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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Ali könnte diese Lässigkeit zu schätzen wissen.
    »Wollt ihr Jungs ein bisschen hier oben bleiben?«, fragte Rachel beide.
    Marcus warf Will einen schnellen Blick zu, und Will nickte einmal hinter Rachels Rücken.
    »Klar«, sagte Marcus achselzuckend, und einen Moment lang liebte Will ihn heiß und innig.
    »Okay«, sagte Ali mit noch weniger Begeisterung. Rachel und Will gingen nach unten; zehn Minuten später - für Will Zeit genug, sich ein komplettes Szenario auszumalen, in dem sie alle vier für den Sommer ein Haus in Spanien mieteten - hörten sie eine Tür zuschlagen. Rachel ging nachsehen und kam Sekunden später atemlos ins Wohnzimmer zurück. »Ich fürchte, Marcus ist nach Hause gegangen«, sagte sie.

    27

    Marcus hatte es wirklich versucht. Er wusste, das Essen mit Rachel war für Will eine große Sache, und er wusste auch, dass Will, wenn Marcus heute alles richtig machte, seine Rolle gut spielte, sich verpflichtet fühlen würde, ihm bei Ellie irgendwie zu helfen. Aber dieser Ali ließ ihm keine Chance. Will und Rachel gingen nach unten, Ali starrte ihn einige Sekunden lang an und ging dann auf ihn los.
    »Das kannst du direkt vergessen «, war das Erste, was er sagte. »Ach ja?«, fragte Marcus, um etwas Zeit zu gewinnen. Offenbar war ihm bereits irgendwas entgangen, obwohl er nicht genau wusste, was.
    »Ich sag’s dir, wenn dein Vater mit meiner Mutter ausgeht, bist du tot. Ehrlich. Tot.«
    »Ach, der ist ganz in Ordnung«, sagte Marcus. Ali starrte ihn an, als wäre er verrückt.
    »Ist mir egal, ob der in Ordnung ist. Ich will nicht, dass er mit meiner Mutter geht. Also will ich ihn oder dich hier nicht mehr sehen, klar?«
    »Na ja«, meinte Marcus, »ich glaube kaum, dass ich da viel zu sagen habe.« »Wäre aber besser für dich. Sonst bist du tot.«
    »Kann ich mal an die Playstation? Was für Spiele hast du?«
    Marcus wusste, dass es mit einem Themenwechsel nicht unbedingt getan war. Manchmal funktionierte so was, aber vielleicht nicht dann, wenn jemand damit drohte, einen umzubringen. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Schon, aber … Ich weiß nicht, ob ich da im Augenblick viel tun kann. Wir sind zum Lunch eingeladen, und Will … das ist mein Vater, ich nenne ihn Will, weil … na, egal … er redet jetzt da unten mit Rachel, also deiner Mutter -« »Dass sie meine Mutter ist, weiß ich selbst.«
    »- und um ehrlich zu sein, er mag sie echt ziemlich gern. Und wer weiß, vielleicht mag sie ihn ja auch, also -«
    »SIE MAG IHN NICHT!«, schrie Ali plötzlich. »SIE MAG NUR MICH!«
    Marcus wurde langsam klar, dass Ali verrückt war, und war nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte. Er fragte sich, ob so etwas schon früher vorgekommen war, und wenn ja, ob das Kind, das damals an seiner Stelle gewesen war, sich hier noch irgendwo befand - vielleicht zerstückelt unter dem Teppich oder gefesselt in einem Schrank, wo es einmal am Tag mit den Resten von Alis Abendbrot gefüttert wurde. Dieses Kind wog vermutlich 20 Kilo und redete nur noch in seiner eigenen Sprache, die niemand sonst verstand, mal ganz abgesehen davon, dass ihm ohnehin nie jemand zuhörte, nicht mal seine Mutter oder sein Vater, die es nie wieder sehen würde.
    Marcus erwog sorgsam alle Möglichkeiten. Die, wie er fand, unattraktivere und damit unwahrscheinlichste war, zu bleiben und den Tag mit Ali zu verbringen, über dies und das zu quatschen, Witze zu machen und ein paar Spiele auf der Playstation zu spielen; das würde so nicht laufen. Er konnte zwar nach unten gehen, um Will und Rachel Gesellschaft zu leisten, aber Will hatte ihm praktisch befohlen, oben zu bleiben, und wenn er nach unten ginge, müsste er ihnen erklären, dass Ali ein Irrer war, der ihm jeden Moment Arme und Beine abhacken konnte, und das wäre nun wirklich peinlich. Nein, Marcus blieb keine andere Wahl, als einfach unbemerkt die Treppe runterzuflitzen, sich aus der Haustür zu stehlen und den nächsten Bus nach

    Hause zu nehmen; nach sehr kurzer Überlegung tat er genau das.

    Er stand an einer Bushaltestelle in der Nähe des Camden Lock, als Will ihn aufspürte. Marcus’ Orientierungsvermögen war nicht sehr ausgeprägt, und tatsächlich stand er auf der falschen Straßenseite und wartete auf einen Bus, der ihn ins West End befördert hätte, also hatte es auch sein Gutes, dass Will neben ihm anhielt und ihm befahl, ins Auto zu steigen. »Was soll das denn jetzt?«, fragte ihn Will sauer. »Habe ich es verbockt?« Und dann, auch wenn er das

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