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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Außerdem musst du mich dann noch länger vermissen.«
    »Es ist irgendwie normaler, wenn wir uns an der U-Bahn trennen.«
    Er wusste, dass er es übertrieb und dass sein Gerede nicht viel Sinn ergab, aber er würde nicht riskieren, dass sich Ellie und seine Mutter am Bahnhof begegneten. Sie würde ihn nicht fahren lassen, wenn sie wüsste, dass Ellie ihn nach Cambridge begleitete, um seinen Vater in der Luft zu zerreißen. Die beiden gingen zu Fuß von der Wohnung zur Station Holloway Road und verabschiedeten sich am U-Bahn-Eingang. »Das wird schon gut gehen«, sagte sie zu ihm. »Klar.« »Und du bist ruck, zuck wieder da.«
    »Ist ja nur für eine Nacht«, sagte er. Bis sie an der U-Bahn angekommen waren, hatte er schon völlig vergessen, dass er ihr erzählt hatte, wie sehr er sie vermissen würde. »Es ist nur für eine Nacht, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.« Er hoffte, seine Mutter würde das vergessen haben, bis er wieder da war. Wenn nicht, würde sie ihn wahrscheinlich nicht mal mehr alleine zum Gemüseladen gehen lassen.
    »Ich hätte dich nicht zwingen dürfen, hinzufahren. Du hattest
    es in letzter Zeit schwer genug.« »Ist kein Problem. Ehrlich.«
    Weil er sie so schrecklich vermissen würde, drückte sie ihn ganz fest an sich und wollte ihn gar nicht mehr loslassen, und alle, die vorbeigingen, sahen hin.

    Die U-Bahn war nicht besonders voll. Es war Nachmittag - sein Vater hatte die Ankunftszeit so gelegt, dass Lindsey ihn auf dem Heimweg von der Arbeit in Cambridge abholen konnte -, und in seinem Wagen saß nur noch ein weiterer Fahrgast, ein alter Mann, der Zeitung las. Er studierte gerade die letzte Seite, so dass Marcus einen Teil der Titelseite sehen konnte; als erstes sah er das Foto. Es wirkte so vertraut, dass er einen Augenblick dachte, es sei jemand, den er kannte, ein Familienmitglied vielleicht, und sie hätten das gleiche Foto zu Hause, gerahmt auf dem Klavier oder an der Pinnwand in der Küche. Aber es gab in der Familie niemanden, der blond gefärbte Haare und einen Dreitagebart hatte und wie ein moderner Jesus aussah.
    Jetzt wusste er, wer es war. Dasselbe Bild sah er an jedem Tag der Woche auf Ellies Brust. Ihm wurde ganz heiß; er brauchte die Zeitung des alten Knaben gar nicht erst zu lesen, tat es aber trotzdem. »ROCKSTAR COBAIN TOT«, lautete die Schlagzeile, und darunter stand in kleinerer Schrift: »Nirvana-Sänger, 27, erschoss sich«. Marcus kamen tausend Gedanken und Empfindungen gleichzeitig: Er fragte sich, ob Ellie die Zeitung schon gesehen hatte, und falls nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie es herausfände; und er fragte sich, ob es seiner Mutter gut ging, obwohl er wusste, dass zwischen seiner Mutter und Kurt Cobain keine Verbindung bestand, weil seine Mutter ein realer Mensch war und Kurt Cobain nicht; und dann war er verwirrt, weil die Zeitungsschlagzeile aus Kurt Cobain in gewisser Weise einen realen Menschen gemacht hatte, und dann empfand er nur noch tiefes Mitleid, Mitleid mit Ellie, Mitleid mit Kurt Cobains Frau und seiner kleinen Tochter, Mitleid mit seiner Mutter und Mitleid mit sich selbst. Und dann war er am King’s Cross und musste aussteigen.

    Er fand Ellie unter der Anzeigetafel mit den Abfahrtszeiten, wo sie sich verabredet hatten. Sie wirkte normal. »Bahnsteig eins b«, sagte sie. »Ich glaube, das ist in einem anderen Teil des Bahnhofs.«

    Alle Leute hatten die Abendzeitung in der Hand, also war Kurt Cobain allgegenwärtig. Und weil das Foto in der Zeitung exakt dasselbe war, das Ellie auf ihrem Sweatshirt hatte, musste Marcus sich erst daran gewöhnen, dass all die Leute etwas in der Hand hielten, das er immer als einen Teil von Ellie betrachtet hatte. Jedes Mal, wenn er es sah, wollte er sie anstupsen und darauf zeigen, aber er sagte nichts. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    »Gut. Mir nach«, bellte Ellie in einem gespielten Kasernenhofton, der Marcus bei jeder anderen Gelegenheit zum Kichern gebracht hätte. Heute entlockte er ihm nur ein schwaches Grinsen; er war zu besorgt, um auf sie zu reagieren, wie er es normalerweise tat, und konnte nur darauf hören, was sie sagte, nicht wie sie es sagte. Er wollte nicht hinter ihr herlaufen, denn wenn sie vorging, musste sie zwangsläufig die Armee von Kurt Cobains auf sich zumarschieren sehen.
    »Warum muss ich dir folgen? Warum folgst du nicht mal zur Abwechslung mir?«
    »Oh, Marcus. Du bist so gebieterisch«, sagte Ellie. »Das liebe
ich bei Männern.«
»Wo müssen wir

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