About Ruby
draußen«, fügte sie hinzu.
»Aber in dem öffentlichen Schwimmbecken hier im Viertel ist nicht mal Wasser«, wandte ich ein.
»Deshalb gehen wir ja auch zu Blake«, entgegnete mir Jamie. »Möchtest du mitkommen?«
»Ihr wollt einbrechen? Schleicht euch heimlich in Nates Pool?«
Cora biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Jamie antwortete: »Na ja, so richtig einbrechen ist das nicht, oder? Immerhin sind wir Nachbarn. Und im Moment schwimmt da sowieso keiner. Das Becken ist einfach nur gefüllt und beheizt.«
»Habt ihr um Erlaubnis gefragt?«
Jamie sah Cora an, oben auf ihrer Stufe. Ihr war offenkundig unbehaglich zumute. »Nein«, druckste sie herum.»Aber als ich Blake vorhin getroffen habe, meinte er, Nate und er seien über Nacht unterwegs, wegen irgendwas Geschäftlichem. Deshalb . . .«
». . . werdet ihr euch bei ihnen einschleichen und verbotenermaßen ihren Pool benutzen.« Ich vollendete den Satz für sie.
Schweigen. Schließlich wiederholte Jamie: »Draußen sind dreiundzwanzig Grad! Im Dezember!« Und fügte hinzu: »Weißt du, was das bedeutet?«
»Weltuntergang?«, schlug ich vor.
»Bitte was?«, fragte er. »Nein! Du liebes bisschen. Wie kommst du bloß –?«
Cora unterbrach ihn. »Ruby hat recht.« Sie kam die Treppe herunter. »Wir sind nicht gerade ein gutes Vorbild.«
»Es war deine Idee«, verkündete Jamie. Cora errötete erneut.
Jamie wandte sich wieder an mich: »Deine Schwester ist eine professionelle Schwimmbad-Einbrecherin. Als wir noch Studenten waren, war sie immer die Erste, die über den Zaun kletterte.«
»Echt?« Ich betrachtete Cora interessiert.
»Nun ja«, begann sie, als wollte sie sich rechtfertigen. Doch dann meinte sie bloß: »Komm schon, draußen sind dreiundzwanzig Grad. Im Dezember.«
Grinsend nahm Jamie ihre Hand. »So kenne ich meine Cora.« Er zeigte auffordernd auf mich. »Also, bist du dabei?«
»Ich habe keinen Badeanzug.«
»In meinem Kleiderschrank, unterste Schublade rechts«, sagte Cora. »Bedien dich.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Doch die beiden liefen bereits durch die Küche Richtung Terrasse. Cora lachte.Und dann waren sie im Garten verschwunden, die Tür fiel langsam hinter ihnen zu.
Ich wollte nicht hinterher. Und auf gar keinen Fall hatte ich vor, schwimmen zu gehen. Doch nachdem ich ein paar Minuten reglos auf meinem Bett gesessen hatte, begab ich mich doch in Coras Schlafzimmer, holte mir einen ihrer Badeanzüge, zog eine Sporthose drüber, ging nach unten, durchquerte unseren Garten. Von der anderen Seite des Zauns her hörte ich Spritzen und Plantschen.
»Da ist sie ja!«, rief Jamie aus, als ich durch das Tor im Zaun schlüpfte. Er stand am flachen Ende des Pools, neben Roscoe, der am Rand hockte und aufgeregt bellte. Cora war untergetaucht, schwamm im Tiefen, ihre schwarzen Haare breiteten sich fächerförmig hinter ihr aus. »War doch zu verlockend, was?«
»Aber ich glaube nicht, dass ich ins Wasser komme.« Ich trat an den Beckenrand, setzte mich, zog die Knie an. »Sondern schaue bloß zu.«
»Das macht doch gar keinen Spaß«, erwiderte er und tauchte unvermittelt unter. Roscoe rannte prompt bellend am Becken entlang, immer parallel zu Jamie, der unter Wasser bis ans andere Ende schwamm.
Ich blickte zu Cora hinüber. Sie war mittlerweile aufgetaucht und strich sich das Haar aus dem Gesicht, während sie Wasser trat. »Ich hätte nie gedacht, dass du kriminell veranlagt bist«, frotzelte ich.
Sie streckte mir die Zunge raus. »Wir begehen schließlich keine direkte Straftat. Außerdem schuldet Blake uns etwas.«
»Ach ja? Was denn?«
Doch sie hörte mich nicht. Wollte vielleicht auch nicht darauf antworten. Tauchte stattdessen wieder nach unten,zu Jamie, der auf dem Grund des Beckens im Kreis schwamm.
Einen Augenblick später kamen sie lachend und sich gegenseitig bespritzend wieder an die Oberfläche. Ich zog die Schuhe aus, krempelte die Hosenbeine hoch, streckte einen Fuß ins Wasser. Es war warm, sogar wärmer als die Luft. Ich stützte mich auf beiden Händen ab, lehnte mich zurück und den Kopf in den Nacken, blickte gen Himmel. Ich war nicht mehr schwimmen gewesen, seit wir das letzte Mal in einer Wohnanlage mit Pool gelebt hatten. Damals ging ich in die neunte Klasse. Im Sommer trieb ich mich stundenlang da herum. Blieb im Wasser, bis es dunkel wurde und meine Mutter kam, um mich zu holen.
Jamie und Cora blieben eine halbe Stunde drin, tauchten sich gegenseitig unter und spielten die
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