About a Boy
hin.
»Danke für das Mittagessen und den Rest«, sagte er. »Ich muss los.«
»Es ist Suzies gutes Recht, ihre Wut herauszulassen, Will«,
sagte Fiona.
»Ja, und sie hat sie rausgelassen, und jetzt ist es mein gutes Recht, nach Hause zu gehen.« Er schlängelte sich zwischen den Geschenken, Gläsern und Leuten hindurch Richtung Tür. »Er ist mein Freund«, sagte Marcus plötzlich. »Ich habe ihn eingeladen. Eigentlich sollte ich ihm sagen dürfen, wann er nach Hause gehen soll.«
»Ich weiß nicht recht, ob Gastfreundschaft so funktioniert«, meinte Will.
»Aber ich möchte nicht, dass er schon geht«, sagte Marcus. »Das ist unfair. Wie kommt es, dass Lindseys Mutter noch hier ist, obwohl sie niemand eingeladen hat, und der, den ich eingeladen habe, will gehen, weil alle gemein zu ihm sind?« »Zuerst mal«, meinte Fiona, »habe ich Lindseys Mutter eingeladen, und es ist auch mein Zuhause. Außerdem waren wir nicht gemein zu Will. Suzie hat sich aus gutem Grund über Will geärgert, und das hat sie ihm gesagt.«
Marcus kam sich vor wie in einem Theaterstück. Er stand auf, Will stand auf, und dann stand auch noch Fiona auf; aber Lindsey, ihre Mutter und Clive blieben nebeneinander auf dem Sofa sitzen und schauten mit offenem Mund zu.
»Er hat doch nichts weiter gemacht, als für ein paar Wochen ein Kind zu erfinden. Mein Gott. Was macht das schon? Was ist daran schlimm? Was soll’s? Die Kinder in der Schule machen jeden Tag viel schlimmere Sachen.«
»Es ist nur so, dass Will die Schule schon recht lange hinter sich hat, Marcus. Er müsste aus dem Alter raus sein, in dem man Leute erfindet.«
»Schon, aber er hat sich seitdem doch gebessert, oder?« »Dürfte ich jetzt gehen?«, fragte Will, aber niemand nahm davon Notiz. »Wieso? Was hat er denn getan?«, fragte Suzie.
»Er wollte nie, dass ich jeden Tag in seine Wohnung komme.
Ich bin von mir aus hingegangen. Und er hat mir diese Schuhe gekauft, und wenigstens hört er mir zu, wenn ich erzähle, dass es in der Schule schrecklich ist. Ihr sagt mir nur, ich soll mich dran gewöhnen. Und er wusste auch, wer Kirk O’Bane war.« »Kurt Cobain … «, sagte Will.
»Und es ist ja wohl nicht so, dass ihr alle nie was falsch macht, oder?«, sagte Marcus. »Ich meine … « Jetzt musste er sich in Acht nehmen. Er wusste, dass er nicht zu viel, am besten gar nichts, über die Krankenhaussache sagen durfte. »Ich meine, wodurch habe ich Will denn überhaupt erst besser kennen gelernt?«
»Hauptsächlich dadurch, dass du einer Ente ein verdammt großes Baguette an den Kopf geworfen und sie damit getötet hast«, sagte Will.
Marcus konnte nicht glauben, dass Will jetzt davon anfing. Hier sollte es darum gehen, dass alle anderen Fehler machten, nicht darum, wie er die Ente umgebracht hatte. Aber dann fingen Suzie und Fiona an zu lachen, und Marcus merkte, dass Will wusste, was er tat. »Ist das wahr, Marcus?«, fragte sein Vater.
»Irgendwas war mit der nicht in Ordnung«, sagte Marcus. »Ich glaube, sie wäre sowieso gestorben.«
Suzie und Fiona lachten noch lauter. Das Publikum auf dem Sofa sah schockiert aus. Will setzte sich wieder hin.
24
Will verliebte sich Silvester, und dieses Ereignis kam für ihn völlig überraschend. Sie hieß Rachel, sie illustrierte Kinderbücher, und sie sah ein bisschen wie Laura Nyro auf dem Cover von G onna Take A Miracle aus: unruhig, hinreißend, bohemehaft, clever und jede Menge langer, wilder Haare.
Will hatte sich nie verlieben wollen. Wenn so etwas Freunden zustieß, war es ihm immer als eine besonders unerfreuliche Erfahrung vorgekommen, die Schlaf- und Appetitlosigkeit, und dann diese Schwermut, wenn die Liebe nicht erwidert wurde, und diese fragwürdige, debile Glückseligkeit, wenn etwas daraus wurde. Das waren Menschen, die sich nicht beherrschen oder schützen konnten, Menschen, die, wenn auch nur vorübergehend, nicht mehr allein sein konnten, Menschen, die ein neues Jackett, eine Tüte Gras und nachmittags eine Wiederholung von De tektiv Rockford - Anruf genügt plötzlich nicht mehr ausfüllte.
Viele Menschen wären natürlich begeistert gewesen, neben ihrem computergenerierten, idealen Lebenspartner Platz nehmen zu können, aber Will war Realist und erkannte sofort, dass das lediglich Anlass zur Panik gab. Er war so gut wie sicher, dass ihn Rachel ganz furchtbar unglücklich machen würde, hauptsächlich, weil er nichts an sich entdecken konnte, was sie womöglich interessieren könnte.
Wenn es in
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