About a Boy
Willen), drehte sich Clive einen Joint, und es gab einen kleinen Knatsch: Lindsey war sauer auf Clive wegen ihrer Mutter, die keine Ahnung hatte, was er da trieb, bis alle ein Geschrei darum machten, und Fiona war auf Clive sauer wegen Marcus, der ihn schon zigtausendmal einen Joint hatte drehen sehen. »Er hat mich das bestimmt schon ein paar hundertmal machen sehen«, sagte Clive. Wie sich zeigte, hätte er das besser nicht gesagt, darum war Marcus froh, dass nicht er es gesagt hatte. »Ich wünschte, das hättest du nicht gesagt«, sagte Fiona. »Das hätte ich lieber nicht gehört.«
»Wieso? Dachtest du wirklich, ich hätte das Kiffen an dem Tag aufgegeben, an dem wir uns getrennt haben? Wie käme ich denn dazu?«
»Damals war Marcus noch kleiner. Er war immer schon im Bett, wenn du dir den ersten gedreht hast.«
»Ich rauche nie mit, Mum. Dad erlaubt es nicht.« »Na, da bin ich aber erleichtert. Solange du nicht mitrauchst, spricht ja nichts dagegen, dass dein Vater in deiner Anwesenheit seiner Drogensucht frönt.«
»Ha, ha«, machte Marcus. Die anderen im Zimmer blickten ihn an und setzten dann ihren Streit fort.
»Ab und zu einen Joint würde ich kaum Drogensucht nennen, du etwa?«
»Offensichtlich ja, sonst hätte ich es nicht gerade so genannt.« »Können wir das nicht ein andermal besprechen?«, fragte Lindsey. Ihre Mutter hatte bislang nichts gesagt, wirkte aber sehr interessiert.
»Warum? Weil deine Mutter hier ist?« Marcus hatte noch nie erlebt, dass sich Fiona mit Lindsey anlegte, aber jetzt legte sie sich mit ihr an.
»Leider kann ich mich ja mit Marcus’ Vater nie unterhalten, ohne dass aus mir unerfindlichen Gründen deine Mutter dabei ist. Du musst dich also, so Leid es mir tut, verdammt noch mal damit abfinden.«
»Schau, hier, ich stecke das Dope weg, okay? Dann regen wir uns alle wieder ab, sehen uns In ternational Velvet an und vergessen die Sache.«
»International Velvet kommt heute gar nicht«, sagte Marcus.
»Heute kommt I ndiana Jones und der Tempel des Todes.« »Darum ging es mir gar nicht, Marcus.«
Marcus sagte nichts, widersprach aber insgeheim: Es war nicht nur darum gegangen, aber eindeutig auch darum. »Ich weiß, dass er Drogen nimmt«, sagte Lindseys Mutter plötzlich. »Ich bin nicht blöd.« »Ich nehme keine Drogen«, protestierte Clive.
»Na, wie nennst du es denn sonst?«, fragte Lindseys Mutter. »Das nennt man nicht ›Drogen nehmen‹. Es ist ganz harmlos. ›Drogen nehmen‹ ist etwas anderes.«
»Meinen Sie, er ist der Einzige, der Drogen nimmt?«, fragte
Fiona Lindseys Mutter. »Glauben Sie, Ihre Tochter sitzt bloß
daneben und guckt zu?«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie meint gar nichts, Mum. Ich glaube, Clives Vorschlag war ausgezeichnet. Vergessen wir das Ganze und spielen stattdessen Teekesselchen oder so was.«
»Ich habe nichts von Teekesselchen gesagt. Ich habe vorgeschlagen, International Velvet anzusehen.«
»International Velvet kommt heute … «, fing Marcus an. »Halt den Mund, Marcus«, sagten alle, und dann lachten sie.
Aber der Streit hatte die Atmosphäre verändert. Clive und Fiona einigten sich darauf, die Sache mit dem Dope ein andermal in Ruhe zu bereden, Fiona und Lindsey gifteten sich ein paar Mal an, und selbst Will wirkte verändert, obwohl das alles nichts mit ihm zu tun gehabt hatte. Marcus hatte vorher den Eindruck gehabt, Will würde sich gut amüsieren, aber danach schien er abseits zu stehen, während er vorher zur Familie gehört hatte. Es schien ihm fast, als würde Will sich wegen des Streits über sie lustig machen, obwohl Marcus nicht verstand, warum. Und dann, nach dem Abendessen (für die Fleischfresser gab es kalten Bratenaufschnitt, von dem Marcus sich nahm, nur um zu sehen, was für ein Gesicht seine Mutter machte), kam Suzie mit ihrer kleinen Tochter vorbei, und nun waren sie an der Reihe, sich über Will lustig zu machen. Marcus wusste nicht, dass Will Suzie nicht mehr gesehen hatte, seit sie das mit Ned und SPAT und alles andere erfahren hatte. Niemand hatte irgendetwas gesagt, aber das musste nichts bedeuten; Marcus hatte immer angenommen, dass Erwachsene, sobald er zur Schule oder zu Bett gegangen war, alles Mögliche machten, von dem sie ihm nichts erzählten, aber nun kam ihm der Verdacht, dass das gar nicht stimmte, dass die Erwachsenen, die er kannte, keinerlei Geheimnisse hatten. In dem Moment, in dem Suzie eintrat, war klar, dass dies eine peinliche Situation war, besonders für Will: Er stand
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