Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
Vom Netzwerk:
passt«, fügte er hinzu. Es war das erste Mal, dass er Hevea lächeln sah.
     
    Er war wohl für einige Stunden auf dem kalten Boden gesessen, ungläubig über alles was geschehen war. Er musste sich erst etwas recken, bis er alle seine Glieder wieder spürte. In der Dunkelheit blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an der kalten, schmierigen Erdwand entlangzutasten. »Viel Spaß, viel Spaß, viel Spaß …!«, dröhnte es höhnisch in seinem Kopf. Murus hatte den bösen Verdacht, dass sie jemand aus dem Weg haben wollte, weil sie vielleicht schon viel zu dicht an einer heißen Spur waren, die seine Pläne durchkreuzen könnte.
    Mit seinen Fingern ertastete Murus die im Vergleich zur Wand warme Holztüre. Nervös glitten seine Hände darüber, bis sie schließlich einen hölzernen Knopf fassten. Murus versuchte ihn nach unten zu drücken, aber das war nicht möglich. Er drückte den Knauf nach innen, zog ihn zu sich heran und drehte daran. »Klick!« Erschrocken warf Murus den Kopf zurück. Seine zitternde Hand erreichte bei ihrer Suche das Ende der Türe und glitt den Rahmen entlang bis zum Boden. Murus konnte es nicht glauben, die Türe war nicht verriegelt. Er erstickte einen Freudenaufschrei und rannte los. Er war keine zwei Meter weit gekommen, als er in der völligen Dunkelheit gegen eine Wand knallte und auf den Boden fiel. Er rappelte sich auf. Er brauchte noch zwei Versuche, die jeweils mit einem Zusammenstoß zwischen ihm und dem Erdwall endeten, bis er sich zwang langsamer zu gehen und sich Schritt für Schritt vortastete. Er musste zuallererst Chamor finden. Seine Hände tasteten die glatte Wand entlang. Er war sehr verwundert, nirgends einen der kleinen Wichte anzutreffen. Sie mussten doch auch irgendwo hier unten wohnen. Wenn sie allerdings kein Licht verwendeten, war es mit Sicherheit sehr schwierig, sie zu finden. Vielleicht lief gerade einer von ihnen an ihm vorbei. Wenn er nicht sehr laut war, dann würde Murus die Gestalt überhaupt nicht bemerken.
    Vielleicht war auch die Türe, hinter der Chamor immer noch bewusstlos lag, ihm genau gegenüber. Murus drehte sich um neunzig Grad, um auf die andere Seite des Ganges zu gehen. Der Gedanke, seinen Freund direkt vor der Nase zu haben, ohne ihn wahrzunehmen, machte Murus fertig. Er stolperte immer geradeaus, zumindest wollte er das, aber er erreichte auch nach Minuten keine Wand, nichts Fühlbares. Panikartig tastete er mit Händen, Füßen und seinen mächtigen Flügeln in alle Richtungen. Er begriff. Er musste sich eingestehen, dass ihm keine Flucht gelungen war. Er war ein Gefangener dieser Wesen und zwar mehr denn je.
     
    Sie hatten die Stelle des Morgentauwaldes erreicht, an die sich normalerweise keiner herantraute.
    »Für die Geschöpfe des Waldes ist die Welt der Santorinen eine Welt voller Sagen und Märchen. Niemand weiß wirklich, wer die Santorinen überhaupt sind. Manche zweifeln sogar an ihrer Existenz. Andere glauben, dass sie ihre unterirdischen Höhlen niemals verlassen.
    Aber ich weiß, dass das alles nicht wahr ist, denn ich habe sie gesehen, an der Oberfläche. Manchmal erledigen sie Botengänge für jemanden, der es dann aber nicht wagt, auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren. Es sind geheime Pakte, über die nie jemand etwas erfährt.«
    Araton hatte sich auf die Knie fallen lassen und tastete sich jetzt vorsichtig voran.
    »Ich habe die Santorinen auch gesehen und das nicht nur in der Falle. Vor etwa einem halben Jahr hat einer eine Nachricht Pentons entgegengenommen. Ich hatte schon Zweifel, dass die Nachricht in die falschen Hände geraten ist, aber er kannte das Passwort«, überraschte Hevea Araton.
    »Für wen war die Nachricht bestimmt?«, fragte Araton hastig.
    »Für Askan«, antwortete Hevea, und Araton nickte nachdenklich. »Glaubst du, dass die Santorinen auch für … ich meine, würden sie für jeden arbeiten?«, fragte Hevea.
    »Ich glaube nicht, dass er sich auf die Santorinen verlassen würde, auch nicht für kleine und banale Aufgaben.« Während ihres Gespräches tastete Araton am Boden herum und drückte auf alle möglichen Wurzeln und Blätter.
    Hevea dachte angestrengt nach. Obwohl sie in einer brenzligen Situation steckten, fühlte sie sich relativ behaglich. Sie war nicht allein. »Wer kommt alles an eines der Jamorablätter heran?«, fragte Hevea weiter.
    Araton überlegte kurz. »Im Grunde genommen jeder. Die Pflanzen kommen zwar weitläufig vor, aber trotzdem nur im näheren Umkreis der

Weitere Kostenlose Bücher