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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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hielt sie anschließend Nate hin, der sich eine Handvoll Chips herausnahm und in den Mund stopfte.
    »Das sind meine«, sagte ich.
    »Echt? Eins a«, lautete Nates Kommentar. Grinste und stieß mich mit dem Knie an. Olivia, die uns gegenübersaß, hielt Laney immer noch einen Vortrag über Schuhe, mal mehr, mal weniger belehrend. Hier am Tisch mit den beiden zu sitzen, war eigenartig: Ich konnte mich kaum noch daran erinnern, wie ich mich am Anfang auf der Perkins Day gefühlt hatte. Damals hatte ich den festen Vorsatz gehabt, strikt als Ein-Personen-Unternehmen zu operieren. Aber sowar das eben, wenn man Hilfe annahm oder anderen half: Man schaffte es nie, wirklich quitt zu sein, zumindest nicht gleichzeitig. Das war jedenfalls die Erfahrung, die ich seit Neuestem machte. Stattdessen blieb die Verbindung, sobald sie einmal hergestellt war, bestehen und entwickelte sich fast automatisch immer weiter. Ende offen.
    ***
    Thanksgiving, zwölf Uhr mittags. Ich stand in Habachtstellung in der Eingangshalle, denn meine Aufgabe würde sein, die Tür zu öffnen und Mäntel entgegenzunehmen. Doch genau in dem Moment, als das erste Auto vor dem Haus bremste und einparkte, entdeckte ich das Loch in meinem Pullover. Ups!
    Ich raste die Treppe hoch   – nahm dabei zwei Stufen auf einmal   – in mein Zimmer. Doch als ich die Tür zu dem begehbaren Kleiderschrank hinter meinem Bad aufriss, sprang ich erschrocken zurück. Denn Cora hockte auf dem Fußboden. Roscoe lag in ihrem Schoß.
    »Sag nichts.« Sie hob mahnend die Hand. »Ich weiß, ich sehe vermutlich aus, als wäre ich kurz vorm Durchdrehen.«
    »Was machst du da?«
    Sie seufzte. »Ich brauche bloß eine kleine Auszeit, ein bisschen Zeit für mich. Ein paarmal tief durchatmen.«
    »In meinem Kleiderschrank.« Das musste ich der Vollständigkeit halber nun doch hinzufügen.
    »Ich bin reingekommen, um Roscoe zu holen. Du weißt doch, wie er reagiert, wenn der Backofen an ist.« Sie warf mir einen durchdringenden Blick zu. »Aber kaum war ich drin, begriff ich plötzlich, warum es ihm so gut gefällt. Es beruhigt einen wirklich, sich hier zu verkriechen.«
    Zum ersten Mal überhaupt fand Thanksgiving bei Coraund Jamie statt, was hieß, dass die Invasion von fünfzehn Mitgliedern des Hunter-Clans unmittelbar bevorstand. Ich persönlich war ziemlich gespannt darauf, Jamies weitläufige Familie   – seinen berühmten Stamm   – kennenzulernen, wohingegen Cora, genau wie Roscoe, kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
    »Aber du hast es doch selbst vorgeschlagen«, hatte Jamie letzte Woche zu ihr gesagt, als sie total gestresst am Küchentisch saß und unter einem Berg Kochbücher und Gourmetmagazine (unter anderem
Cooking Light
) fast verschwand. »Ich hätte dich nie darum gebeten.«
    »Ich wollte bloß höflich sein!«, erwiderte sie. »Ich hätte nie damit gerechnet, dass deine Mutter tatsächlich darauf eingeht.«
    »Sie wollten sowieso schon die ganze Zeit das Haus sehen.«
    »Warum kommen sie dann nicht auf ein Glas Wein vorbei? Oder einen Imbiss? Oder zum Kaffee? Irgendetwas Unaufwendiges. Nicht am Hauptfamilienfeiertag, wenn alle Welt von mir ein komplettes Menü erwartet.«
    »Du brauchst doch bloß den Truthahn und die Desserts zu machen«, meinte Jamie. »Alles andere bringen sie mit.«
    Cora funkelte ihn aufgebracht an. »Der Truthahn«, sagte sie mit gepresster Stimme, »steht im Mittelpunkt der ganzen Angelegenheit. Wenn ich den vermassele, können wir Thanksgiving vergessen.«
    »Das stimmt nicht«, antwortete Jamie. Er warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu, doch ich hielt tunlichst den Mund. Ich hatte keine Lust, mich einzumischen und fast unweigerlich zwischen die Fronten zu geraten. »Außerdem ist es doch bloß ein Truthahn. Was soll da schon schiefgehen?«
    Diese Frage war am Vorabend beantwortet worden, alsCora den Truthahn abholte, den sie bestellt hatte. Er wog um die zehn Kilo.
    »Katastrophe!«, verkündete Cora, nachdem der Truthahn endlich auf der Arbeitsfläche in der Küche lag. »Ein totales, komplettes Desaster. Der Super-GAU!«
    »Das wird schon«, meinte Jamie, wie immer der unverbesserliche Optimist. »Entspann dich.«
    Es gelang ihm schließlich sogar, das Monster in den Kühlschrank zu bugsieren, allerdings erst, nachdem so gut wie alles andere ausgeräumt worden war. Was zur Folge hatte, dass jede freie Oberfläche, jedes Fitzelchen Platz in der Küche nun nicht bloß mit den Sachen vollstand, die Cora für Thanksgiving eingekauft

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