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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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verlieren oder zu verletzen, und unterhielten sich. Araton unternahm den Versuch, die Kugel mit dem Jetto zu schütteln, aber dieses Manöver verzögerte lediglich, dass der Jetto wieder begann in der Luft zu schweben und damit zu leuchten.
    Sie standen an einer Kreuzung von drei Gängen, an der sich das unterirdische Labyrinth stark vergrößerte und eine Art großer, hoher Raum entstand, in dem sich allerdings, mit Ausnahme der Wandschnitzereien, nichts befand, als ihr roter Lichtschein plötzlich wieder erlosch.
    »Was habt ihr eigentlich vor, wenn wir hier wieder heil rauskommen?«, warf Araton auf einmal ein.
    Murus antwortete schnell, bevor Hevea Luft holen konnte. Er wusste, dass sie Araton bereits blind vertraute und wollte vermeiden, dass sie etwas sagte, das ihr später vielleicht Leid tat. »Wir sind auf der Suche nach einem Freund.
    Es gibt da ein paar Hinweise, denen wir nachgehen wollen«, sagte Murus lässig und versuchte dabei, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    »Was ist das für ein Freund, den ihr verloren habt?«, fragte Araton weiter, denn er spürte sehr wohl, dass mehr hinter ihrer Reise stecken musste als ein Bekannter, der sich vielleicht irgendwie verlaufen hatte.
    Noch bevor Murus sie zurückhalten konnte, hatte Hevea den Namen genannt, von dem Murus unbedingt verhindern wollte, dass er in Aratons Gegenwart fiel. »Wir sind auf der Suche nach Abraxmata«, hallte Heveas Stimme von allen Wänden wider.
    Für eine ganze Zeit trat Stille ein, obwohl der Jetto längst erneut Licht spendete.
    Für Murus wurde die Stille unerträglich. Er räusperte sich und sagte: »So, in welche Richtung gehen wir jetzt? Es gibt nur drei Möglichkeiten.« Und dann schritt er voran, wahllos in einen der drei Gänge.
    Es war nur ein kurzes Stück, das sie gehen mussten, bis jede Menge dunkle, große, schwere Türen einen viele Meter langen, schnurgeraden, großen Tunnel säumten.
    Der Weg bis in diesen Trakt kam Murus von seinem Kurvenverlauf her wahnsinnig bekannt vor. Von weitem sah er eine der Türen, die nicht geschlossen war, sondern weit in den Gang hineinragte. Er lief ein Stück voraus. »Das hier war mein Zimmer«, schrie er laut.
    Hevea und Araton eilten heran. Im Lichtschein konnte Murus erstaunt die Schönheit des Gästezimmers bewundern, das man ihm gegeben hatte. Durchsichtige Kristalle, in Rautenform geschliffen, baumelten in mehreren Stockwerken von der Decke. Es gab ein Schlafnest und auf dem niedrigen Tisch standen Schüsseln mit Köstlichkeiten des Morgentauwaldes, auf die sie sich zu dritt stürzten.
    »Wenn du sagst, dass nie jemand zurückgekehrt ist, der einmal hier hinuntergefallen ist, dann müsste es ja auch noch andere Wesen als die Santorinen hier unten geben«, sagte Hevea, die auch einige Farinenblätter auf dem Teller fand, und sah Araton an.
    »Theoretisch hast du sicherlich Recht. Trotzdem glaube ich es nicht. Erstens ist es schon viele Jahre her, seit der Letzte hier verschwunden ist und zweitens glaube ich nicht, dass man es hier unten sehr lange aushält. Die Dunkelheit und Einsamkeit zerstört einen von innen heraus«, antwortete ihr Araton, bevor die drei das Zimmer wieder verließen, um weiter nach Chamor zu suchen.
    Murus hatte das Gefühl, dass sein Freund ganz in der Nähe sein musste. Und er hatte immer noch Angst, dass es Chamor nicht gut ging, obwohl Biharun das dementiert hatte. Ganz langsam schritten sie den Gang entlang. Jeder von ihnen wusste, dass sie die weiteren Türen öffnen mussten, um Chamor zu finden. Aber genauso hatte auch jeder von ihnen Angst, Angst vor einer grausamen Entdeckung oder davor, selbst entdeckt zu werden. Schließlich besiegte Aratons Neugierde seine Angst. Mit einer ruckartigen Bewegung riss er die erste dunkle Türe auf. Er hielt seine leuchtende Blütenkugel ganz nach oben, um möglichst viel von dem Raum auszuleuchten. Er war leer. Ein Seufzer der Erleichterung, verbunden mit gleichzeitiger Enttäuschung, durchströmte die drei Suchenden. Murus folgte Aratons Beispiel. Parallel zu dem Azillo riss er auf der linken Seite des Ganges die Türen auf. Sie hatten sich etwa bis zur Hälfte der Türenallee vorgekämpft, als der markerschütternde Schrei Heveas zu hören war. Murus, der Araton gerade wieder die Kugel zurückgegeben hatte und schon wieder auf dem Weg war, die nächste Türe zu öffnen, rannte zu Hevea und Araton hinüber. Er befürchtete das Schlimmste. Die kalte, tote Gestalt, die neben dem Schlafnest lag, halb

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