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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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Furcht, die tief in seine Seele eingebrannt war. Die anderen konnten spüren, dass es ihn große Überwindung gekostet hatte, diesen Satz zu sagen, dass er es aber gleichzeitig sehr ernst meinte. Er versprach sich großen Erfolg. Chamor, Hevea und Araton drängten ihn nicht. Sie sahen ihn ruhig an und warteten geduldig darauf, dass er fortfuhr. Auch ihre Gesichter drückten Besorgnis aus. »Toska wird beim Rat der Zwölf sein, vielleicht in Zerelinor, aber die anderen werden da sein, Hedara und Carramar. Und ich werde alleine gehen müssen«, sagte Murus fast flüsternd und wirkte dabei extrem abwesend.
    »Wohin um Himmels willen willst du denn gehen? Wir kapieren gar nichts«, gab Araton zu verstehen.
    Er und Chamor sahen Murus fragend an.
    Nur in Heveas Gesicht breitete sich Entsetzen aus. Sie wusste, was Murus vorhatte und sie hatte Angst, wie so oft in den letzten Tagen, Wochen und Monaten. Sie wollte endlich, dass ihre Angst aufhörte und sie wollte nicht schon wieder einen ihrer Freunde verlieren. »Nein!«, sagte sie bestimmt. »Du wirst nicht gehen.«
    »Also, wenn mir jetzt nicht endlich jemand sagt, worum es eigentlich geht, dann gehe ich«, maulte Araton, der die ständige rätselhafte Sprache satt hatte.
    »Ich gehe zurück nach Kismet«, antwortete Murus.
    Araton klappte fast der Unterkiefer herunter. Dann formten sich seine Lippen zu einem Lächeln. Er hatte tausend Fragen an Murus. Kismet hatte ihn schon immer total fasziniert. Als Kind hatte er immer gedacht, all die Legenden über Uhlanoren und die schönen Feen dort seien nur Märchen, und dann hatte er immer den sehnlichsten Wunsch gehabt, Kismet einmal zu besuchen und einmal über die unendlichen Weiten der Blumenfelder zu spazieren.
    Murus erkannte die leuchtende Sehnsucht in Aratons Augen. »Ja, es ist wunderschön«, sagte er.
    Ein leichter, warmer Wind war aufgekommen, der sie alle sanft umarmte, wie eine Mutter ihre Kinder umarmt. Die Luft roch nach Frühling.
    Heveas Augen blickten starr in die Ferne. »Ich werde mitkommen«, sagte sie.
    Die anderen sahen sie erstaunt an. Ihre Mienen drückten aus »Nein!« oder »Du bist wahnsinnig geworden!«. Nur Murus sah sie vorurteilsfrei und ernst an, aber besorgt. »Wir haben einmal beschlossen, uns nicht mehr zu trennen. Niemand geht alleine irgendwohin. Richtig?«, fuhr sie fort und eine Träne rollte über ihr Gesicht.
    »Richtig«, pflichtete Chamor ihr bei, und die beiden lächelten sich für einige Sekunden an.
    »Selbst wenn du es schaffen würdest, anzukommen … du würdest nicht mehr zurückkommen«, sagte Murus ernsthaft.
    »Du würdest mir helfen, du würdest mich beschützen und du würdest mich sicher in den Mondschattenwald zurückbringen«, hauchte Hevea. »Das würdest du doch?«
    Murus nickte.
    Araton sah empört aus. Vielleicht auch, weil er gerne selbst dabei wäre. Vielleicht auch, weil er sich große Sorgen um das kleine, zerbrechliche Flügelwesen machte.
    Murus zog das Jamorablatt hervor, drückte es fest an sich und verstaute es dann wieder in einer Tasche.
    Kurze Zeit später war der Commodor nur noch als kleiner dunkelroter Punkt vor dem blauen Himmel zu erkennen. Hevea war überhaupt nicht mehr zu sehen.
    »Viel Glück, ihr beiden«, murmelte Chamor und sah Murus nach, bis auch dieser vollständig von den Weiten des Himmels verschluckt war.
    »Sie werden es schaffen, davon bin ich überzeugt«, sagte Araton.
    Chamor begann seinen Weg zurück in Richtung Mondschattenwald.
    »Chamor?«, rief ihm Araton nach.
    »Ja«, sagte Chamor und drehte sich um.
    »Wenn du möchtest, dann kannst du bei mir warten. Ich kenne die Stelle, an der die einzige Möglichkeit besteht, aus Kismet zurückzukommen.
    Wir können morgen dort gemeinsam auf Murus und Hevea warten.«
    Chamor nickte. Er war erleichtert, nicht alleine in den Mondschattenwald zurückkehren zu müssen. Es wären zu viele Fragen gewesen, die man ihm gestellt hätte und die er nicht hätte beantworten können, nicht hätte beantworten dürfen.
    Murus genoss es, endlich wieder richtig fliegen zu können. Es verdrängte seine Angst. Er fühlte sich frei, aber die erdrückenden Gefühle kamen zurück, als sie das dunkle Tal fast erreicht hatten. »Ich weiß überhaupt nicht, ob es funktioniert, ob man an dieser Stelle überhaupt nach Kismet gelangen kann, denn den Weg dorthin habe ich damals ziemlich unfreiwillig angetreten.« Murus’ Schmunzeln beruhigte Hevea ungemein, auch wenn sie spürte, dass er sich dazu zwingen musste.

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