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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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kämpfte mit sich selbst, bis er, wie von einem starken Wesen zurückgeschleudert, nach hinten auf den Waldboden fiel. Er fühlte sich ungeheuer schlecht, betrogen, als sperre ihn jemand vor sich selbst aus. Er war wieder im Begriff, dem starken Leuchten entgegenzugehen, als aus den Tiefen des Waldes ein markdurchdringender Schrei ertönte.
    »Abraxmataaaaa!«
    Es war Murus und seine Stimme klang, wie Abraxmata sie noch niemals zuvor gehört hatte, angsterfüllt und schmerzverzerrt. Auf einmal fiel es ihm ganz leicht, sich von dem merkwürdigen Baum und seinem Leuchten zu trennen. Er stolperte durch den Wald, nach Murus schreiend, kreuz und quer, ohne festen Weg, um möglichst schnell bei seinem Freund zu sein und ihm helfen zu können, was auch immer passiert war. Er lief und lief, doch die Bäume schienen ihn festzuhalten, er hatte das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Er zwang sich stehen zu bleiben, um sich zu orientieren, musste aber feststellen, dass er keinen Anhaltspunkt fand, der ihm verraten hätte, wo er sich ungefähr befand. Die Bäume schienen ihm fremd. Sie waren grauer und höher gewachsen, als die Bäume, die er kannte, nicht so schön alt, knorrig, oft verzweigt und mit einer stolzen und bunten Blätterkrone. Die meisten von ihnen waren Nadelbäume, viel mehr, als er je an einem Ort gesehen hatte. Der Tag war fortgeschritten, die Sonne stand schon sehr tief im Westen und strahlte seitlich durch die Bäume. Er musste wenigstens Hevea, Chamor und Famora finden. Vielleicht war Murus schon längst wieder bei ihnen und sie machten sich um ihn Sorgen.
    Die drei Freunde saßen auf einem langen braunen Baumstamm. Der letzte große Sturm hatte den stolzen Baumriesen gefällt. Die mächtigen Wurzeln standen dem Himmel entgegen und die mächtigen Äste voll buntem Laub ergossen sich in den weichen Waldboden. Famora inspizierte mit viel Spaß das Wurzelwerk, von Zeit zu Zeit irgendeine besondere Wurzel findend, was sie dann lauthals verkündete, bevor sie diese in den spitzen Mund steckte. Chamor saß in der Mitte des Stammes. Seine schlaksigen grünlichen Glieder hingen betrübt und kraftlos nach unten.
    Auf seiner Schulter hatte sich Hevea niedergelassen, die ungewöhnlicherweise nicht mit ihren schönen blau schimmernden Flügeln schlug, sondern diese auf dem Rücken sachte aneinander gelegt hatte.
    »Sie werden schon wieder auftauchen. Passt auf, gleich kommen sie um die Ecke und fragen euch, was ihr für traurige Gesichter macht«, rief Famora ihnen zu und streckte ihren Lockenkopf an einer Stelle, an der sie schon viel herumgenagt hatte, durch die ansonsten dichten Wurzeln.
    »Es kann so viel passiert sein. Ihr habt ja keine Ahnung, schließlich bin ich es, die Pentons Botschaften überbringt. Diese Wälder sind einfach nicht mehr sicher. Sie bergen mehr Gefahren, als ihr euch in euren schlimmsten Albträumen vorstellen könnt. Und besonders gefährlich sind sie für Abraxmata«, sprach Hevea, die von Chamors Schulter aufgeflogen war und mit bösem Blick zu der immer noch essenden Famora hinübersah. »Ich finde, wir sollten sie suchen. Der Mond ist bereits auf dem dunkelnden Abendhimmel erschienen; die Nacht bricht bald herein, dann kann ihnen niemand mehr helfen.«
    »Einer sollte hier bleiben und die Stellung halten, falls sie doch hierher zurückkommen. Vielleicht haben sie sich nur verlaufen«, fügte Chamor, Hevea ansonsten zustimmend, noch hinzu.
    »Ja, du hast Recht. Ich glaube zwar nicht, dass sich Abraxmata verlaufen hat. Er ist so vernünftig, nicht zu weit zu gehen und er kennt das Labyrinth der Bäume, aber vielleicht ist er nicht freiwillig gegangen. Famora, du bleibst hier.«
    Famora, wie vom Blitz getroffen, sah Hevea widerwillig an. Sie wollte zu einer Gegenargumentation ansetzen, doch Hevea schnitt ihr das Wort ab. »Wenn die Dunkelheit hereingezogen ist und wir noch nicht da sein sollten, kannst du in deine Höhle zurückgehen, aber nicht vorher. Wenn du willst, dann warte auf uns, wir kommen in jedem Fall wieder hierher zurück.«
    Famora beobachtete, wie die beiden hinter den Bäumen verschwanden, bevor sie sich verärgert am unteren Ende des Baumes zusammenrollte und einschlief.
    Abraxmata war lange in eine Richtung gegangen, doch die Nadelbäume wurden nicht weniger und der Weg kam ihm nicht bekannter vor, also beschloss er umzukehren. Als er den Weg endlich zurückgegangen war, hatte sich der Himmel schon für die Nacht verdunkelt. Im Dämmerlicht wurden die fremden grauen

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