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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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zu füllen. Er brauchte einen Rettungsring, an den er sich klammern konnte, und keinen Ballast wie Fiona. Es tat ihm ja Leid, aber so war es nun mal. Und das war das Gute an Rachel: Sie war sein Rettungsring. Sie konnte ihn über Wasser halten. Er ging Rachel besuchen.

    Seine Beziehung zu Rachel war bizarr, jedenfalls das, was Will unter bizarr verstand, wenn auch nicht ganz so bizarr wie das, was David Cronenberg oder der Typ, der Di e Wespenfabrik geschrieben hatte, vermutlich darunter verstanden. Das Bizarre war, dass sie immer noch nicht miteinander geschlafen hatten, obwohl sie sich seit ein paar Wochen regelmäßig sahen. Das war bislang einfach kein Thema gewesen. Er war ziemlich sicher, dass sie ihn mochte, denn sie schien seine Gesellschaft zu genießen, und ihnen ging nie der Gesprächsstoff aus; und er war mehr als sicher, dass er sie mochte, denn er genoss ihre Gesellschaft, er wollte für den Rest seines Lebens ununterbrochen mit ihr zusammen sein, und er konnte sie nicht ansehen, ohne sich bewusst zu sein, dass er dabei riesengroße und wahrscheinlich komisch wirkende Pupillen bekam. Man konnte durchaus sagen, dass ihre Gefühle füreinander unterschiedlich heftig waren.
    (Zu allem anderen hatte er auch noch das fast unwiderstehliche
    Verlangen entwickelt, sie zu küssen, wenn sie etwas Interessantes sagte, und er hielt das für ein gutes Zeichen - er hatte noch nie eine Frau küssen wollen, nur weil sie geistreich war -, sie wurde allerdings misstrauisch, obwohl sie, soweit er das beurteilen konnte, nicht ahnte, was in ihm vorging. Es war immer das Gleiche: Sie sprach humorvoll, leidenschaftlich und mit origineller, spritziger Intelligenz über Ali oder Musik oder ihre Bilder, und er verlor sich in irgendwelche möglicherweise erotischen, aber ganz bestimmt romantischen Träumereien, bis sie ihn irgendwann fragte, ob er überhaupt zuhöre, was ihm dann so peinlich war, dass er derart übertrieben protestierte, dass man den Eindruck haben musste, er hätte nicht zugehört, weil sie ihn zu Tode langweilte. Es war wirklich ein doppeltes Paradoxon: Man genoss die Unterhaltung mit einer Frau so sehr, dass man a) aussah, als würde man gleich einschlafen, und sie b) zum Schweigen bringen wollte, indem man seinen Mund auf ihren presste. So ging das nicht weiter, das musste anders werden, aber er hatte keine Ahnung, wie: Er war noch nie in einer solchen Situation gewesen.)
    Er hatte nichts dagegen, eine Frau zum Freund zu haben; die Erkenntnis, die ihm bei dem Drink mit Fiona gekommen war, dass er noch nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt hatte, mit der er nicht schlafen wollte, beunruhigte ihn noch immer. Das Problem war nur, dass er ausgesprochen gerne mit Rachel schlafen wollte und nicht wusste, ob er es aushalten würde, die nächsten zehn oder zwanzig Jahre oder wie lange Freundschaften mit Frauen normalerweise hielten (woher wollte er das wissen?) mit stark erweiterten Pupillen neben ihr auf dem Sofa zu sitzen und ihr zuzuhören, wie sie mit unbeabsichtigtem Sexappeal über das Zeichnen von Mäusen sprach. Genauer gesagt, er wusste nicht, ob seine Pupillen das aushalten würden. Würden sie nicht mit der Zeit anfangen zu schmerzen? Er war sich ziemlich sicher, dass ihnen das ganze Erweitern und Zusammenziehen gar nicht gut tun würde, aber den Pupillenschmerz würde er Rachel gegenüber erst erwähnen, wenn gar nichts anderes half; es bestand zwar die vage Möglichkeit, dass Rachel mit ihm schlafen würde, um sein Augenlicht zu retten, aber er hätte einen anderen, klassischromantischeren Weg zu ihrem Bett vorgezogen. Oder seinem Bett. In welchem Bett sie es taten, war ihm gleich. Es war nur so, dass es einfach nicht dazu kam.
    Und dann, an just diesem Abend, passierte es, ohne dass er zu dem Zeitpunkt den Grund dafür erkennen konnte, auch wenn ihm im Nachhinein ein oder zwei Erklärungen einfielen, die ihm zwar einleuchteten, aber auch gewisse Rückschlüsse zuließen, die ihn ein wenig beunruhigten. Im einen Moment unterhielten sie sich noch, im nächsten Moment küssten sie sich, und im Moment darauf führte sie ihn an der einen Hand die Treppe hoch, während sie mit der anderen ihr Jeanshemd aufknüpfte. Das Verrückte war, dass er überhaupt keinen Sex gewittert hatte; er war einfach nur vorbeigekommen, um eine gute Freundin zu treffen, weil er etwas deprimiert gewesen war. Das war also der erste beunruhigende Rückschluss: Wenn es zu Sex kam, ohne dass er vorher bemerkt hatte, dass Sex in der

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