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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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als hätte sie eine weitere Wette verloren   – eine wichtige, eine entscheidendeWette. »Wir werden es miteinander versuchen. Aber nur als Testlauf, einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte ich. Der Vitamintyp lächelte mich an.
    Doch sie wirkte nach wie vor nicht völlig überzeugt, als sie jetzt die Hand ausstreckte und meine schüttelte. »Ich heiße Harriet.«
    »Ruby«, erwiderte ich. Und damit hatte ich einen Job.
    ***
    Harriet hatte nicht übertrieben. Im Laufe der folgenden zwei Stunden, während derer sie eine detaillierte Führung durch ihren Laden für mich veranstaltete und ich anschließend einen ausführlichen Registrierkassenkurs bei ihr absolvieren musste, wurde deutlich, dass sie der totale Kontrollfreak war. Erst nachdem ich all das brav über mich hatte ergehen lassen   – inklusive einer spontanen Abschlussprüfung, bei der ich wiederholen musste, was ich gelernt hatte   – und sie wie ein Schatten an mir klebte, während ich vier verschiedene Kunden hintereinander bediente, beschloss sie, mich wohl guten Gewissens einen Moment lang allein lassen zu können, um sich noch einen Kaffee zu holen.
    »Ich bin gleich da drüben.« Sie deutete auf die
Jump-Java -Filiale
, die keine zweihundert Meter entfernt war. »Du brauchst nur zu schreien, dann bin ich sofort bei dir.«
    »Ich werde nicht schreien«, meinte ich, um sie zu beruhigen.
    Was sie jedoch nicht sonderlich überzeugte. Dennoch verließ sie schließlich und endlich ihre Boutique. Kam allerdings noch zweimal zurückgerannt, um nach mir zu schauen. Danach hörte ich auf zu zählen.
    Als sie endgültig weg war, versuchte ich, mich zu entspannenund mir gleichzeitig noch einmal einzuprägen, was mir gerade beigebracht worden war. Ich staubte gerade die Schmuckstücke in den diversen Auslagen ab, da trat der Typ vom Vitaminlädchen auf mich zu.
    »Und? Kündigung schon in der Tasche?«, fragte er.
    »Sie ist absolut ein bisschen anstrengend«, antwortete ich. »Wie kommen denn ihre übrigen Mitarbeiter damit zurecht?«
    »Gar nicht«, sagte er. »Ich meine, sie hat keine anderen Mitarbeiter. Hatte auch bisher noch nie welche. Du bist die Erste überhaupt.«
    Was, wie ich zugeben musste, einiges erklärte. »Echt?«
    Er nickte ernst. »Dabei hätte sie schon seit ewigen Zeiten dringend Unterstützung gebraucht. Dich zu engagieren, ist deshalb ein großer Schritt für sie. Ein Riesenschritt, um genau zu sein«, sagte er. Steckte die Hand in die Tasche, zog ein paar kleine Pillenpackungen hervor. »Ich heiße übrigens Reggie. Möchtest du ein paar Vitamin- B-Komplex -Probepackungen? Sind gratis.«
    Ich beäugte die Dinger, schüttelte den Kopf. »Ruby. Und . . . äh . . . nein, danke.«
    »Wie du willst«, erwiderte er. »Hi Nate! Wie bekommen dir die Haiknorpelpillen? Haben sie dein Leben bereits verändert?«
    Ich wandte mich um. Und wer kam da auf uns zu? Richtig   – Nate, der einen Karton trug. »Noch nicht.« Er verlagerte das Gewicht des Kartons auf eine Hand, damit er Reggie High five geben konnte. »Aber ich habe auch gerade erst damit angefangen.«
    »Du musst sie regelmäßig nehmen«, meinte Reggie. »Jeden Tag, zwei pro Tag. Und du hast nie mehr irgendwelche Zipperlein. Ein wahres Wundermittel.«
    Nate nickte, sah dann mich an. »Hallo.«
    »Hi.«
    »Sie arbeitet seit heute für Harriet.« Reggie stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite.
    »Das gibt’s nicht!« Nate warf mir einen ungläubigen Blick zu. »Harriet hat tatsächlich eine Aushilfe angeheuert?«
    »Warum wundert dich das so?«, fragte ich. »Schließlich hing vor ihrem Laden ein Schild.«
    »Seit einem halben Jahr.« Nate stellte den Karton auf dem Hocker hinter mir ab.
    »Und jede Menge Leute haben sich beworben«, fügte Reggie hinzu. »Natürlich fand sie bei jedem einen guten Grund, um sie oder ihn abzulehnen. Zu forsch, grauenvolle Frisur, möglicherweise allergisch gegen Räucherstäbchen . . .«
    »Dir gibt sie aber Aufträge zum Erledigen«, sagte ich zu Nate. »Stimmt’s?«
    »Nur, wenn man ihr die Daumenschrauben anlegt«, erwiderte er und nahm ein Blatt Papier aus dem Karton.
    »Deshalb ist es auch so ein Wahnsinnsding, dass sie sich dazu durchgerungen hat, dich zu akzeptieren.« Reggie warf eine Vitamin- B-Komplex -Pille ein.
    »Absolut«, ergänzte Nate. »Es grenzt an ein Wunder. Womöglich, weil ihr beide rothaarig seid?«
    »Gleich und gleich gesellt sich gern«, meinte Reggie zustimmend. »Aber vielleicht hat unsere liebe Harriet auch endlich

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