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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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ab.
    »Irgendetwas musst du doch trotzdem davon haben«, sagte ich.
    »Wovon?«
    »Hiervon.« Ich wies mit einer weit ausholenden Geste um mich. »Ich meine, du bringst Stunden damit zu, ihre Zeiten zu stoppen. Also kannst du nicht total dagegen sein.«
    »Bin ich aber.« Sie holte ihren Schlüsselbund aus der Tasche, klemmte sich das Buch unter den Arm. »
Und
ein viel zu gutmütiger Idiot. Aber so was von.«
    »Bist du nicht.«
    »Tja, dann kapiere ich auch nicht, warum«, erwiderte sie. »Außer vielleicht, weil sie meine Cousine ist und mich gefragt hat. Also bin ich eben hier. Mehr will ich eigentlich auch gar nicht wissen, deshalb versuche ich, nicht weiter drüber nachzudenken. Bis dann, okay?«
    Ich nickte. Sie ging los, über den Parkplatz, zu ihrem Auto. Ich blickte ihr nach. Dachte an ihre Bemerkung über Gemeinsamkeiten. Und dann an Nate und mich: Wie ich ihm an Thanksgiving in seiner Garage von meiner Mutter erzählt hatte. Und was zwischen uns abgegangen war. Jemandem etwas mitzuteilen, etwas miteinander zu teilen, konnte dazu führen, dass man ein weiteres Stück Weg zusammen zurücklegte oder zumindest woanders rauskam als geplant: Ehe man sichs versah, hatte man mit jemandem Freundschaft geschlossen oder familiäre Bande   – neu   – geknüpft. Oder man hockte auch nur plötzlich an einem ganz normalen Samstagmorgen allein auf einer Bordsteinkante und versuchte, die Orientierung in seinem eigenen Leben wiederzufinden.
    ***
    Nicht nur ich fühlte mich total neben der Spur. Sogar das Wetter spielte verrückt.
    »Ihr müsst zugeben, dass das schon sehr merkwürdig ist«, meinte Harriet kopfschüttelnd, als wir am Abend desselben Tags aus der Mall ins Freie traten, auf den Angestelltenparkplatz. »Wann hatten wir je in der Woche vor Weihnachten dreiundzwanzig Grad?«
    »Das liegt an der globalen Erwärmung«, erklärte Reggie. »Die Polarkappen schmelzen.«
    »Ich dachte eher gleich an den Weltuntergang«, antwortete sie.
    Er seufzte. »Klar, alles andere wäre ja auch untypisch.«
    »Jetzt mal im Ernst, wer hat schon Lust auf Weihnachtseinkäufe, wenn man sich vorkommt wie im Sommer?« Mittlerweile liefen wir über den Parkplatz. »Das
kann
nicht gut sein für den Umsatz.«
    »Denkst du eigentlich je an irgendetwas anderes als ans Geschäft?«, fragte Reggie.
    »Weltuntergang«, konterte sie. »Und Kaffee. Manchmal.« »Gehen wir mal gnädig davon aus, dass du hier bloß Witze reißt«, sagte er, »trotzdem ist es   –«
    »Gute Nacht«, rief ich den beiden zu, weil ich ab jetzt einen anderen Weg hatte, nämlich den durch den Grüngürtel. Deshalb bog ich ab. Die beiden winkten mir grüßend zu, hörten jedoch nicht auf zu sticheln. Was keineswegs verrückt oder irgendwie außergewöhnlich war, sondern so wie immer, wenn ich mich nach der Arbeit von ihnen verabschiedete.
    Wobei Harriet mich ziemlich häufig heimfuhr; sie mochte es nicht, wenn ich bei Dunkelheit allein durch den Park ging. Aber seit es wieder so warm geworden war, bestand ich darauf zu laufen. Ich wollte die frühlingshaften Temperaturen ausnutzen, so lange es ging. Und damit war ich nicht allein: Auf dem Heimweg begegnete ich mehreren Fahrradfahrern, zwei Joggern und ein paar Kindern auf Rollern, die anscheinend alle die gleiche Idee gehabt hatten wie ich. Der krasseste Anblick stand mir allerdings noch bevor, nämlich als ich durch die Haustür trat: Jamie! In Badehose, die Schwimmflossen in der Hand, am Fuß der Treppe, Handtuch über der Schulter. Vielleicht nicht direkt ein Vorbote des Weltuntergangs, aber ziemlich nah dran.
    Mein plötzliches Auftauchen überrumpelte ihn sichtlich, denn er zuckte verlegen zusammen, hatte sich allerdingsrasch wieder im Griff und nahm dieselbe lässige Haltung ein wie zuvor. »Hi«, meinte er, als würde er jeden Tag in Schwimmklamotten in der Eingangshalle seines Hauses abhängen. »Wir war’s bei der Arbeit?«
    »Was hast du   –?« Doch ich unterbrach mich gleich wieder, denn Cora erschien oben an der Treppe; sie trug Shorts über ihrem Badeanzug.
    »Oh.« Sie blieb abrupt stehen. Wurde knallrot. »Hallo.«
    »Hallo«, meinte ich gedehnt. »Was wird das denn, wenn’s fertig ist?«
    Sie wechselten einen betretenen Blick. Schließlich meinte Cora verlegen: »Wir gehen schwimmen.«
    »Bitte was?«
    »Draußen sind dreiundzwanzig Grad! Im Dezember!«, sagte Jamie. »Wir müssen einfach. Wir können nicht anders.«
    Ich blickte wieder zu meiner Schwester hoch.
    »Es ist wirklich ganz schön

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