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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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wahrhaftig Sorgen machte, weil sie fürchtete, er würde sich ihr gegenüber nicht genug öffnen. Ich kam mir vor, als wäre ich einer Gehirnwäsche unterzogen worden.
    Nate sah mich unverwandt, schweigend, abwartend an. »Sorry«, meinte ich schließlich. »Es ist bloß . . . keine Ahnung. Aus irgendeinem Grund wird mir gerade alles ein bisschen viel.«
    »Es wird dir ein bisschen viel«, wiederholte er.
    In Augenblicken wie diesem wusste ich, dass ich endlich den Mund aufmachen und ihm ehrlich sagen sollte, dass ich mir seinetwegen Sorgen machte. Doch den Mut brachte ich nicht auf. Was der Teil von mir war, den
ich
nach wie vor zurückhielt. Ihm nicht zeigte. Und das Schlimmste daran: Es war mir vollkommen bewusst. Trotzdem tat ich es schon wieder. Genau in diesem Moment.
    Ich schmiegte mein Bein an seins. »Außerdem ist da ja noch die Sache mit deinem Geschenk.«
    »Mein Geschenk.« Er hob belustigt die Augenbrauen.
    »Es ist einfach so komplex.« Ich schüttelte seufzend den Kopf. »Ein Riesenprojekt. Und es gibt jede Menge Kleinigkeiten zu bedenken. Wenn ich an die Ablaufdiagramme und Kalkulationstabellen denke, wird mir richtig schwummrig.«
    »Ach ja?«
    »Um ehrlich zu sein, kann ich nur hoffen, bis morgen Abend alles geregelt zu bekommen.«
    »Mh.« Er sah mich nachdenklich an. »Ich muss zugeben, du machst mich neugierig.«
    »Solltest du auch sein.«
    Nate lächelte. Streckte die Hand aus, ließ sie über meine Jacke gleiten. »Fühlt sich echt gut an«, meinte er. »Wie sieht das Ganze denn von innen aus?«
    »Von innen . . .?«
    Nate schob die Jacke auf einer Seite zurück, sodass meine Schulter sichtbar wurde.
    »Ach so, das meinst du . . . Ich finde es mindestens so gut wie von außen«, sagte ich.
    »Ja? Lass mal sehen.« Er schob die Jacke auch auf der anderen Seite zurück. Beide Schultern waren jetzt frei, obwohl ich abwehrend den Kopf schüttelte. »Stimmt, das Futter ist exquisit. Und auch der Pullover   – nicht übel. Welches Label?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich spürte, wie seine Hand um meine Taille herum und meinen Rücken entlang nach oben wanderte, bis sie das Etikett erreichte. »
Lanoler «
, las er langsam vor, wobei er den Kopf so weit vorbeugte, dass seine Lippen mein Schlüsselbein berührten. »Scheint ordentlich gearbeitet zu sein. Obwohl . . . auf die Schnelle lässt sich das nicht so leicht beurteilen. Vielleicht sollte ich eben   –«
    »Nate!« Ich sah aus dem Fenster. Am Auto vorbei strömten die Leute Richtung Schulhof, Kaffeebecher in den Händen, Rucksäcke über den Schultern. »Es klingelt gleich.«
    »Du bist viel zu vernünftig und gewissenhaft«, meinte er. Seine Stimme klang gedämpft durch den Pullover, denn er versuchte immer noch, ihn mir unauffällig auszuziehen. »Seit wann eigentlich?«
    Ich seufzte. Warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Noch fünf Minuten, dann würden wir offiziell zu spät kommen. Fünf Minuten   – viel war das nicht, jedenfalls bei Weitem nicht genug. Doch andererseits war auch das möglicherweise zu viel verlangt. »Okay«, sagte ich daher, während er meinen Hals küsste und seine Lippen allmählich zu meinem Ohr hochwanderten. »Ich gehöre ganz dir.«
    ***
    Als ich an dem Nachmittag heimkam, saß Jamie mit seinem Laptop an der Küchentheke. Kaum hörte er, dass ich mich näherte, sprang er auf, schnappte sich eine Plastiktüte mit Brot, die in der Nähe lag, und hielt sie demonstrativ in die Höhe, als hätte ihn unvermittelt der rasende Wunsch überfallen, sich ein Sandwich zu machen.
    Ich hob fragend die Augenbrauen.
    »Was tust du da?«
    Er atmete hörbar aus. »Ich dachte schon, du wärst Cora.« Legte das Brot wieder hin. »Puh. Bin ich erschrocken. Cora darf mir nämlich jetzt nicht mehr auf die Schliche kommen. Dazu habe ich einfach schon zu viel Arbeit hineingesteckt.« Er setzte sich wieder. Auf der Theke stapelten sich CDs, einige noch in ihren Hüllen, andere lagen lose herum.
    »Sprichst du von deinem Geschenk zum Valentinstag?«, fragte ich.
    »Von einem, ja.« Er öffnete eine Hülle, nahm eine CD heraus. »Wahrscheinlich Bestandteil der dritten oder vierten Phase.«
    »Phase?«
    »Meine spezielle Valentinstag-Strategie.« Er legte die CD in das Laufwerk seines Laptops ein. Ich hörte ein Surren, ein paar Mal
knack, knack, knack
, der Bildschirm flackerte. »Es gibt viele Geschenke, über den ganzen Tag verteilt, in aufsteigender Reihenfolge, je nach Wichtigkeit und Wert. Das heißt, man fängt mit Blumen an,

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