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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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übereifrige Anhänger abzuwehren. Das war eine durchaus plausible Erklärung. Abe war mittlerweile ziemlich bekannt, und das Haus der Lincolns wurde zu jeder Tages- und Nachtzeit belagert von Sympathisanten und Bittstellern. Aber vampirische Leibwächter waren nicht die einzigen Geheimnisse, die der »ehrliche alte Abe«, wie er mittlerweile von seinen Anhängern genannt wurde, in jenem Sommer vor seiner Frau und seinen Bewunderern verheimlichte.
    Denn er hatte den Rost von seiner Axt gekratzt.
    Und erstmals war seine Zielperson ein Lebender.
    Abraham,
    ich muss Dich um eine weitere Erledigung bitten. Er ist einer von deinen – aber er wird rund um die Uhr von zweien meiner Sorte bewacht. Sei also äußerst vorsichtig.
    Abe blieb beinahe die Luft weg, als er den Namen darunter las …
    Jefferson Davis.
    In ganz Amerika gab es wohl kaum einen fähigeren Politiker aus den Südstaaten als ihn. Davis war Absolvent der Militärakademie von West Point, hatte tapfer im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg gekämpft, war Gouverneur von Mississippi gewesen und Mitglied im Kabinett von Franklin Pierce. Außerdem war er zweimal in den Senat gewählt worden. Er war ein entschiedener Verfechter der Sklaverei und als früherer Kriegsminister der Mann, der am geeignetsten war, den Süden gegen den besser gerüsteten und bevölkerungsreicheren Norden anzuführen.
    Diesmal weigerte Abe sich, loszuziehen.
    Henry,
    ich bin ein alter Mann mit drei Söhnen und einer Frau, die schon an zu vielen Gräbern geweint hat. Ich werde ihr nicht noch mehr Kummer bereiten, indem ich mich selbst umbringen lasse. Sicher gibt es Hunderte, ja Tausende unter deinesgleichen, die für diese Aufgabe besser geeignet sind. Warum versuchst Du mich dazu zu bewegen, der ich meinen Zenit schon seit Jahren überschritten habe?
    Schick jemand anderen.
    Dein Abraham
    Henrys Antwort kam per Eilpost, vier Tage nachdem Abe seine Weigerung nach New York abgeschickt hatte.
    Abraham,
    es ist schwer zu wissen, was die Zukunft bringt. Wir sehen sie nur wie gespiegelt in sich kräuselndem Wasser – verzerrt und immer in Bewegung. Es gibt jedoch Momente, in denen die Wellen verebben und das Spiegelbild deutlich wird. Die Union hat in jener Nacht in New York einen dieser Momente erlebt und in Deine Zukunft gesehen: Dir ist es vorherbestimmt, Jefferson Davis zu besiegen, Abraham. Dir allein. Darüber hinaus glaube ich nicht, dass es Dein Schicksal ist, bei diesem Auftrag zu sterben. Das spüre ich mit ganzem Herzen. Andernfalls würde ich Dich nicht losschicken. Du musst es tun, Abraham. Ich bitte Dich, die Sache noch einmal zu überdenken.
    Dein H.
    _
    Abe war zweiundfünfzig Jahre alt. Und obwohl er noch recht beweglich war für sein Alter, war er doch weit entfernt von dem jungen Vampirjäger, der einen Holzklotz aus fünfzig Yards Entfernung spalten konnte. Er brauchte Unterstützung.
    Ich habe Speed benachrichtigt, er möge sofort zu mir nach Springfield kommen, und ich habe – nach langer, reiflicher Überlegung – auch Lamon die Wahrheit gesagt. Er hielt mich zuerst für »übergeschnappt« und schalt mich einen »verdammten, verlogenen Idioten«. Als ich ihm dann die wahre Geschichte von den Vampiren und ihren bösen Machenschaften offenbarte, verlor er beinahe die Beherrschung – bis ich einen der Dreifaltigen dazu bewegen konnte, meine Worte zu bestätigen, was dieser auf recht dramatische Weise tat. In diesem Krieg gibt es nur wenige Menschen, denen ich trauen kann, und obwohl [Lamon] und ich in vielen Dingen nicht übereinstimmen (nicht zuletzt, was die Sklaverei betrifft), so hat er sich doch als loyaler Freund erwiesen. Da Jack nicht mehr ist, erscheint es mir ratsam, einen Mann seines Formats zu verpflichten – insbesondere, da Speed so gebrechlich geworden ist und ich in die Jahre gekommen bin.
    Mein Gott … ich fühle mich ein bisschen wie König Heinrich in Harfleur. 46
    46 Eine Anspielung auf Shakespeares Heinrich V . In der ersten Szene des dritten Aufzugs hält König Heinrich eine mitreißende Rede vor seinen Truppen, die mit den berühmten Worten »Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde!« beginnt.
    Im Juli fuhren die drei Vampirjäger mit dem Zug nach Bolivar County, Mississippi, wo sich Jefferson Davis, wie man Abe mitgeteilt hatte, von einer Augenoperation erholte. Verborgen in ihrem Gepäck befand sich ein ganzes Arsenal an Revolvern, Messern, Armbrusten und Abes Axt – frisch geschliffen und aufs Neue glänzend.

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