Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
Vom Netzwerk:
ein ziemlicher Drahtseilakt.

    »Oh«, war alles, was Rachel zunächst sagte, nachdem er ihr erklärt hatte, er sei nicht Marcus’ leiblicher Vater. Sie bemühte sich vergeblich, einen Knäuel Seetang mit ihren Essstäbchen aufzunehmen.
    »Weißt du, das ist nicht wirklich Seetang«, sagte Will in dem hilflosen Bemühen, es so hinzustellen, als sei seine Offenbarung keine große Geschichte - jedenfalls nicht für ihn. »Es ist Kopfsalat oder so was. Sie hobeln ihn, braten ihn und tun Zucker und … « »Und wer ist dann sein leiblicher Vater?«
    »Nun ja«, machte Will. Warum war ihm nicht der Gedanke gekommen, dass, wenn er es nicht war, ja ein anderer Marcus’ Vater sein musste? Warum dachte er an so was nie? »Der Typ heißt Clive und lebt in Cambridge.« »Verstehe. Und du kommst gut mit ihm aus?«
    »Ja. Wir haben sogar Weihnachten zusammen verbracht.« »Also - tut mir Leid, ich blicke hier nicht ganz durch - wenn du nicht der leibliche Vater von Marcus bist und er auch nicht bei
    dir lebt, wieso ist er dann dein Sohn?«
    »Ja. Ha, ha. Ich verstehe, was du meinst. Für einen Außenstehenden muss das sehr verwirrend aussehen.« »Dann sag mir, wie es von drinnen aussieht.«
    »Es ist halt so ein Vater-Sohn-Verhältnis. Ich bin alt genug, sein Vater zu sein. Er ist jung genug, mein Sohn zu sein. Also -«
    »Du bist alt genug, um der Vater von so ziemlich jedem unter zwanzig zu sein. Warum ausgerechnet dieser Junge?« »Ich weiß nicht. Wie das halt so geht. Möchtest du jetzt auf Wein umsteigen oder bleibst du beim chinesischen Bier? Aber erzähl doch mal von deinem Verhältnis zu Ali. Ist das auch so kompliziert wie das zwischen mir und Marcus?« »Nein. Ich habe mit seinem Vater geschlafen und Ali neun Monate später zur Welt gebracht. Das war alles. Ziemlich unspektakulär, aber so ist das normalerweise.« »Ja. Beneidenswert.«
    »Tut mir Leid, wenn ich noch mal darauf zurückkomme, aber ich habe das immer noch nicht ganz kapiert. Du bist Marcus’ Stiefvater, aber du lebst weder mit ihm noch mit seiner Mutter zusammen.« »Ja, so kann man das wohl auch betrachten.« »Wie könnte man es sonst betrachten?«
    »Ha. Ich verstehe, was du meinst«, sagte er nachdenklich, als sei ihm erst in der Sekunde aufgefallen, dass es nur eine einzige Weise gab, es zu betrachten.
    »Hast du jemals mit der Mutter von Marcus zusammengelebt?« »Kommt darauf an, was du mit ›zusammenleben‹ meinst.« »Hattest du je ein Paar frische Socken in ihrer Wohnung? Oder eine Zahnbürste?«
    Mal angenommen, Fiona hätte ihm ein Paar Socken zu Weihnachten geschenkt. Und er hätte sie bei ihr gelassen und wäre bislang noch nicht dort gewesen, um sie abzuholen. Dann könnte er guten Gewissens behaupten, er hätte nicht nur einmal ein Paar frischer Socken bei Fiona gehabt, sondern sie wären immer noch dort! Nur hatte sie ihm dummerweise keine Socken, sondern dieses blöde Buch geschenkt. Und selbst das Buch hatte er nicht bei ihr gelassen. Damit war das Traumsockenszenario nicht mehr als das - ein Traum. »Nein.« »Einfach nein?« »Ja.«
    Er nahm sich die letzte Minifrühlingsrolle, tunkte sie in die Chilisauce, stopfte sie sich in den Mund und benahm sich, als sei sie viel zu groß und würde ihn einige Minuten am Sprechen hindern. Rachel würde das Reden übernehmen müssen, und wahrscheinlich würde sie irgendwann über etwas anderes reden wollen. Er hätte gerne gehört, welches Buch sie zur Zeit illustrierte oder wie groß ihr Ehrgeiz war, ihre Arbeiten auszustellen, oder auch, wie sehr sie sich auf das Wiedersehen mit ihm gefreut hatte. Das waren die Gesprächsthemen, die ihm vorgeschwebt hatten; Gespräche über imaginäre Kinder hatte er satt, und noch mehr Gespräche darüber, warum er sie eigentlich erfunden hatte.

    Aber Rachel saß nur da und wartete darauf, dass er seinen Bissen aufaß, und soviel er auch kaute, grimassierte, schluckte und würgte, eine Minifrühlingsrolle hielt nicht ewig vor. Also sagte er ihr die Wahrheit, wie er es hatte kommen sehen, und sie war entsetzt, was ihr gutes Recht war.
    »Ich habe nie ausdrücklich behauptet, er sei mein Sohn. Die Worte ›Ich habe einen Sohn namens Marcus‹ sind nie über meine Lippen gekommen. Du hast das nur so verstehen wollen.«
    »Klar, genau. Ich bin hier die Traumtänzerin. Ich wollte glauben, du hättest einen Sohn, darum ist meine Phantasie mit mir
    durchgegangen.«
    »Weißt du, das ist eine sehr interessante Theorie. Ich habe in der Zeitung mal von einem

Weitere Kostenlose Bücher