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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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gibt keine Musik, die süßer wäre als der Klang ihrer Stimme. Kein Gemälde, das schöner wäre als ihr lächelndes Antlitz. Heute Nachmittag saßen wir im Schatten eines Baumes, und Ann las mir aus Macbeth vor, während ich meinen Kopf auf ihren Schoß gebettet hatte. Sie hielt das Buch in einer Hand, und mit den Fingern der anderen spielte sie in meinem Haar – und küsste mir zärtlich die Stirn, jedes Mal, wenn sie eine Seite umblätterte. Hier endlich erfahre ich nun alles Gute der Welt. Hier ist Leben. Sie ist das Antidot zu all der Dunkelheit, die die Welt vergiftet. Wenn ich ihr nah bin, sind all meine Schulden und selbst die Vampire nicht mehr wichtig. Dann ist da nur noch sie.
    Ich habe beschlossen, ihren Vater um ihre Hand zu bitten. Da gibt es nur eine unbedeutende Sache, die ein Hindernis darstellen könnte, und ich werde mich umgehend um ihre Beseitigung kümmern.
    Bei dieser »unbedeutenden Sache« handelte es sich um John MacNamar – und entgegen Abes flapsigen Verweises auf ihn stellte er durchaus eine ernsthafte Bedrohung des gemeinsamen Glücks dar.
    Denn er und Ann waren verlobt.
    [MacNamar] ist bei allem, was man hört, ein Mann von fragwürdigem Charakter, der Ann seine Liebe geschworen hat, als sie gerade einmal achtzehn Jahre alt war, nur um sich dann nach New York abzusetzen, noch bevor sie heiraten konnten. Die wenigen Briefe, die er ihr nach Decatur schrieb, waren mitnichten die eines in Liebe entbrannten Mannes, und nun hat sie schon eine Ewigkeit nichts mehr von ihm gehört. Doch bevor er sie nicht freigegeben hat, werde ich nicht glücklich sein. Gleichwohl, ich verliere nicht den Mut (denn der Strom der wahren Liebe rinnt niemals sanft 20 ) und glaube fest daran, dass sich alles rasch und glücklich fügen wird.
    20 Hier zitiert Abe entweder falsch oder sehr frei aus dem Sommernachtstraum (erster Aufzug, erste Szene).
    Abe tat, was er am besten konnte. Er schrieb John MacNamar einen Brief.
    IV
    Am Morgen des 23. August notierte Abe elf harmlos klingende Worte in sein Tagebuch:
    Nachricht von Ann – fühlt sich nicht gut heute. Muss zu ihr.
    Es war ein perfekter Sommer gewesen. Abe und Ann hatten sich jeden Tag getroffen, hatten lange, ziellose Spaziergänge unternommen und sich heimlich geküsst, wenn sie sicher waren, dass niemand sie sah. Nichtsdestotrotz wusste ganz New Salem und Clary’s Grove, dass die beiden ineinander verliebt waren, auch dank Jack Armstrong, der keine Gelegenheit ausließ, das Thema anzuschneiden.
    Ihre Mutter empfing mich an der Tür und sagte mir, dass sie keinen Besuch wünsche, aber als sie meine Stimme vernahm, rief Ann mich herein. Ich fand sie im Bett liegend vor, eine Ausgabe des Don Juan auf der Brust. Mit Mrs. Rutledges Erlaubnis blieben wir unter uns. Ich ergriff ihre Hand und bemerkte, wie erhitzt sie war. Ann lächelte ob meiner Besorgnis. »Es ist kaum ein Fieber zu nennen«, sagte sie. »Es wird vorübergehen.« Während wir sprachen, wurde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass sie noch etwas anderes bedrückte. Etwas Ernsteres als eine sommerliche Erkältung. Ich drängte sie, sich mir anzuvertrauen, und ihre Tränen bestätigten meinen Verdacht. Ich konnte kaum glauben, was sie mir als Nächstes mitteilte.
    Anns lange verschollener Verlobter, John MacNamar, war wieder aufgetaucht.
    »Er wurde vorgestern Abend vorstellig«, sagte sie. »Er war außer sich vor Wut, Abe. Er sah kränklich aus, benahm sich höchst seltsam. Er erzählte mir von deinem Brief und wollte die Antwort von mir persönlich hören. ›Sag mir ins Gesicht, dass du diesen Mann liebst!‹, rief er. ›Sag es mir, und ich werde diesen Ort noch heute Abend verlassen und nie mehr zurückkehren!‹«
    Anns Antwort lautete: Sie liebe nur Abraham. MacNamar hielt Wort und reiste noch am selben Abend ab. Ann sah ihn nie wieder. Abes Wut über diese Begebenheit ist aus dem Eintrag, den er an jenem Tage machte, deutlich herauszuhören:
    Ich hatte diesem MacNamar von unserer Liebe füreinander geschrieben – und ihm nahegelegt, sich als Ehrenmann zu erweisen und sie freizugeben. Doch statt mir zu antworten, ritt er lieber tausend Meilen durch die Wildnis, um eine Frau zu überrumpeln, die er zuvor drei lange Jahre ignoriert hat! Um sie für sich zu beanspruchen, nachdem er sie so lange links liegen ließ! Was für ein Halunke! Wäre ich da gewesen, als er auftauchte, ich hätte ihm den Schädel gespalten und Streichriemen 21 aus seinem Rücken geschnitten! Aber nun bin ich

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