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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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dir beim Abendessen helfen?«
    »Nein, das schaffe ich schon. Wir essen in einer halben Stunde, ja?«
    Ich nickte, ging nach oben in mein Zimmer. Nachdem ich meine Tasche abgestellt hatte, trat ich auf meinen Balkon, blickte über den Garten mitsamt Teich zu Nates Haus hinüber. Wie ich mir gedacht hatte, tauchte er kaum eine Minute später zwischen Haus und Gartenhaus auf. Er trug Sachen hin und her. Arbeitete also immer noch.
    Ich kehrte ins Zimmer zurück, schleuderte die Schuhe von den Füßen, legte mich aufs Bett, streckte mich aus, schloss die Augen. Ich war gerade dabei wegzudämmern, da hörte ich ein leises Klirren und Scheppern. Hundemarken. Roscoe. Und bingo: Er stand in der Tür zu meinem Zimmer.
Cora hat garantiert den Backofen angemacht
, dachte ich. Und wartete, dass Roscoe an mir vorbeischoss und sich wie immer in meinem Schrank verkroch, bis die Gefahr vorüber war. Doch diesmal kam er nur bis zu meinem Bett, hockte sich hin, sah mich an.
    Ich erwiderte seinen Blick für einen Moment. Seufzte. »Na schön.« Ich klopfte neben mir aufs Bett. »Komm schon.«
    Er ließ es sich nicht zweimal sagen. Sprang sofort hoch, drehte sich ein paarmal rasch um die eigene Achse, machte es sich dann neben mir bequem. Den Kopf legte er aufmeinen Bauch. Ich fing an, ihn zu streicheln. Dabei blieb mein Blick an den Kratzern hängen, die Lyle mir verpasst hatte. Behutsam strich ich mit den Fingern darüber, so wie Nate es getan hatte, spürte die leichten Erhebungen und Rillen. Den ganzen Abend über   – während des Essens, bevor ich einschlief   – berührte ich immer wieder diese Erhebungen und Rillen, fuhr die Linien auf meiner Haut nach. Genau dasselbe hatte ich früher mit dem Schlüssel um meinen Hals gemacht. Als müsste ich die Formen auswendig lernen. Und vielleicht war das ja auch ratsam, denn Nate sollte recht behalten: Am nächsten Morgen waren die Kratzer verschwunden.

Kapitel elf
    »Ich sage nichts weiter, als dass es für neutrale Beobachter so aussieht, als liefe da was«, meinte Olivia und trank einen Schluck von ihrem Smoothie.
    »Da irren sich die neutralen Beobachter aber«, erwiderte ich. »Und selbst wenn es der Fall wäre   – es ginge sie sowieso nichts an.«
    »Klar. Weil zu viele Leute viel zu neugierig sind. Mich eingeschlossen«, meinte sie ironisch.
    »Dann red doch Klartext. Du möchtest also wissen, was läuft?«
    Sie schnitt eine komisch entnervte Grimasse, schnappte sich ihr Handy, klappte es auf, tippte auf den Tasten herum. Es hatte keinen konkreten Anlass oder Moment gegeben, von dem an Olivia und ich offiziell befreundet waren. Aber irgendwann zwischen jener gemeinsamen Autofahrt und dem Samstagmorgen im Kinokassenhäuschen war es passiert. So viel stand fest. Außerdem gab es keine andere Erklärung dafür, warum sie nicht die geringsten Hemmungen mehr hatte, ihre Nase in meine Angelegenheiten zu stecken.
    »Zwischen Nate und mir läuft nichts.« Das sagte ich nun schon zum zweiten Mal zu ihr, seit wir uns zu Beginn der Mittagspause an einen Tisch gesetzt hatten. Noch etwas,womit ich nie gerechnet hätte: dass wir mal zusammen essen würden. Und uns schon so daran gewöhnt hatten, dass es mir kaum noch auffiel, wenn sie die Hand ausstreckte und zwei Chips aus meiner Tüte stibitzte. So wie jetzt gerade. »Wir sind bloß Freunde.«
    »Es ist noch gar nicht so lange her«, meinte sie und steckte sich die Chips in den Mund, »da hättest du nicht einmal das zugegeben.«
    »Ach ja?«
    »Und deshalb   – wer weiß, wobei man dich in ein, zwei Wochen erwischen wird?«, stichelte sie. Ihr Handy begann zu klingeln. »Vielleicht habt ihr euch bis dahin längst verlobt und du leugnest trotzdem standhaft.«
    »Wir werden uns nicht verloben«, sagte ich bestimmt. »Meine Güte, hör doch endlich auf damit.«
    »Sag niemals nie.« Sie zuckte die Schultern. Ihr Handy klingelte immer noch. Oder schon wieder? »Alles ist möglich.«
    »Siehst du ihn hier irgendwo?«
    »Nein«, antwortete sie. »Aber ich sehe ihn da drüben, bei der Skulptur. Und
er
schaut zu uns rüber.«
    Ich wandte den Kopf. Sie hatte recht: Nate stand hinter uns und redete mit Jake Bristol. Als er merkte, dass wir ihn bemerkt hatten, winkte er uns zu. Ich winkte zurück, wandte mich anschließend wieder Olivia zu, die mich mit ausdruckslosem Gesicht beobachtete. Ihr Handy klingelte nonstop.
    »Gehst du nicht ran?«
    »Dürfte ich denn?«
    »Willst du damit sagen, ich würde hier seit Neuestem bestimmen, was man darf

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