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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Festtag einen blau-gelb gemusterten Wandteppich zu kaufen . . . Es gäbe dazu noch weiteres zu bemerken.
    Angenommen, man möchte zwei bis drei Wochen vor den Feiertagen Jascha Honigmann treffen, um jene fünfzig Shekel zurückzufordern, die man ihm vor drei Monaten für eine Woche geborgt hat. Und jetzt wette ich ein kaum gebrauchtes Gebetsbuch gegen eine junge Milchziege, daß Honigmann auf die energische Forderung prompt antworten wird: »Selbstverständlich. Aber erst nach den Feiertagen.«
    Ich frage, warum? Warum nach den Feiertagen? Warum in aller Welt nicht vor den Feiertagen?
    Schön, ich kann mir ein gewisses Verständnis dafür abringen, daß ein religiöser Festtag bei einem gläubigen Menschen eine erhebende Stimmung hervorrufen mag. Aber das sollte ihn nicht daran hindern, Schulden zu bezahlen. Ganz im Gegenteil, die vor einem hohen Feiertag unerläßliche Selbstläuterung sollte ihm zur seelischen Entlastung gereichen, mir meine lausigen fünfzig Shekel feierlich zurückzuzahlen.
    Aber nicht nur Jascha Honigmann ist von dieser Seuche befallen.
    Aus mysteriösen Gründen hält es auch die chemische Reinigung für selbstverständlich, die Kaffeeflecken erst nach den Feiertagen aus meiner Hose zu entfernen.
    Und mein Zahnarzt wird erst nach den Festtagen die längst fällige Wurzelbehandlung in die Wege leiten.
    Natürlich läßt mich auch der Installateur Stucks wissen, daß er sich leider nicht in der Lage sähe, noch vor den Feiertagen meinen defekten Wasserhahn . . .
    Die Zeit scheint tatsächlich stillzustehen.
    Und wenn nicht die Zeit, dann auf alle Fälle die guten Handwerker.
    Und mein Verstand.
    Warum wohl, fragt meine verzweifelnde Vernunft, warum um Himmels willen, kann auch eine Friedenskonferenz erst nach den Feiertagen feierlich tagen?
    Sollte der verehrte Leser eine plausible Erklärung auf diese schwerwiegenden Fragen finden, wäre ich höchst begierig, sie zu erfahren.
    Ich bin täglich am späten Vormittag telefonisch zu erreichen. Aber bitte erst nach den Feiertagen.

Integration

    Ich traf den Einwanderer vor einer öffentlichen Telefonzelle. Er trippelte nervös von einem Bein auf das andere und sprach mich nach einer Weile auf jiddisch an:
    »Es ist immer derselbe Mist. Überall lassen sie einen warten.«
    »Wer?«
    »Alle. Für Neueinwanderer hat man eben keine Zeit. Nur für die verkalkten Siedler.«
    »Sie werden auch einmal einer sein.«
    »Seien Sie da nicht so sicher. Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort mein letztes Hemd für ein Flugticket verkaufen. Egal wohin. Nur weg hier! Glauben Sie aber ja nicht, daß ich immer so dachte.«
    »Nein?«
    »Nein, mein Herr. Mein Widerwille gegen dieses Land wurde erst nach und nach geweckt. Als ich hierherkam, war ich noch Idealist. In meiner guten alten Heimat habe ich jede Kritik an Israel vehement abgelehnt. ›Eure Verleumdungen will ich gar nicht erst hören. Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe!‹, so sprach ich, bevor ich hierher kam.«
    »Und dann?«
    »Dann? Dann war ich da, und mein Amoklauf begann. Ich komme seither kaum mehr dazu, Luft zu holen. Ich renne, schwitze und rede mich fusselig. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Dabei verlange ich ja gar nicht viel. Will ich vielleicht eine Goldader, einen Palast? O nein, mein Herr, ich will nichts weiter als ein Dach, ein kleines Dach über dem Kopf in Tel Aviv und ein bescheidenes Auskommen in meinem Beruf.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?«
    »Ich bin Trainer für Eiskunstlauf. Ich habe in allen möglichen öffentlichen Ämtern angesucht, aber die Mühe hätte ich mir sparen können. Eventuell würde mir die Regierung eine Anleihe geben, aber diese Verrückten erwarten ja allen Ernstes, daß ich ihnen das Geld zurückzahle. Und die Gewerkschaften! Die kümmern sich einen Dreck um einen, solange es genügend Streiks gibt.«
    »Wie recht Sie haben.«
    »Eben! Man hat mir zu einer Umschulung geraten. Aber ich lasse mir nichts schenken! Zum Teufel mit dieser sogenannten Wohltätigkeit! Die Regierung sollte abdanken. Es wimmelt ja nur so von Idioten im Staatsapparat. Die schreiben dir einen lausigen Empfehlungsbrief, und dann beginnst du dich abzuhetzen. Von morgens früh bis spät nachts, von hier nach dort, hinauf und hinunter, von einem Büro zum andern. Beamte, Beamte, Beamte. Aber was kümmert es diese Verbrecher, daß ein einsamer Einwanderer am Zusammenklappen ist? Die scheren sich doch den Teufel drum, Hauptsache, sie bekommen ihre sicheren Gehälter

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