Abraham Lincoln - Vampirjäger
attackiert der zweite Vampir oben Speed und Lamon. Lamon bricht in Panik aus (denn dies ist seine erste Vampirjagd) und schießt wild um sich, bis das Magazin seines Revolvers leer ist, aber alle seine Kugeln verfehlen ihr Ziel. Deshalb fällt es Speed und seiner Büchse zu, die Kreatur zum Schweigen zu bringen, was er auch erledigt, indem er ihr glatt in Herz und Kopf schießt. Der Lärm reißt Mrs. Davis und die Kinder aus dem Schlaf, und sie kommen in den Flur gerannt, just in dem Moment, in dem ich meine Axt aus dem Brustkorb des Vampirs löse und ihm am Fuße der Treppe den Kopf abschlage. Durch ihre Schreie alarmiert, kommt auch der geschwächte, halbblinde Jefferson Davis aus seinem Schlafzimmer gestolpert, woraufhin Speed und Lamon ihn erschießen. Nachdem wir der Familie unser aufrichtiges Bedauern versichert haben, verschwinden wir draußen in der Nacht.
Aber als er oben am Treppenabsatz ankam, fand Abe nichts dergleichen vor. Alle Türen standen offen. Alle Zimmer waren leer.
Waren wir etwa am falschen Ort? War Davis etwa ganz unerwartet genesen und nach Washington aufgebrochen? Nein … nein, Henrys Instruktionen waren minutiös gewesen. Dies war das Haus. Dies war auch der vorgesehene Zeitpunkt für unseren Angriff. Irgendetwas lief hier völlig schief. Hier sind Vampire … ich kann es spüren, dachte ich bei mir.
Plötzlich nahm die Wahrheit in meinem Kopf Gestalt an. Oh, wieso hatte ich nicht auf meine Instinkte gehört? Dass ich überhaupt hergekommen war! Henrys verdammtes Gerede von sich kräuselndem Wasser! Wie hatte ich nur so leichtsinnig sein können? Wie hatte ich bloß mein Leben aufs Spiel setzen können, wo ich doch drei Söhne zu Hause hatte? Und eine Frau, auf der schon so viel Kummer lastete? Nein … ich würde in dieser Nacht nicht sterben. Ich weigerte mich.
»Raus!«, zischte Abe. »Sofort raus hier – und haltet eure Waffen bereit … wir wurden hintergangen!«
Wir polterten die Treppe hinunter zur Haustür, aber dort angekommen mussten wir feststellen, dass sie von außen verriegelt war. Wir hörten von allen Seiten Holz aufeinanderkrachen, als die Fensterläden zugeschlagen wurden und ein Chor aus Hämmern Nägel hineintrieben, damit sie nicht mehr geöffnet werden konnten. »Hinauf!«, brüllte ich. Aber auch dort waren die Fensterläden bereits geschlossen und vernagelt worden.
»Wir sitzen in der Falle!«, rief Lamon verzweifelt.
»Ja«, erwiderte Speed gefasst. »Aber unter diesen Umständen bin ich lieber hier drinnen mit euch als da draußen mit ihnen.«
Abe sagte nichts. Er wusste, es würde nicht lange dauern, bis sie den Rauch röchen; bis sie die Hitze des Feuers spürten, das sich durch die Wände und die Holzdielen fraß. Als könne er seine Gedanken lesen, schrie Lamon plötzlich »Schaut!« und zeigte auf das flackernde gelbrote Licht, das durch eine Ritze in der Eingangstür in den Raum drang.
Sie hatten keine Wahl.
Welches Grauen sie auch immer dort draußen erwarten würde, es konnte nicht schlimmer sein als der sichere Flammentod. Das Feuer fraß sich schon von allen Seiten durch die Lamellen der Fensterläden.
Ich hatte einen Plan. Einmal zur Tür hinaus, würden wir alle drei Schulter an Schulter vorrücken und schnurstracks geradeaus in Richtung Wald losstürmen. Ich würde in der Mitte gehen und mithilfe meiner Axt alles niedermachen, was sich uns von vorne in den Weg stellte. Speed und Lamon würden zu meiner Rechten und meiner Linken marschieren und alles niederschießen, was uns von den Seiten her angreift. Es war ein Plan, der im Grunde zum Scheitern verurteilt war (so schnell, wie die Fensterläden zugenagelt worden waren, erwartete uns da draußen mindestens ein Dutzend Männer, Vampire oder irgendeine Kombination aus beidem), aber es war der einzige Plan, den wir hatten. Ich erhob meine Axt und machte mich bereit. »Gentlemen«, sagte ich.
Die Haustür flog mit einem einzigen Hieb von Abes Axt auf. Der Aufprall wirbelte draußen auf der Veranda Rauch und heiße Asche auf.
Die Hitze war augenblicklich zu spüren. Sie ließ uns zurückfahren, bildete sofort Blasen auf unserer Haut und setzte beinahe unsere Kleidung in Brand. Als sich meine Augen an die Flammen auf der Veranda (die nun lichterloh brannte) gewöhnt hatten, sah ich, dass die aus den Angeln gehobene Tür einen schmalen Pfad durch das Inferno bildete. Ich hielt den Atem an und ging voran, hastete über die Tür und die Stufen hinunter auf die rettende Wiese vor dem Haus. Kaum
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