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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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und dort zum Zeitvertreib alles gelesen, was sie in die Finger bekam. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen darüber, was aus der Tante wurde (ob sie verstarb, wieder gesundete, oder ob Ann es einfach müde wurde, sich um sie zu kümmern), aber wir wissen, dass Ann im Sommer des Jahres 1834 nach New Salem zurückkehrte. Wir wissen dies, weil sie und Abe sich am 29. Juli zum ersten Mal begegneten. Es war im Haus von Mentor Graham, aus dessen Bibliothek sich beide gern Bücher ausliehen und bei dem sie beide hin und wieder Unterricht nahmen. Graham erinnerte sich an sie als eine etwa Zwanzigjährige mit »großen, ausdrucksvollen blauen Augen«, einem »hellen Teint« und rotbraunem Haar – »nicht flachsblond, wie manche behauptet haben«. Sie hatte einen »hübschen Mund mit guten Zähnen darin«, und sie war »zuckersüß und flatterig wie ein Schmetterling«. Er erinnerte sich auch an den Moment, als Abe ihre Bekanntschaft machte. »Ich habe bis dahin und seither nie einen Mann gesehen, dem die Kinnlade so weit herunterfiel. Er blickte von seiner Lektüre auf, und der altbekannte Liebespfeil traf ihn mitten ins Herz. Die beiden tauschten Höflichkeiten aus, aber ich erinnere mich, dass die Konversation recht einseitig blieb, denn Lincoln hatte kaum mehr seine fünf Sinne beisammen, so einen Eindruck machte diese liebliche Erscheinung auf ihn, so erstaunt war er von ihrer Liebe zu und ihrem Wissen über Bücher.«
    Am selben Tag schrieb Abe Folgendes über Ann in sein Tagebuch:
    Noch nie hat man ein solches Mädchen gesehen! Noch nie war ein Wesen, so schön und so klug zugleich, in einem Körper vereint! Sie ist gut einen Fuß kleiner als ich, hat blaue Augen, kastanienbraunes Haar und ein strahlendes, wunderschönes Lächeln. Sie ist etwas mager, aber das spricht keinesfalls gegen sie, denn es passt zu ihrer sanften, zarten Art. Wie soll ich je wieder Schlaf finden, wo ich nun weiß, dass sie irgendwo da draußen in der Nacht ist? Wie kann ich jemals wieder einen anderen Gedanken fassen, wenn sie es ist, an die allein ich denken will?
    Abe und Ann lernten sich zunächst bei Mentor Graham besser kennen, wo sie lebhaft über Shakespeare und Byron diskutierten, dann auf langen Spätsommerspaziergängen, während derer sie leidenschaftlich über das Leben und die Liebe diskutierten, und schließlich auf Anns Lieblingsanhöhe mit Blick über den Sangamon River, wo sie nicht länger ans Diskutieren dachten.
    Ich schäme mich fast dafür, dies hier niederzuschreiben, denn ich fürchte, dadurch könnte die Sache an sich herabgewürdigt werden, doch ich kann einfach nicht widerstehen. Heute Nachmittag haben sich unsere Lippen berührt. Es geschah, während wir auf einer Decke saßen und vereinzelten Kähnen zusahen, die lautlos an uns vorüberglitten. »Abraham«, sagte sie. Ich wandte mich ihr zu und war überrascht, als ihr Gesicht dem meinen plötzlich so nahe war. »Abraham … glaubst du das, was Byron sagt? ›Liebe findet einen Weg, sogar auf Pfaden, auf denen Wölfe nicht zu jagen wagen‹?« Ich antwortete ihr, dass ich es mit ganzem Herzen glaube, und sie drückte ohne ein weiteres Wort ihren Mund auf meinen.
    Dies ist der Augenblick, an den ich mich in der Stunde meines Todes erinnern will.
    Es bleiben noch drei Monate, bis ich in Vandalia erwartet werde, und ich habe vor, jeden Moment bis dahin in Anns Gesellschaft zu verbringen. Sie ist der bezauberndste … liebste … und strahlendste Stern am Himmel weit und breit! Ihr einziger Fehler ist, dass es ihr wohl an Vernunft fehlt, wenn sie sich in einen Narren wie mich verliebt!
    Zu solch blumigen Worten würde Abe sich nie wieder hinreißen lassen. Nicht über seine Frau und nicht einmal über seine Kinder. Es war dies die überwältigende, leidenschaftliche und euphorische Liebe der Jugend. Eine typische erste Liebe.
    Der Dezember kam dann auch »allzu rasch«. Der Abschied von Ann verlief tränenreich, und dann ritt Abe auch schon nach Vandalia, um sich dort als Parlamentsmitglied vereidigen zu lassen. Die Aussicht, »ein einfacher Zimmermann unter Gelehrten« zu sein (die ihn vorher mit Spannung erfüllt hatte), spielte nun kaum noch eine Rolle. Zwei schmerzliche Monate lang saß er im Capitol und konnte an kaum etwas anderes denken als an Ann Rutledge. Als Ende Januar die Sitzungsperiode endete, war er »aus der Tür, noch bevor das Geräusch des Hammers verklungen war«, und galoppierte nach Hause, wo er den besten Frühling seines Lebens erleben sollte.
    Es

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