Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
Vom Netzwerk:
Halle erreichten. Lange Tafeln aus einem dunkelrot schimmernden Holz waren in der Form einer geschwungenen Krone angeordnet. In der Mitte wurde durch die Tische eine riesige freie Fläche gebildet, an deren Rändern Säulen zur hohen Decke emporzogen und sich dort zu unglaublich bewegten Formen verschlangen. Etwa auf der Hälfte der Wand zog sich eine geschnitzte Borte um den ganzen Raum herum, aus der dem Blätterboden des Morgentauwaldes gleich kunstvoll in die Wand gemeißelte Pflanzen nach oben und nach unten rankten. Zum Dunkelrot des Raumes passend saß in einer Ecke eine kleine Gestalt.
    »Murus«, schrie Hevea, flog auf Murus zu und umarmte ihn. Sie lächelte.
    Im Schein des Jettos bewunderte Murus den großen Saal. »So schön habe ich es mir gar nicht vorgestellt«, gab er zu.
    »Wo ist Chamor?«, ertönte Aratons Stimme. Er wollte nach Möglichkeit wieder unbemerkt die Höhlen der Santorinen verlassen.
    »Murus, das ist Araton, er hat mir geholfen, dich zu finden«, stellte Hevea ihre neue Bekanntschaft vor.
    »Ich weiß nicht, wo Chamor ist. Die Santorinen haben uns zwar nicht eingesperrt, im Gegenteil, für sie sind wir Gäste. Aber es gibt nichts, das einen mehr einsperrt als vollkommene Dunkelheit in einem fremden Labyrinth. Sie sind zwar freundlich, aber wenn es nach ihnen geht, dann bleiben wir für immer ihre Gäste«, erklärte Murus.
    »Gibt es gar keinen Anhaltspunkt, wo Chamor sein könnte? Weißt du, in welchem Raum du zuerst warst?«, versuchte Hevea eine Lösung zu finden.
    »Nein«, gab Murus zu. »Ich hatte die Orientierung vollständig verloren.«
    »Dann heißt es wohl wieder ohne Anhaltspunkt suchen, aber wir haben so immerhin schon Murus gefunden«, sagte Araton und lief wieder blind in irgendeinen der Gänge.
    »Warte«, hielt ihn Murus zurück. »Ich bilde mir ein, dass Biharun zumindest in diese Richtung verschwunden ist. Wir sollten lieber zuerst einen anderen Gang nehmen, wenn wir keinem der Santorinen über den Weg laufen wollen.«
     
    Chamor hörte ein leises Schnaufen.
    »Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Wenn du keine Pilze magst, dann sag es, unser Koch macht dir sehr gerne auch etwas anderes. Mein Name ist übrigens Biharun, Herr über das Reich der Santorinen. Vielleicht weißt wenigstens du unsere Gastfreundschaft zu würdigen, im Gegensatz zu deinem Freund Murus. Ich hoffe, das Bett ist bequem. Ich wünsche angenehme Träume.«
    Das Wesen hatte sich wieder entfernt und Chamor war alleine. Er war so verdutzt gewesen, dass er zu seiner Verärgerung kein einziges Wort über die Lippen gebracht hatte. Sein einziger Gedanke galt jetzt nur noch Murus. Er wollte ihn so schnell wie möglich finden. Auf den Knien und mit Händen und Füßen um sich tastend, suchte er nach den Pilzen. In seiner Überschwänglichkeit stieß er sie von dem kleinen runden Tablett, auf dem sie lagen. Er hörte, wie sie von der niedrigen Platte auf den Boden kullerten. Genüsslich stopfte er sich alle Pilze hinein, die er noch finden konnte. Es musste bereits spät in der Nacht sein, denn Chamor war mehr als müde. Er rang mit sich selbst. Er konnte nicht entscheiden, ob es klug war sofort aufzubrechen oder zuerst ein paar Stunden zu schlafen, um dann die ganze Sache lieber mit frischer Kraft in die Hand zu nehmen. Die Entscheidung wurde ihm von seinem müden Körper abgenommen, denn er war auf den Boden gesunken und eingeschlafen.
    Hevea glaubte eine leichte Enttäuschung in den Augen Aratons erkennen zu können, als sie genau in die entgegengesetzte Richtung zu dem Ort liefen, an dem sich die Santorinen wahrscheinlich befanden. Araton hatte zwar nach außen Verantwortungsbewusstsein gezeigt und vorgegeben, dass er möglichst ungesehen die Welt der Santorinen verlassen wollte, um Hevea, ihre Freunde und natürlich auch sich selbst nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Aber Hevea wusste genau, dass das nur die Lösung war, die ihm sein Verstand diktierte, aber tief in seinem Inneren tobte ein kleines Kind, dessen Neugierde er kaum noch standhalten konnte. Die Suche nach Chamor erwies sich als sehr viel schwieriger, als sie gedacht hatten. Seit Stunden irrten sie nun bereits durch die dunklen Gänge, ohne auf eine Türe oder Ähnliches zu stoßen. Ab und zu fiel es dem Jetto ein, dass er in der Pflanzenkugel hin und her fliegen musste, sodass der angenehme kleine Lichtschein ganz verschwand und sie sich wieder in völliger Dunkelheit befanden. Sie blieben dann stehen, um sich nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher