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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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könntest mit ihr sprechen.«
»Warum sollte sie auf mich hören? Wer bin ich denn? Ein Nie
mand.«
»Du bist kein Niemand. Du bist …«
    »Nur weil du nach der Schule hier eine Tasse Tee trinken kommst, kann ich deine Mutter noch lange nicht daran hindern … kann ich deine Mutter noch lange nicht aufmuntern. Ich weiß sogar genau, dass ich es nicht kann.« »Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Au. Scheiße. Entschuldigung.« Will hatte sich die Finger verbrannt, als er versuchte, ein Crumpet herauszunehmen. »Dafür hältst du uns also? Freunde?« Das schien er auch wieder komisch zu finden; er grinste jedenfalls. »Ja. Für was würdest du uns denn halten?« »Ach, Freunde geht in Ordnung.« »Warum grinst du?« »Hat doch was Komisches, oder? Du und ich?«
    »Irgendwie schon.« Marcus dachte noch ein wenig darüber
nach, »Wieso?«
»Wegen des Größenunterschieds.«
»Oh. Verstehe.«
»Achtung, Witz.«
    »Ha, ha.«
    Will ließ Marcus die Crumpets buttern, weil er das so liebte. Es war viel besser, als Toast zu buttern, denn bei Toast passierte es schon mal, dass die Butter zu kalt und hart war und man nur das Dunkle abkratzte, das Toast erst zu Toast machte, und das hasste er. Bei Crumpets ging es wie von selbst: Man tat einfach einen Klacks Butter drauf, wartete ein paar Sekunden und verteilte sie dann noch ein bisschen, bis sie in den Löchern zu versickern begann. Das war eine der wenigen Gelegenheiten im Leben, wo immer alles wie geschmiert lief. »Willst du was drauf haben?«
    »Ja.« Er nahm sich den Honig, steckte das Messer ins Glas und begann es zu drehen.
    »Hör mal«, sagte Will. »Du hast Recht. Wir sind Freunde. Und darum kann ich nichts für deine Mutter tun.« »Wieso denn nicht?«
    »Ich habe gesagt, das mit dem Größenunterschied ist ein Witz, aber vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht solltest du es genauso sehen. Ich bin dein Kumpel und bin ungefähr zwei Köpfe größer als du, und das wär’s.«
    »Tut mir Leid«, sagte Marcus, »ich verstehe dich nicht.«
»Ich hatte in der Schule auch einen Freund, der zwei Köpfe
größer war als ich. Ein echter Riese. Er war in der zweiten
Klasse schon eins achtzig.«
»Zweite Klassen haben wir nicht.«
»Ist doch egal, welche Klasse. Achte.«
»Und weiter?«
    »Ich hätte ihn niemals um Hilfe gebeten, wenn meine Mutter deprimiert war. Wir haben uns über Fußball und Co bra, über nehmen Sie unterhalten, und das war’s. Nimm mal an, wir hätten zum Beispiel, ich weiß nicht, meinetwegen darüber geredet, ob Peter Osgood für England spielen sollte, und ich hätte dann plötzlich gesagt: ›Hey Phil, könntest du nicht mal mit meiner Mutter reden, denn sie weint dauernd‹, dann hätte er mich angeglotzt, als wäre ich bekloppt. Er war zwölf. Was sollte er meiner Mutter erzählen? ›Hallo, Mrs. Freeman, haben Sie es schon mal mit Beruhigungspillen versucht?‹« »Ich kenne keinen Peter Osgood. Ich verstehe nichts von Fußball.«
    »Ach, Marcus, sei doch nicht so begriffsstutzig. Was ich dir sagen will, ist: Okay, ich bin dein Freund. Ich bin nicht dein Onkel, ich bin nicht dein Vater, ich bin nicht dein großer Bruder. Ich kann dir sagen, wer Kurt Cobain ist und welche Turnschuhe richtig sind, mehr nicht. Kapiert?« »Ja.« »Gut.«
    Aber auf dem Heimweg erinnerte Marcus sich an das Ende des Gesprächs, wie Will in einem Ton »Kapiert?« gesagt hatte, der ihm zu verstehen geben sollte, dass das Gespräch beendet war, und er fragte sich, ob Freunde so was taten. Er glaubte nicht, dass sie das taten. Er kannte Lehrer, die das sagten, und Eltern, die das sagten, aber er kannte keine Freunde, die das sagten, ganz egal, wie groß sie waren.
    Marcus war von Wills Reaktion nicht wirklich überrascht. Wenn man ihn gefragt hätte, wer sein bester Freund war, hätte er Ellie genannt, nicht nur, weil er sie liebte und mit ihr gehen wollte, auch weil sie nett zu ihm war, immer schon, abgesehen von ihrer ersten Begegnung, wo sie ihn dreckige kleine Rotznase genannt hatte. Damals war sie nicht besonders nett gewesen. Man konnte nicht behaupten, Will sei niemals nett zu ihm gewesen, man denke an die Turnschuhe, die Crumpets, die Videospiele und so weiter, aber man konnte behaupten, dass Will manchmal nicht begeistert war, ihn zu sehen, besonders wenn er vier oder fünf Tage am Stück vorbeikam. Ellie hingegen umarmte ihn immer und machte um ihn ein großes Getue, und das, fand Marcus, musste etwas zu bedeuten haben. Heute aber schien sie sich nicht sehr

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