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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Ratschläge in den Wind geschlagen, Ratschläge, mit denen er sein gesamtes Erwachsenenleben lang gut gefahren war. Wie Will es sah, war der Grund für die Depressionen einiger Leute von SPAT weniger der, dass sie Kinder hatten. Ihre Probleme hatten viel früher begonnen, nämlich, als sie sich verliebten und sich damit verletzbar machten. Nun hatte Will das Gleiche getan, und er musste sich gestehen, dass er nur bekam, was er verdiente. Bald würde er mit geschlossenen Augen singen, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.

    29

    Drei oder vier Wochen lang - länger konnte es nicht gewesen sein, aber wenn Marcus später zurückblickte, kam es ihm wie Monate oder Jahre vor - passierte gar nichts. Er traf Will, er traf Ellie (und Zoe) in der Schule, Will kaufte ihm eine neue Brille und ließ ihm beim Friseur die Haare schneiden, dank Will lernte er einige Interpreten kennen, die nicht Joni Mitchell oder Bob Marley hießen und die Ellie kannte und nicht hasste. Er fühlte sich, als würde er sich verändern, in seinem Körper und in seinem Kopf, und dann ging bei seiner Mutter die Heulerei wieder los.
    Wie vorher schien es keinen konkreten Grund dafür zu geben. Und genau wie vorher begann es langsam, mit einem gelegentlichen Schniefen nach dem Essen, das sich eines Abends in einen langen, beängstigenden Heulkrampf steigerte, einen Ausbruch, gegen den Marcus nichts machen konnte, ganz gleich, wie viele Fragen er ihr stellte und wie oft er sie umarmte; und schließlich waren auch die Tränen beim Frühstück wieder da, und er wusste ganz genau, dass es schlimm stand und dass sie Schwierigkeiten hatten.
    Eins aber war anders: Vorher, während der ersten Phase des Frühstücksweinens, ein paar hundert Jahre früher, war er auf sich allein gestellt gewesen, jetzt waren alle möglichen Leute da. Er hatte Will, er hatte Ellie, er hatte … na, immerhin, er hatte zwei Menschen, zwei Freunde, und stand damit schon besser da als vorher. Er bräuchte nur zu einem von den beiden hinzugehen und zu sagen: »Meine Mutter hat wieder damit angefangen«, und sie würden wissen, was er meinte, und in der Lage sein, irgendetwas Hilfreiches zu sagen.
    »Meine Mutter hat wieder damit angefangen«, sagte er zu Will am zweiten Tag des Frühstücksweinens. (Am ersten Tag hatte er noch nichts erzählt, falls es sich nur als vorübergehende Depression erweisen sollte, aber als es am nächsten Morgen wieder losging, begriff er, dass es dumm gewesen war, sich Hoffnungen zu machen.) »Womit?«
    Im ersten Moment war Marcus enttäuscht, aber er hatte Will ja wirklich nicht viele Anhaltspunkte gegeben. Sie konnte mit allem Möglichen wieder angefangen haben, eigentlich komisch, wenn man darüber nachdachte: Niemand konnte behaupten, seine Mutter sei berechenbar. Sie könnte wieder meckern, weil Marcus in Wills Wohnung ging, sie könnte ihn wegen der Klavierstunden nerven, oder sie könnte einen neuen Freund kennen gelernt haben, den Marcus nicht besonders leiden konnte (Marcus hatte Will von den merkwürdigen Männern erzählt, mit denen sie nach der Trennung von Clive zusammen gewesen war) … Es war irgendwie ganz nett, sich die verschiedenen Dinge vorzustellen, die er gemeint haben könnte, als er sagte, sie habe wieder damit angefangen. Es ließ seine Mutter interessant und kompliziert erscheinen, was sie natürlich war. »Mit dem Heulen.«
    »Oh.« Sie waren in Wills Küche und toasteten Crumpets im Grill; das war ein Donnerstagnachmittags-Ritual, das sich bei ihnen eingebürgert hatte. »Machst du dir Sorgen um sie?« »Klar. Sie ist wieder genau wie vorher. Schlimmer sogar.« Das stimmte nicht. Nichts konnte schlimmer sein als vorher, denn vorher war es ewig lange so gegangen und hatte dann am Tag der toten Ente den Höhepunkt erreicht, aber er wollte sichergehen, dass Will begriff, wie ernst es war. »Und was willst du nun unternehmen?«
    Marcus war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass er etwas unternehmen müsse, zum einen, weil er auch vorher nichts unternommen hatte (andererseits war »vorher« ja nicht ganz so toll gelaufen, also sollte er sich »vorher« vielleicht nicht zum Vorbild nehmen), und zum anderen, weil er dachte, Will könnte sich einschalten. Das wollte er eigentlich. Dazu hatte man doch Freunde, fand er. »Was ich unternehmen will? Was willst du denn unternehmen?«
    »Was ich unternehmen will?« Will lachte, aber dann fiel ihm
ein, dass das Thema im Grunde nicht komisch war. »Ich kann
nichts tun, Marcus.«
»Du

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