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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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dass der direkte Weg schneller ist, aber ich wusste natürlich auch, dass er gefährlicher ist. Na ja, jetzt habe ich euch ja, dem Waldgeist sei Dank, gefunden.« Und bei diesen Worten stieß Chamor einen leisen Seufzer aus, der klang wie der Stein, der ihm vom Herzen gefallen war.
    »Chamor, gibt es Leben in diesem Fluss?«, fragte Hevea.
    »Natürlich gibt es Leben, immerhin hat der Fluss seinen Ursprung in unserem schönen Waldboden. Allerdings bin ich auch ein paar seltsamen Kreaturen begegnet, die ich aus dem Mondschattenbach nicht kannte«, antwortete Chamor, aber bevor er seine Antwort weiter ausführen wollte, interessierte es ihn, wie es den anderen ergangen war. »Ist bei euch etwas Besonderes passiert? Habt ihr irgendeine Spur von Murus gefunden?«
    »Weißt du, eigentlich sollten wir nicht so viel Zeit mit Reden verbringen. Wie können wir Abraxmata und Famora helfen?«, sagte Hevea, die nun aufgeregt hin und her flatterte, sichtlich erholt von den paar Minuten Ruhe, die sie sich und ihrem Kopf gegönnt hatte.
    »Die einzige Idee, die ich hätte, wäre, aus den dünneren Ästen der Bäume hier, sofern sie geschmeidig und biegsam sind, ein Seil zu flechten. Wir können es dann mit Algen aus dem Fluss stabilisieren. Allerdings werden wir dazu wahrscheinlich Tage brauchen und ohne Werkzeug … das müssten wir erst bauen. Ich weiß nicht, ob das eine Lösung ist. Heute können wir sowieso nichts mehr für sie tun. Die Nacht bricht bald herein«, erwiderte Chamor.
    »Es ist die einzige Lösung, die wir haben. Wir sollten keine Zeit verlieren«, antwortete Hevea und suchte dabei schon den Boden nach Steinen oder anderem brauchbaren Werkzeug ab.
    Eine schummrige Dunkelheit hatte sich über das Tal gelegt, als Chamor im Bach tauchend nach Steinen suchte. Hevea hatte nicht nachgegeben, zu wichtig war es ihr, sofort zu handeln, auch wenn die Handlung nicht gerade Aussicht auf schnellen Erfolg hatte.
    Sie flog sehr dicht über den verholzten Boden, denn die Schwärze der hereinbrechenden Nacht ermöglichte es ihr nicht mehr, aus ihrer normalen Flughöhe am Boden etwas zu erkennen. Das Land erwies sich als kahler und toter, als sie es vermutet hatte. Es kam ihr vor, als hätten sie bereits seit Stunden gesucht, ohne Erfolg.
    »Chamor!«, rief sie und redete weiter, als sein Kopf wieder aus dem Wasser aufgetaucht war. »Das hat alles keinen Zweck, hier finden wir nicht mal den kleinsten Kieselstein. Außer … außer wir finden Steine in der Erde, schließlich wurde dieser Bruch ja in unseren schönen Waldboden geschnitten, und unter dem gibt es jede Menge Steine.« Heveas dünne, zarte Hände waren nicht gerade dazu geeignet, ein tieferes Loch zu graben, weshalb sie Chamor aus dem Bach zu Hilfe rief.
    »Und wo soll ich deiner Meinung nach damit beginnen?«, fragte der Monolito und musste dabei gähnen. Erschöpft von seiner Reise in das dunkle Tal hatte er nur noch den Wunsch, endlich schlafen zu dürfen.
    Hevea sah in die dunkle Weite, wobei sie sich einmal um sich selbst drehte. Egal in welche Richtung sie sah, überall sah alles gleich aus, und wenn nicht der Fluss ihr Orientierung gegeben hätte, hätte sie wohl schon bei dieser Drehung alleine Angst verspürt, die Orientierung zu verlieren.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, denn er wusste, dass er keine sinnvolle Antwort bekommen würde, ließ sich Chamor an der Stelle, an der er stand, auf die Knie in die schwarze Erde sinken und begann seine kräftigen, großen Hände hineinzugraben. Die Erde fühlte sich unbeschreiblich warm an und irgendwie klebrig, wie Lehm. Chamor zog seine Hände wieder heraus und strich die schmierige Substanz von seinen Händen ab, wobei er sie nicht ganz abstreifen konnte. »Das sieht zwar aus wie Erde, fühlt sich aber nicht an wie welche«, murmelte er. Hevea, die hinter ihm über seiner Schulter schwebte, drängte ihn, endlich weiterzugraben. Er nahm Hand für Hand der Substanz und legte sie beiseite, doch das Loch, das er zu graben versuchte, wollte einfach nicht entstehen. Es war, als ob der Boden, den er von oben entfernte, von unten unaufhaltsam wieder nachwuchs, als wollte das Tal es nicht dulden, dass jemand seine ebene Decke durchlöcherte.
    Die dicke Wolkenschicht, die den Himmel bedeckte, lockerte sich etwas und ließ das weiße Mondlicht durch dünne graue Schlieren funkeln, sodass Chamor nun ganz deutlich sein praktisch nicht vorhandenes Loch im Schattenlicht betrachten konnte. Er hob seine grünen Hände, die

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