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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Kerl gelesen, der lauter Frauen in den besten Jahren reinlegen und sie um ihre sämtlichen Ersparnisse erleichtern konnte, nur weil sie ihn für vermögend hielten. Und der Witz war, er musste nicht mal irgendwas tun, um es ihnen zu beweisen. Sie glaubten ihm einfach.« »Er hat ihnen also erzählt, er wäre reich. Er hat gelogen. Das ist was anderes.«
    »Ah ja. Ich verstehe, was du meinst. An dem Punkt beginnt der Vergleich zu hinken, nicht?«
    »Weil du nicht gelogen hast. Ich habe mir das alles ausgedacht. Ich dachte mir: Netter Typ, hätte er doch bloß ein Kind, einen linkischen, möglichst vorpubertären Sohn, und dann tauchst du mit Marcus bei mir zu Hause auf, und Bingo! konstruierte ich aus einem tief verwurzelten, unbewussten Zwang heraus diesen verrückten Zusammenhang.«
    Es wurde nicht ganz so schlimm, wie Will befürchtet hatte. Sie konnte definitiv auch eine komische Seite daran sehen, obwohl sie ihn ganz klar für einen Irren hielt.
    »Lass dir deswegen keine grauen Haare wachsen. Hätte jedem passieren können.«
    »He, überspann den Bogen nicht. Wenn ich amüsiert und tole
rant sein will, ist das meine Sache. Ich bin noch nicht so weit,
dass du auch Witze reißen darfst.«
»Entschuldigung.«
    »Aber wie passt Marcus da rein? Ich meine, du hast ihn ja offenbar nicht für den Nachmittag angeheuert. Irgendeine Beziehung scheint da doch zu bestehen.«
    Sie hatte natürlich Recht, und er rettete einen potentiell katastrophalen Abend, indem er ihr alles beichtete, was es zu beichten gab. Beinahe alles, jedenfalls: Er erzählte ihr nicht, dass er Marcus überhaupt nur kennen gelernt hatte, weil er SPAT beigetreten war. Er sagte es ihr nicht, weil er dachte, es würde nicht gut klingen, wenn er direkt nach einer ganz ähnlichen Enthüllung damit kam. Sie sollte nicht am Ende den Eindruck gewinnen, er hätte ein Problem.

    Rachel lud ihn nach dem Essen noch zu sich auf einen Kaffee ein, aber Will wusste, dass kein Sex in der Luft lag. Oder genauer gesagt, es gab da einen zarten, kaum wahrnehmbaren Hauch, aber da er von ihm ausging, zählte er nicht. Er fand Rachel so attraktiv, dass immer Sex in der Luft liegen würde, wenn er mit ihr zusammen war. Von ihr schien nur stille Belustigung und eine Art verblüffter Toleranz zu kommen, und obwohl er für diese kleinen Gunstbeweise dankbar war, konnte er sich kaum vorstellen, dass das Vorboten irgendwelcher körperlicher Intimitäten waren, die über ein flüchtiges Haarezausen hinausgingen.
    Rachel servierte Kaffee in riesengroßen blauen Designertassen, und sie nahmen einander gegenüber Platz, Rachel auf dem Sofa ausgestreckt, Will kerzengerade in einem alten Sessel, auf dem eine asiatisch aussehende Zierdecke lag.
    »Warum dachtest du, Marcus würde dich interessanter er
scheinen lassen?«, fragte sie ihn, nachdem sie eingeschenkt,
umgerührt, gepustet und alles andere gemacht hatten, was sie
mit Kaffeetassen anzufangen wussten.
»Machte es mich interessanter?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Wieso?«
    »Weil … Willst du wirklich die Wahrheit wissen?« »Ja.«
    »Weil ich dich irgendwie für eine Null hielt - einer, der nicht arbeitet, sich für nichts engagiert, anscheinend nicht viel zu sagen hat, und als du dann sagtest, du hättest ein Kind … « »Das habe ich ja gar -«
    »Ja ja, wie auch immer. Da dachte ich, du hast diesen Typ ganz falsch eingeschätzt.«
    »Na bitte. Du hast dir die Frage selbst beantwortet.«
»Aber ich habe di ch falsch eingeschätzt.«
»Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil da wirklich etwas ist. Das mit Marcus ist keine reine Erfindung von dir. Du engagierst dich, dir liegt etwas an ihm. Und du verstehst ihn und machst dir Sorgen um ihn. Also bist du nicht der Mann, für den ich dich hielt, bevor du ihn erwähnt hast.«
    Will wusste, dass ihn das eigentlich hätte aufmuntern sollen, aber das tat es nicht. Zum einen kannte er Marcus erst seit wenigen Monaten, daher hatte Rachel eine interessante Frage hinsichtlich der sechsunddreißig Jahre aufgeworfen, die ihm durch die Finger geglitten waren. Und außerdem wollte er nicht durch Marcus definiert sein. Er wollte ein eigenes Leben und eine eigene Identität haben; er wollte um seiner selbst willen interessant sein. Wo hatte er diese Klage schon einmal gehört? Genau, bei SPAT. Er hatte sich in einen Alleinerziehenden verwandelt, ohne sich vorher die Mühe zu machen, ein Kind zu zeugen.
    Allerdings hatte Jammern jetzt keinen Sinn mehr. Dazu war es zu spät; er hatte seine eigenen

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