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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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werde.«
    »Schlampen«, sagte Lee Hartley, aber er sagte es ganz leise im Weggehen.
    »Ich frage mich, wieso es mich zur Schlampe macht, wenn ich jemanden schlage«, sagte Ellie. »Jungs sind schon merkwürdige Geschöpfe. Du allerdings nicht, Marcus. Na ja, du bist
    schon merkwürdig, aber auf eine andere Art.«
    Aber Marcus hörte gar nicht richtig zu. Er war viel zu hingerissen von Ellie - von ihrem Stil, ihrer Schönheit und davon, dass sie Leute verprügeln konnte -, um darauf zu achten, was sie sagte.

    28

    Vierundzwanzig Stunden später war Marcus immer noch ganz aufgekratzt, und Will tat sich schwer, den richtigen Ton anzuschlagen. Er fand, es wäre falsch von dem Jungen, Ellies Angriff auf Lee Soundsos Kumpan als Zeugnis ihrer glühenden Liebe aufzufassen: Er bewies doch wahrscheinlich so ziemlich das Gegenteil - dass Marcus, solange er sich von Teenagermädchen auf der Straße beschützen lassen musste, keine besonders gute Partie war. Aber andererseits -vielleicht dachte Will ja ein wenig zu altmodisch. Vielleicht lief das heute so, und ein Mädchen war keinen zweiten Blick wert, ehe sie nicht irgendwem deinetwegen ein blaues Auge gehauen hatte. Ob so oder so, Marcus war noch verknallter in sie als vorher, und Will machte sich Sorgen um ihn.
    »Du hättest sie sehen müssen«, schwärmte Marcus.
»Mir ist, als wäre ich dabei gewesen.«
»Klatsch!«, machte Marcus.
»Ja. Klatsch. Du sagtest es bereits.«
»Sie ist spitze.«
    »Sicher, aber … « Will wusste, dass er Marcus mit der Theorie, dass sein gegenwärtiger Opferstatus ihn, was Sex und Liebe anging, nicht weiterbrachte, vertraut machen musste, auch wenn er sich damit auf ein heikles Terrain wagte. »Was meinst du, was sie davon hält, dich heraushauen zu müssen?« »Wie meinst du das?« »Na ja … normalerweise läuft das nicht so.« »Genau. Das ist ja das Tolle.«
    »Na, ich weiß nicht. Verstehst du, ich glaube, es muss Ellie schwer fallen, sich dich als ihren festen Freund vorzustellen,
    wenn dir jedes Mal, wenn sie sich ein Mars kauft, einer die
Brille wegnimmt und sie dann Jean-Claude Van Damme spie
len muss.«
»Wer ist Jean-Claude Van Damme?«
    »Vergiss es. Begreifst du, worauf ich hinaus will?« »Und was soll ich dagegen tun? Karate lernen oder so was?« »Ich sage ja nur, dass es am Ende vielleicht nicht die Art von Beziehung ist, die du dir wünschst. Nach meiner Erfahrung entwickeln sich Liebesgeschichten nicht so. Das hier sieht mehr nach Hündchen und Frauchen als nach Freund und Freundin aus.« »Ist doch super«, sagte Marcus fröhlich.
    »Es macht dir nichts aus, wie ein … ein dressiertes Meer schweinchen be handelt zu werden?«
    »Nein. Natürlich nicht. Damit bin ich zufrieden. Ich will bloß mit ihr zusammen sein.« Und das sagte er so aufrichtig und ohne jede Spur von Selbstmitleid, dass Will zum allerersten Mal den Wunsch verspürte, ihn an sich zu drücken.
    Will hatte keinesfalls vor, das Ellie-Marcus-Meerschweinchen-Modell für Rachel zu übernehmen, denn auch wenn er die Schlichtheit und den Anstand von Marcus’ Sehnsüchten erkannte, waren seine eigenen doch weder schlicht noch, wenn er ehrlich war, anständig, und mit dieser Tatsache im Hinterkopf wollte er die Sache angehen. Ellie wusste zumindest, wer und was Marcus war, auch wenn Marcus in dem Punkt keine Wahl hatte: Der komische kleine bebrillte Kerl, der vor dem Zeitungsladen zur Schnecke gemacht wurde, das war Marcus, und niemand behauptete irgendetwas anderes. Aber der Typ, der mit seinem zwölfjährigen Sohn zum Essen kam, das war nicht Will, und es gab jemanden, nämlich Will selbst, der eindeutig etwas anderes behauptete. Eines Tages, dachte er, würde er vielleicht die Lektion begreifen, dass eine erlogene Biographie eine reine Kurzzeitstrategie und nur bei Beziehungen von begrenzter Lebensdauer nützlich war. Busschaffnern oder Taxifahrern konnte man jeden Unsinn auftischen, vorausgesetzt, die Fahrt war kurz, aber wenn man beabsichtigte, mit einer Frau den Rest seines Lebens zu verbringen, war es unvermeidlich, dass sie früher oder später einiges herausfand.
    Will beschloss, alle falschen Vorstellungen, die er vielleicht geweckt hatte, mit der Zeit behutsam zu korrigieren, aber während ihres ersten Abends allein zu zweit musste er an den alten Aprilscherz denken, dass England den Rechtsverkehr einführen und die Umstellung nach und nach erfolgen würde. Es sah so aus, als könne man entweder lügen oder die Wahrheit sagen, und alles dazwischen sei

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