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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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und Extradiäten. Ich bin es müde, werter Herr, angeekelt bis ins Innerste. Ich bin fix und fertig.«
    »Darf ich Sie fragen: seit wann sind Sie eigentlich in Israel?«
    »Seit gestern.«

Babysitter

    Kürzlich, an einem subtropischen Abend, klingelte es wieder einmal an der Wohnungstür. Es war nur Jecheskel von gegenüber:
    »Tut mir leid, Sie zu so später Stunde zu stören, aber ich würde Sie gerne um eine große Gefälligkeit bitten«, katzbuckelte mein Nachbar. »Wir bekamen eben zwei Freikarten zur Generalprobe eines Musicals geschenkt, aber wir können unseren Danny unmöglich allein lassen. Der Kleine ist erst sieben, und unser Babysitter will nicht kommen, weil die Klimaanlage kaputt ist. Daher wollten wir Sie herzlich bitten . . .«
    Ganz Großmut und gutnachbarliche Gefühle, nahm ich einen spanischen Fächer aus der Vitrine und ging mit Jecheskel hinüber.
    Frau Jecheskel war völlig überrascht über meine Hilfsbereitschaft, obwohl ich nicht umhinkonnte zu bemerken, daß sie uns schon im Pelzmantel erwartete. Ich wurde noch schnell in Kenntnis gesetzt, was ich alles zu tun hätte, falls der liebe Kleine aufwachen sollte. Dann gingen sie beruhigt in die Generalprobe.
    Ich beschloß, bevor ich mich mit einem Buch gemütlich niederließ, schnell noch einen Blick auf den kleinen Danny zu werfen. Ich wollte wissen, welcher der kleinen fußballspielenden Lausbuben er war, die regelmäßig die Azaleen in unserem Garten zertrampelten.
    Das Kind schlief friedlich im Bettchen, seinen Teddybären im Arm. Er hatte die Decke weggestrampelt. Ich beugte mich pflichtbewußt über ihn, um ihn väterlich zuzudecken. Und weil es in seinem Zimmer ziemlich heiß war, drehte ich den elektrischen Ventilator an. Die weiteren Ereignisse kann ich nicht mehr genau rekonstruieren. Ich bekam einen schrecklichen Schlag, hörte mich aufschreien und fiel in Ohnmacht.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich am Boden, und Klein Danny beugte sich besorgt über mich. Auf meine Stirn hatte er einen nassen Lappen gelegt und zwischen meine Lippen eine Cognacflasche geschoben. Nach einiger Zeit war ich so weit wiederhergestellt, daß ich mich vorsichtig aufsetzen konnte.
    »Du hast einen elektrischen Schlag bekommen, Onkel«, beruhigte mich Danny. »Aber keine Sorge, du bist bald wieder o. k. Ich mach dir jetzt einen starken Kaffee.«
    Er stellte Wasser auf, rief den Arzt an und fragte mich, ob es mir etwas ausmachte, einige Minuten lang allein zu bleiben. Nach kurzer Zeit kam er mit einer Schachtel milder Beruhigungstabletten zurück. Dann bettete er mich auf die Couch und blieb so lange neben mir sitzen, bis ich einschlief. Als die Jecheskels nach Hause kamen und mich aufweckten, war ich ganz der alte.
    »Wir wissen gar nicht, wie wir Ihnen danken sollen«, sprudelten sie vor Freude über, »wir stehen tief in Ihrer Schuld.«
    Ich sagte, es wäre nicht der Rede wert, ich hätte nur meine Pflicht getan, und wandte mich rasch zum Gehen. Im Vorzimmer versperrte mir plötzlich der kleine Danny den Weg:
    »Macht 120 Shekel, Onkel«, sagte er. »Der Nachttarif für einen Babysitter.«

Sozialpolitik

    Für die Nachwelt muß festgehalten werden, daß der Stadtverwaltung von Tel Afib die Palme gebührt. Sie war die erste Behörde des Landes, der es gelang, die finanziellen Belastungen der ärmeren Teile der Bevölkerung auf revolutionärem Wege zu erleichtern.
    »Meine Herren«, sprach der Bürgermeister zum versammelten Gemeinderat, »ich finde, der Zeitpunkt ist gekommen, irgend etwas höchst Soziales zu unternehmen. Es ist mir nämlich zu Ohren gekommen, daß die begriffsstutzigen Bewohner unserer geliebten Stadt uns die 26 verschiedenen Gemeindesteuern übelnehmen. Ich beantrage daher eine demonstrative sozialpolitische Gegenmaßnahme, wie zum Beispiel die Abgabe einer Gratisbanane an jedes Kind, das noch nicht das achte Lebensjahr überschritten hat.«
    Der Vorschlag wurde mit allgemeinem Applaus angenommen. Die Gemeinderäte umarmten einander und drückten anhaltend des Bürgermeisters Hand. Aus einer entsprechenden Rundfrage ging nämlich hervor, daß jedes Elternhaus mindestens fünfzig Shekel monatlich allein für Bananen ausgab.
    Die Stadtverwaltung ging sofort daran, den Entschluß in die Tat umzusetzen. Bereits nach sechs Monaten hatte eine Volkszählung sämtliche Kinder unter acht Jahren erfaßt. Ganz Tel Afib war überzeugt davon, daß das Unternehmen »Sozialbanane« als revolutionäre Idee in Sachen Kinderfürsorge in die Geschichte

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