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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Ernst klang, zumindest in seinen Ohren, wie Pampigkeit, als würde in der Frage irgendwo ein »jetzt schon wieder« fehlen. »Nichts.«
    »Das stimmt nicht ganz, oder?« Noch war es nicht zu spät. Wenn Rachel in dieser Sekunde atemlos und unter wortreichen Entschuldigungen hereinkäme, könnte er aufstehen, sie einander vorstellen, Rachel sagen, dass Fiona gerade dabei war, ihm den Grund ihres Elends zu erklären, und sich dann verdrücken. Sein Blick wanderte hoffnungsvoll zur Tür, und wie durch Zauberei öffnete sie sich: Zwei Typen in ManUnited-Auswärtstrikots kamen herein.
    »Stimmt aber. Es ist nichts los. Nichts Spezielles. Ich bin ein
    fach so.«
»Existenzielle Verzweiflung, stimmt’s?«
»Ja. Stimmt.«
    Und wieder hatte er nicht den richtigen Ton getroffen. Er hatte das nur angebracht, um zu zeigen, dass er den Ausdruck kannte (nur für den Fall, dass Fiona ihn für unterbelichtet hielt), begriff aber schnell, dass das hier genau die Umstände waren, unter denen man, wenn man ihn wirklich kannte, einen großen Bogen darum machen würde; so klang er schnodderig, pseudo und oberflächlich. Will war für Gespräche über existenzielle Verzweiflung nicht geschaffen. Das war einfach nicht sein Ding. Und was war daran so schlimm? Das war doch sicher keine Schande. Lederhosen waren nicht sein Ding. (Einmal hatte er welche anprobiert, nur so zum Spaß, in einem Laden namens Leather=Time in Covent Garden, und darin ausgesehen wie ein … Na, auch egal.) Die Farbe Grün war nicht sein Ding. Antike Möbel waren nicht sein Ding. Und depressive Späthippiefrauen waren nicht sein Ding. Na und? Deswegen war er doch kein schlechter Mensch.
    »Ich weiß nicht, ob es viel Zweck hat, das mit dir zu bereden«, sagte sie.
    »Nein«, sagte er fröhlicher, als angebracht war. »Ich verstehe, was du meinst. Sollen wir dann austrinken und gehen? Ich glaube nicht, dass Rachel noch kommt.«
    Fiona lächelte traurig und schüttelte den Kopf. »Du könntest versuchen, mich zu überzeugen, dass ich Unrecht habe.« »Könnte ich das?«
    »Ich glaube, ich brauche wohl jemanden zum Reden, und außer dir ist niemand hier.«
    »Ich bin der Einzige hier, den du kennst. Ab er ich bin in so was hoffnungslos. Du brauchst nur die Zitronenscheibe da quer durch den Pub zu werfen, um einen Besseren als mich zu treffen. Solange du nicht auf den Typ da zielst, der alleine vor sich
    hin singt.«
    Sie lachte. Vielleicht hatte der Zitronenwitz schon gewirkt. Vielleicht würde sie auf diese paar Sekunden als den Wendepunkt in ihrem Leben zurückblicken. Aber dann schüttelte sie den Kopf, sagte »Oh, Scheiße« und fing wieder an zu weinen, und er musste einsehen, dass er die Macht des leicht hingeworfenen Bonmots überschätzt hatte.
    »Möchtest du irgendwo was essen gehen?«, fragte er schicksalsergeben. Jetzt würde er sehr, sehr tief hinuntersehen müssen. Sie gingen zum Pizza Express auf der Upper Street. Er war seit dem letzten Essen mit Jessica nicht mehr dort gewesen, jener Exfreundin, die immer gemeint hatte, er solle genauso unglücklich, übernächtigt, sozial isoliert und von Elternpflichten eingespannt sein, wie sie selbst es mittlerweile war. Das war vor langer, langer Zeit, vor SPAT, Marcus, Suzie, Fiona und Rachel und allem. Damals war er ein Idiot gewesen, aber wenigstens ein Idiot mit Plan, mit einer Art Glaubenssystem; jetzt war er ein paar hundert Jahre älter, ein oder zwei IQ-Punkte schlauer und total desorientiert. Er wäre lieber wieder der Idiot gewesen. Damals hatte er sein ganzes Leben so eingerichtet, dass die Probleme anderer niemals sein Problem waren, und nun waren jedermanns Probleme sein Problem, und für kein einziges wusste er eine Lösung. Was genau war für ihn oder alle, mit denen er umging, nun eigentlich besser geworden?

    Sie starrten schweigend auf die Speisekarte.
    »Eigentlich habe ich keinen richtigen Hunger«, sagte Fiona. »Bitte iss«, sagte Will, viel zu hastig und viel zu verzweifelt, und Fiona lächelte.
    »Du glaubst, eine Pizza würde helfen?«, fragte sie. »Ja. Veneziana. Damit verhinderst du, dass Venedig im Meer versinkt, und wirst dich besser fühlen.«
    »Na gut. Wenn ich noch Pilze extra bekommen kann.«
    »Gute Entscheidung.«
    Die Kellnerin kam; Will bestellte ein Bier, eine Flasche vom roten Hauswein und eine Quattro Stagioni mit allen Extras, die ihm einfielen, einschließlich Pinienkernen. Wenn er Glück hatte, konnte er einen Herzanfall herbeiführen oder plötzlich irgendeine fatale

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