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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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dem Leben, das er sich ausgesucht hatte, ein Leben ohne Arbeit, Verantwortung, Schwierigkeiten und störende Einzelheiten, ein Leben ohne Zusammenhalt und Struktur, ein Handicap gab, dann hatte er es jetzt entdeckt: Wenn er auf ei ner Silvesterparty eine intelligente, kultivierte, ehrgeizige, schöne, geistreiche und ungebundene Frau traf, dann fühlte er sich wie eine taube Nuss, wie eine absolute Null, wie jemand, der mit seinem Leben nichts Besseres anfing, als sich C ount down anzugucken oder mit dem Auto rumzufahren und dabei Nirvana zu hören. Das konnte nur schlecht ausgehen, mutmaßte er. Wenn man sich in jemanden verliebte, der schön und intelligent und alles andere war, dann war es schon ein Handicap, sich wie eine taube Nuss vorzukommen.
    Eins seiner Probleme, überlegte er, während er aus seinem Gedächtnis irgendeinen winzigen Fetzen Erfahrung hervorzukramen versuchte, der dieser Frau einen Moment ihrer Aufmerksamkeit wert sein könnte, eins seiner Probleme war, dass er einigermaßen attraktiv war und sich einigermaßen gepflegt ausdrückte. Das vermittelte den Leuten einen falschen Eindruck. Das verschaffte ihm Zutritt zu einer Party, von der ihn grimmige, stiernackige, tätowierte Türsteher hätten fernhalten müssen. Gut, er war zwar attraktiv und redegewandt, aber das war nur eine skurrile Laune von Gencode, Milieu und Erziehung; im Grunde seines Wesens war er hässlich und einsilbig. Vielleicht sollte er sich einer umgekehrten Schönheitsoperation unterziehen - sich das Gesicht so richten lassen, dass es weniger ebenmäßig war, oder seine Augen enger zusammen oder weiter auseinander setzen lassen. Oder vielleicht sollte er sich ein enormes Gewicht anfressen, sich ein Mehrfachkinn wachsen lassen und so fett werden, dass er dauernd schwitzte wie ein Schwein. Und natürlich musste er sich angewöhnen, wie ein Affe zu grunzen.
    Es war nämlich so: Diese Rachel war, als sie sich zum Essen neben ihn setzte, durchaus an ihm interessiert gewesen, fünf Minuten lang, bis sie ihn durchschaut hatte, und während dieser fünf Minuten hatte er einen kurzen Blick darauf geworfen, wie das Leben sein könnte, wäre er nur im Geringsten interessant. Aber unterm Strich, dachte er, hätte er auf diesen kurzen Ausblick gerne verzichtet. Was hatte er schon davon? Er würde Rachel nicht ins Bett bekommen. Er würde nicht mit ihr ins Restaurant gehen oder sich ihr Wohnzimmer ansehen dürfen oder verstehen lernen, wie die Affäre ihres Vaters mit der besten Freundin ihrer Mutter ihre Einstellung zum Kinderkriegen beeinflusst hatte. Er hasste dieses fünfminütige Chancenfenster. Letztendlich, meinte er, wäre es besser für ihn gewesen, sie hätte sich zu ihm umgedreht, beinahe kotzen müssen und ihm dann für den Rest des Abends die kalte Schulter gezeigt.
    Er vermisste Ned. Ned hatte ihm das gewisse Etwas verliehen, ein kleines il ne sait quoi, das ihm an einem Abend wie diesem gerade recht gekommen wäre. Doch er würde ihn nicht wieder zum Leben erwecken, den armen kleinen Wurm. Mochte er in Frieden ruhen.
    »Woher kennst du Robert?«, hatte Rachel ihn gefragt. »Oh, bloß … « Robert war Fernsehproduzent. Er bewegte sich in der Gesellschaft von Schauspielern, Autoren und Regisseuren. Alle Leute, die Robert kannte, waren umtriebige Macher und Medienmenschen und schon von Berufs wegen glamourös. Will hätte gerne gesagt, er hätte die Musik zu Roberts letzten Film geschrieben oder ihm seinen großen Durchbruch verschafft, oder sie träfen sich zum Lunch, um über die katastrophale Schlamperei zu diskutieren, die diese Regierung Kulturpolitik nannte. Das hätte er gerne gesagt, aber er konnte es nicht.
    »Ich … ich hab bloß vor Jahren mein Dope bei ihm gekauft.« Bedauerlicherweise traf das zu. Bevor Robert Fernsehproduzent geworden war, hatte er mit Dope gedealt. Er war nicht so ein Dealer mit Baseballschläger und Pitbull gewesen, sondern nur jemand, der immer etwas mehr kaufte, um es im Freundeskreis weiterzuverkaufen, und zu dem zählte Will damals, weil Will mit einer Bekannten von Robert liiert gewesen war … Wie auch immer, es war uninteressant, warum er Mitte der Achtziger mit Robert rumgezogen war. Das Problem war, dass er als einziger Mensch im Raum weder Macher noch Medienmensch war, und das wusste jetzt auch Rachel. »Ah ja, verstehe«, sagte sie. »Aber ihr seid in Kontakt geblieben.« Fiel ihm denn keine Story ein, warum er Robert immer noch traf, eine Story, die ihn vielleicht in einem

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