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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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daraus waren Nate und sein Vater an dem Tag komplett ausgebucht, ähnlich wie an Thanksgiving. Und was das wiederum für Konsequenzen hatte, wusste ich nur zu gut.
    »Wird schon schiefgehen«, hatte Nate mir gestern Abend beruhigend versichert, als wir am Teich standen und ich das Thema vorsichtig ansprach. Wir hatten uns mittlerweile angewöhnt, uns fast jeden Abend dort zu treffen, irgendwann zwischen Job und Hausaufgaben, und sei es nur für ein paarMinuten. »Ich werde zwar den ganzen Nachmittag Sachen ausfahren, bin aber spätestens bis sieben fertig. Genug Zeit für das, was ich vorhabe.«
    »Und das ist?«, fragte ich.
    »Wart’s ab.« Zärtlich strich er mir die Haare aus dem Gesicht. Im Hintergrund nahm ich das Flirren der Poolbeleuchtung wahr. Nate beugte sich vor, küsste meine Schläfe. Doch ich war abgelenkt, denn eigentlich sollte er längst drüben bei sich im Gartenhaus sein, Geschenkkörbe packen. Jeden Moment konnte sein Vater vorbeikommen und merken, dass Nate sich unerlaubterweise verkrümelt hatte. Anscheinend merkte man mir an, dass ich nicht bei der Sache war, denn Nate musterte mich forschend. »Was ist los?«
    »Nichts ist los.«
    »Du wirkst irgendwie besorgt.«
    »Bin ich aber gar nicht.«
    »Also, falls du dir Gedanken machst, was du mir zum Valentinstag schenken sollst«, sagte er mit todernstem Gesicht, »bleib ganz ruhig. Ich erwarte nichts Wahnsinniges. Nur das ultimative Supergeschenk.«
    Ich funkelte ihn an. Bereute zum x-ten Mal, dass ich Olivia gegenüber vor ein paar Tagen in einem Anfall von Schwäche erwähnt hatte, ich wüsste nicht genau, was ich Nate zum Valentinstag schenken solle. Und mich deshalb ziemlich gestresst fühle. Was sie Nate natürlich brühwarm weitererzählt hatte. Mal ganz abgesehen davon, was für eine Verräterin sie war   – ich hatte tatsächlich das Gefühl, das ultimative Supergeschenk, vielleicht sogar etwas Wahnsinniges, für ihn auftreiben zu müssen. Schließlich war Weihnachten in puncto Geschenke ein ziemlicher Schuss in den Ofen gewesen. Jedenfalls von meiner Seite aus.
    »Es geht ausnahmsweise nicht um dein Geschenk«, sagte ich.
    »Um was denn sonst?«
    Ich zuckte die Schultern, schaute erneut an ihm vorbei zum Gartenhaus hinüber. Nach einem Moment drehte er sich um, folgte meinem Blick. Schnallte es endlich. Wandte sich wieder mir zu. »Kein Problem, okay? Die Stechuhr läuft ausnahmsweise mal gerade nicht«, meinte er. »Ich gehöre ganz dir.«
    Doch genau das war der springende Punkt. Selbst in Augenblicken wie diesem   – hier, am Teich, sein Bein um meins geschlungen, oder im Wagen, seine Hand auf meinem Knie   – hatte ich nie das Gefühl, Nate würde ganz mir gehören. Irgendein Teil von ihm war nie wirklich präsent, wodurch mir nur umso deutlicher bewusst wurde, was mir fehlte. Komisch   – früher, besonders in meiner Wischiwaschi-Beziehung mit Marshall, hatte ich längst nicht so viel bekommen wie jetzt, da ich mit Nate zusammen war. Hatte auch bei Weitem selbst nicht so viel investiert. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl gehabt, es wäre genug. Wohingegen ich jetzt eine Leerstelle spürte, obwohl doch sonst fast alles perfekt war.
    Wir bogen auf den Schulparkplatz ein. Wie jeden Morgen hüpfte Gervais als Erster aus dem Wagen und sauste Richtung Hauptgebäude. Sobald er die Tür hinter sich zugeknallt hatte, beugte Nate sich zu mir rüber und küsste mich. »Du siehst wirklich super aus«, meinte er. »Wie kommt’s, dass du am Ende doch nachgegeben und deine Geschenkgutscheine eingelöst hast?«
    »So ist es gar nicht gelaufen. Cora hat mir quasi den Arm umgedreht und mich zu
Esther Prine
geschleppt. Widerstand zwecklos. Ich hatte keine Chance, mich zu wehren.«
    »Für die meisten Mädchen, die ich kenne, wäre so eine Aktion ein Traum, keine Folter.«
    Ich lehnte mich kopfschüttelnd zurück. »Warum sagen das bloß alle ständig? Wieso denkt jeder, nur weil ich weiblich bin, würde ich automatisch nichts lieber tun, als hundertachtzig Dollar für eine Jeans auszugeben?«
    Nate hob beschwichtigend die Hände. »Ups. War bloß eine schlichte Beobachtung.«
    »Halt einfach die Klappe, okay?« Ich blickte an mir hinunter, auf die teuren Jeans, die noch teureren Schuhe (Wildleder, kein Sonderangebot), meine Jacke (weiches Leder und ein Designer, von dem ich noch nie etwas gehört hatte). Wer war das Mädchen in diesen schicken Klamotten, an dieser teuren Schule, mit diesem im Prinzip festen Freund? Um den sie sich

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