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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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unser einziger Schutz, den wir uns gerade jetzt bewahren müssen.«
    Murus musste erst eine Weile nachdenken, bis er den letzten Satz begriff. »Soll das heißen, ihr werdet uns nie wieder gehen lassen?«, fragte er bestürzt.
    »Wir werden euch nicht gefangen halten, sondern ihr werdet für lange Zeit unsere hohen Gäste sein«, antwortete Biharun, und er schien das, was er sagte, sehr ernst zu meinen. »Fühle dich wie zu Hause«, hörte ihn Murus noch sagen, dann war alles um ihn herum still, und Biharun war verschwunden.
     
    Sie waren gerade unten angelangt, als sich das Blätterdach über ihnen wieder zuschob. Vom Eingang zum Reich der Santorinen zweigten mindestens ein Dutzend Gänge ab, die Araton und Hevea als schwarze Löcher umzingelten.
    Hevea blickte verunsichert im Kreis herum, um alles im Auge zu behalten. »Welchen Gang nehmen wir?«, fragte sie.
    »Das ist vollkommen egal, oder weißt du noch, in welchen die Santorinen mit deinen Freunden verschwunden sind, oder aus welchem sie kamen?«, sagte Araton und schien die Antwort schon zu kennen, denn er drehte sich im Kreis und wandte sich einem beliebigen dunklen Loch zu. »Komm«, sagte er zu Hevea. Als das dunkle und schummrige Licht des Eingangs so gut wie ganz verschwunden war, blieb Araton stehen. Aus seiner Tasche zog er eine fast durchsichtige runde Kugel hervor. Kurz darauf begann sie ihnen mit einem tiefen roten Licht den Weg zu leuchten. »Siehst du, und schon hat mein Jetto das Herumfliegen in der engen Kugel aufgegeben. Es geht doch«, stellte Araton zufrieden fest.
    Hevea hatte keine Augen für den Jetto und für die komische Kugel, die anscheinend von einer Pflanze stammte, denn sie hatte eine leichte Blattnervatur. Sie starrte an die kunstvoll gestalteten Wände. Die Schnitzereien in den mächtigen Brettwurzeln der Bäume, die Malereien und Grabungen in der Erde übertrafen in ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt fast schon die künstlerischen Ausgestaltungen in der Gilkohöhle des Mondschattenwaldes.
    Sie liefen leise den Gang hinunter, in dem der Schmuck kein Ende nahm und der immer noch schöner und prächtiger wurde. Nach einiger Zeit trafen sie auf einige riesengroße Holztüren, die kunstvoll in die Wand eingearbeitet waren.
    »Meinst du, wir sollten einfach mal eine öffnen und nachsehen, was dahinter ist?«, fragte Hevea.
    »Ich hätte mich lieber noch etwas umgesehen, solange wir unentdeckt sind, aber wenn du möchtest, dann öffne ich für dich die Türen«, antwortete Araton und schritt auch sofort zur Tat. Mit seiner Kugel leuchtete er den großen runden Raum aus. Auf dem Fußboden war der Grund eines Sees dargestellt und an der Decke schwammen die Skulpturen von Fischen. Ein sehr niedriger, aber großer Tisch erstreckte sich auf einer Seite des Raumes und auf der anderen Seite war eine verzierte Kuhle ausgehoben.
    »Glaubst du, die Santorinen schlafen in solchen Höhlen?« Araton antwortete nicht sofort auf Heveas Frage, sondern sagte: »Es sieht alles ziemlich unbewohnt und unbenutzt aus. Entweder die Santorinen sind furchtbar ordentlich und haben keine kleinen Habseligkeiten, die sie in ihrem Zimmer aufbewahren, oder das hier ist ein Gästezimmer. Es sieht jedenfalls eher danach aus.« Nach einer kurzen Pause bekam Hevea endlich eine Antwort. »Wahrscheinlich … benutzen sie es als Schlafplatz, aber ich weiß es natürlich nicht sicher.«
    Auch hinter den weiteren Türen verbargen sich prunkvolle Zimmer, eines schöner als das andere. Hevea verlor allmählich ihre Panik, dass sich hinter der nächsten Türe, die Araton öffnete, jemand befand. Araton war von seinen neuen Entdeckungen über das ihm so geheimnisvoll erscheinende Volk der Santorinen sichtlich angetan. Aber Hevea war eher enttäuscht, dass sie noch nicht einmal die kleinste Spur von Murus und Chamor gefunden hatten. Sie hatte erkannt, dass das hier unten ein Labyrinth war. Ein riesiges dunkles Geflecht von Gängen und Nischen, in dem es in jedem Fall sehr schwierig war, irgendjemanden zu finden, geschweige denn jemanden, der auch noch gefangen oder versteckt gehalten wurde. Araton bemerkte Heveas Unbehagen sehr wohl.
    »Komm, lass uns weitersuchen. Wir werden sie schon finden. Irgendwann müssen sie ja auftauchen«, versuchte er Hevea Mut zu machen, was ihm auch, zumindest ein bisschen, gelang.
    Der Gang wurde immer enger, sodass Araton gerade noch durchpasste. Seine Gestalt schirmte Hevea das Licht ab, sodass sie fast völlig im Dunkeln flog, bevor sie die große

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