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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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allerdings: »Noch ein Grund mehr, reinzukommen. Kleine Erfrischung. Ich meine, wir haben Dezember. Und dreiundzwanzig Grad. Gib’s zu, du willst es doch auch.«
    Ich hätte nie geglaubt, dass er es wirklich machen würde. Laberte eigentlich bloß so vor mich hin. Doch er nickte plötzlich. Stand langsam auf. »Okay. Bin gleich wieder da.«
    Während er ins Haus ging, dämmerte mir, dass das vielleicht nicht die intelligenteste Idee gewesen war. Schließlich wollte ich Distanz wahren. Hatte den Abstand zwischen uns mit diesem Vorschlag allerdings erheblich verringert. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie ich ihn zurücknehmen konnte   – oder ob überhaupt   –, trat er, in Badehose, wieder durch die Terrassentür und kam direkt auf mich zu. Was ein Mädchen ganz schön durcheinanderbringen konnte (aber das brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen). In der Nacht, in der wir uns kennengelernt hatten, hatte ich ihn im Prinzip nicht mit nacktem Oberkörper gesehen. Und jetzt konnte ich im Prinzip auf nichts anderes mehr achten. Umso dringender musste ich, wie mir siedend heiß klar wurde, einen Rückzieher machen. Doch bevor ich auch nur einen Muckser von mir geben konnte, hob Nate die Arme, sprang kopfüber ins Wasser und tauchte unter, wobei er kaum gespritzt hatte.
    Du schwimmst
, dachte ich, und für eine Sekunde hatte ich sein berühmtes
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-Sweatshirt vor Augen. Nate tauchte auf, steckte den Kopf jedoch sofort wieder unter Wasser undschwamm in einem einzigen, vollkommen mühelos wirkenden Zug auf mich zu. Als er nun erneut den Kopf über Wasser hob und schüttelte, dass die Tropfen flogen, meinte ich trocken: »Sehr elegant.«
    »Danke.« Er hielt sich Wasser tretend vor mir in der Schwebe. »Jahrelange Übung.«
    Unvermittelt wurde, war und blieb mir bewusst, wie nah wir einander jetzt waren. Und nur Wasser zwischen uns. Ich blickte nach unten: Meine Haut unter der Wasseroberfläche wirkte bleich, beinahe bläulich. Meine Kette zeichnete sich darauf ab. Als ich wieder aufsah, merkte ich, dass er sie ebenfalls betrachtete. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Dann streckte er die Hand aus und nahm den Schlüssel so, dass er auf seiner Handfläche lag.
    »Was schätzt du, wie viele von den Ketten mit Schlüsselanhänger hat Harriet seit Thanksgiving verkauft?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Eine Menge jedenfalls.«
    »Heute habe ich bei
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ein Mädchen gesehen, die so eine trug. War ziemlich schräg.«
    »Das werde ich Harriet erzählen«, sagte ich. »Sie freut sich garantiert riesig, das zu hören.«
    »So meine ich das nicht.« Er drehte seine Hand um, ließ den Schlüssel los. Er sank langsam nach unten, bis er wieder auf meinem Brustbein lag. »Aber wenn ich diese Ketten sehe, denke ich eben sofort an dich und deinen Schlüssel. Weißt du nicht mehr? In der Nacht, als wir uns zum ersten Mal trafen, war der Schlüssel auch das Erste, was mir an dir auffiel.«
    »Noch bevor ich über den Zaun geklettert kam?«
    »Na ja.« Er lächelte. »Vielleicht das Zweite.«
    Es war ganz still um uns herum. Am hohen, weiten Himmel über uns funkelten die Sterne. Ich konnte ihn fast körperlich spüren, so nah war er mir. Mir fiel plötzlich wieder ein, was Jamie vorhin gesagt hatte:
Es wird nicht ewigso bleiben
. Was absolut stimmte. Was absolut der Grund war, warum ich augenblicklich hätte aus dem Becken steigen sollen. Und warum ich gleichzeitig wusste, dass ich bleiben würde. Bei ihm.
    Er sah mich immer noch an. Wir trieben sanft auf dem Wasser, voreinander her. Ich spürte es um mich herum, wie es mich einhüllte, an mir entlangglitt. Und dann kam Nate immer näher. Beugte sich immer näher zu mir. Und trotz allem, was ich mir geschworen hatte, trotz meines Bildes von mir selbst, von dem, wozu ich fähig war oder eben auch nicht   – trotz alledem rührte ich mich nicht. Blieb, wo ich war, als er mich küsste. Seine Lippen waren warm, seine Haut nass, und als er aufhörte, sich leicht zurückzog, spürte ich, wie ich zitterte, so ungewohnt war diese Nähe. Doch gleichzeitig wollte ich nicht, dass er sich entfernte, wenn auch nur ein kleines Stück.
    »Ist dir kalt?«, fragte er.
    Ich wollte gerade den Kopf schütteln und erklären, dass es darum gar nicht ging, doch bevor ich den Mund öffnen konnte, spürte ich, dass sich seine Hand um meine schloss. »Keine Angst«, meinte er. »Je tiefer man geht, desto wärmer wird es.« Wie um es mir zu beweisen, tauchte er

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