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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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zu freuen, ihn zu sehen. Sie machte einen niedergeschlagenen und verstörten Eindruck, sagte kein Wort und reagierte auch nicht, als er sie in der Pause in ihrer Klasse besuchte. Zoe saß neben ihr, sah sie an und hielt ihre Hand. »Was ist passiert?« »Hast du nichts davon gehört?«, fragte Zoe.
    Marcus hasste es, wenn man ihn das fragte, denn das hatte er
nie.
»Ich glaub nicht.«
»Kurt Cobain.«
»Was ist mit ihm?«
    »Hat versucht, sich umzubringen. Mit einer Überdosis.« »Geht es ihm gut?«
    »Wir glauben schon. Sie haben ihm den Magen ausgepumpt.«
»Gut.«
»Nichts ist gut«, sagte Ellie.
»Nein«, sagte Marcus, »aber … «
    »Er wird es tun, weißt du«, sagte Ellie. »Irgendwann. Das tun sie immer. Er will sterben. Das war kein Hilferuf. Er hasst diese Welt.«

    Marcus wurde plötzlich übel. Als er gestern Abend Wills Wohnung verlassen hatte, hatte er sich dieses Gespräch mit Ellie ausgemalt, und wie sie ihm auf eine Weise Mut machen würde, wie Will es nie könnte, doch jetzt war alles ganz anders; stattdessen begann sich der Raum langsam um ihn zu drehen, und alle Farben darin verblassten.
    »Woher willst du das wissen? Woher weißt du, dass er nicht
nur Scheiße gebaut hat? Ich wette, so was macht er nie wie
der.«
»Du weißt nicht, wie er ist«, sagte Ellie.
    »Und du auch nicht«, schrie Marcus sie an. »Er ist ja nicht mal ein realer Mensch. Er ist bloß ein Sänger. Er ist nur ein Gesicht auf einem Sweatshirt. Es ist ja nicht so, als sei er die Mutter von jemandem.«
    »Nein, er ist der Vater von jemandem, du kleiner Sack«, sagte Ellie. »Er ist der Vater von Frances Bean. Er hat eine wunderschöne kleine Tochter und will trotzdem sterben. Jetzt weißt du’s.«
    Ja, jetzt wusste er’s, dachte Marcus. Er drehte sich um und rannte nach draußen.

    Er beschloss, die nächsten Stunden zu schwänzen. Wenn er in die Mathestunde ginge, würde er dasitzen und träumen und verspottet und ausgelacht werden, wenn er versuchte, eine Frage zu beantworten, die, wenn überhaupt, bereits vor einer Stunde oder einem Monat gestellt worden war. Er wollte allein sein, um vernünftig nachdenken zu können, ohne überflüssige Störungen, darum ging er zum Jungenklo an der Sporthalle und schloss sich in die Kabine ganz rechts ein, denn in der verliefen tröstlich warme Heizungsrohre an der Wand, auf die man sich hocken konnte. Nach ein paar Minuten kam jemand herein und begann an die Tür zu treten.
    »Bist du da drin, Marcus? Es tut mir Leid. Ich hatte nicht an das mit deiner Mutter gedacht. Ist schon gut. Sie ist nicht wie Kurt.«
    Er zögerte einen Augenblick, dann entriegelte er die Tür und
linste hinaus.
»Woher weißt du das?«
    »Weil du Recht hast. Er ist kein realer Mensch.« »Das sagst du nur, um mich zu trösten.«
    »Okay, er ist ein realer Mensch. Aber er ist kein normaler rea
ler Mensch.«
»Wie denn das?«
    »Keine Ahnung. Ist eben so. Er ist wie James Dean, Marilyn Monroe und Jimi Hendrix und solche Leute. Man weiß, dass er sterben wird, und damit ist es okay.«
    »Okay für wen? Nicht für … wie hieß sie gleich?« »Frances Bean?«
    »Ja. Warum sollte es für sie okay sein? Für sie ist das nicht okay. Nur für dich ist es okay.«

    Ein Junge aus Ellies Jahrgang kam rein, um aufs Klo zu gehen. »Hau schon ab«, sagte Ellie, als hätte sie das schon hundertmal vorher gesagt und der Junge sowieso kein Recht, überhaupt pinkeln zu wollen. »Wir unterhalten uns.« Er machte den Mund auf, um zu widersprechen, begriff dann, mit wem er sich anlegen wollte, und ging wieder hinaus. »Kann ich reinkommen?«, fragte Ellie, als er weg war. »Wenn der Platz reicht.«
    Sie quetschten sich nebeneinander auf die Heizungsrohre, und Ellie zog die Tür zu und schloss ab.
    »Du denkst, ich würde mich auskennen, aber das stimmt nicht«, sagte Ellie. »Nicht richtig. Ich verstehe überhaupt nichts von solchen Sachen. Ich verstehe nicht, warum er sich so fühlt, wie er sich fühlt, oder warum sich deine Mutter fühlt, wie sie sich fühlt. Und ich weiß nicht, wie ich mich an deiner Stelle fühlen würde. Ich hätte ziemliche Angst, schätze ich.« »Ja.« Und dann begann er zu weinen. Es war kein lautes Weinen, ihm traten nur die Tränen in die Augen und liefen langsam seine Wangen hinunter, aber es war trotzdem peinlich. Er hätte nie gedacht, dass er vor Ellie weinen würde.
    Sie legte ihren Arm um ihn. »Ich will damit sagen: Hör nicht
auf mich. Du weißt mehr als ich. Eigentlich müsstest du mir
was

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