur, das ist sehr nett von dir«, sagte Will.
»Aber du kommst?«
»Ich weiß nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil … «
»Willst du nicht kommen?«
»Doch, natürlich will ich … Aber was ist mit deiner Mutter?« »Sie wird auch da sein.«
»Ja, das habe ich mir fast gedacht. Aber es wird ihr nicht recht sein, wenn ich komme.«
»Ich habe das schon mit ihr besprochen. Ich sagte, ich würde gerne einen Freund einladen, und sie hat gesagt okay.« »Du hast also nicht gesagt, dass du
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