Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
Vom Netzwerk:
darüber sagen.«
»Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Dann lass uns über etwas anderes reden.« Aber eine Zeit lang
    redeten sie überhaupt nicht. Sie saßen zusammen auf den Rohren, bewegten ihre Hintern, wenn sie zu heiß wurden, und warteten, bis sie bereit waren, wieder in die Welt hinauszugehen.

    30

    Will war nicht schwindelfrei, darum schaute er nicht gerne nach unten. Aber manchmal ging es nicht anders. Manchmal sagte irgendjemand irgendetwas, und dann sah er nach unten und verspürte den unwiderstehlichen Drang zu springen. An das letzte Mal konnte er sich noch gut erinnern: Das war, als er und Jessica sich getrennt hatten und sie ihn spätnachts anrief und sagte, er sei zu nichts zu gebrauchen, das Letzte, aus ihm würde nie was werden und er würde es nie zu was bringen und dass er mit ihr die Chance gehabt hätte - sie hatte da eine verschrobene, unbegreifliche Redewendung benutzt -, ein bisschen Salz aufs Eis zu streuen, das war es gewesen, weil er dann eine ernsthafte, erfüllte Beziehung gehabt hätte, und vielleicht eine Familie. Und während sie das sagte, überkam ihn ein klammes, flaues Panikgefühl, weil er wusste, dass es Menschen gab, die ihr darin zustimmen würden, aber er wusste auch, dass er beim besten Willen nichts dagegen tun konnte.
    Dasselbe Gefühl hatte er auch gehabt, als Marcus ihn bat, etwas wegen Fiona zu unternehmen. Natürlich sollte er wegen Fiona etwas unternehmen; das ganze Gerede, er sei nicht anders als Marcus, nur größer, war natürlich Mumpitz. Er war älter als Marcus, er kannte sich besser aus … Wie man es auch betrachtete, immer fand sich etwas, das ihm sagte: Misch dich ein, hilf dem Jungen, kümmere dich um ihn.
    Er wollte ihm ja helfen und hatte es in mancher Hinsicht schon getan. Aber diese Sache mit den Depressionen, in die wollte er auf keinen Fall verwickelt werden. Er konnte das ganze Gespräch schon aus dem Kopf diktieren, er hörte es wie ein Hör spiel, und ihm gefiel nicht, was er hörte. Es gab da vor allem ein Wort, bei dem er sich die Ohren zuhalten wollte; das war schon immer so gewesen und würde auch so bleiben, solange sich sein Leben um Countd own und Home and Away u nd neue Sandwichkreationen bei Marks & Spencer drehte, und er sah keine Möglichkeit, das Wort zu vermeiden, wenn er mit Fiona über ihre Depressionen sprach. Dieses Wort hieß »Sinn«. Wie in »Welchen Sinn hat das?«, »Das Leben hat keinen Sinn mehr«, »Das ist doch sinnlos«. Man konnte kein Gespräch über das Leben und schon gar nicht über die Aussicht, es zu beenden, führen, ohne auf den beschissenen Sinn zu sprechen zu kommen, und Will fiel beim besten Willen kein Sinn ein. Manchmal war das okay; zum Beispiel, wenn man um zwei Uhr morgens total weggebombt von halluzinogenen Pilzen war und irgendein Arschloch, das mit dem Kopf an die Boxen gelehnt auf dem Boden lag, über den Sinn sprechen wollte, dann brauchte man nur zu sagen: »Es gibt keinen Sinn, also halt den Rand.« Aber das konnte man niemandem sagen, der so unglücklich und verwirrt war, dass er sich eine ganze Flasche Tabletten in den Hals kippen und bis zum Jüngsten Tag ausschlafen wollte. Jemandem wie Fiona zu sagen, es gäbe keinen Sinn, wäre mehr oder weniger das Gleiche, wie sie umzubringen, und auch wenn Will nicht immer einer Meinung mit ihr gewesen war, konnte er doch ehrlich sagen, dass er nicht den Wunsch hatte, sie zu töten. Menschen wie Fiona kotzten ihn so richtig an. Sie zogen alle anderen runter. Es war gar nicht leicht, immer obenauf zu schwimmen; dazu gehörten Geschick und eiserne Nerven, und wenn einem Menschen dann erzählten, sie dächten an Selbstmord, konnte man förmlich spüren, wie sie einen mit sich in die Tiefe rissen. Den Kopf über Wasser zu halten, nur darum ging es, glaubte Will. Darum ging es jedem, aber alle, die einen Grund zum Leben hatten, Jobs, Beziehungen oder Haustiere, die hatten den Kopf ohnehin weit über Wasser. Die wateten im seichten Ende des Beckens und konnten nur bei einem grotesken Unfall, einer unerwarteten Riesenwelle aus der Wellenmaschine, absaufen. Aber Will musste ganz schön strampeln. Er hatte sich ins tiefe Becken gewagt und einen Krampf bekommen, wahrscheinlich, weil er zu kurz nach dem Mittagessen reingesprungen war, und er sah schon lebhaft vor sich, wie er von einem Lackaffen von Rettungsschwimmer mit blondem Haar und Waschbrettbauch herausgefischt wurde, nachdem seine Lungen reichlich Zeit gehabt hatten, sich mit gechlortem Wasser

Weitere Kostenlose Bücher