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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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verwittert, bot mehr als einen erschreckenden Anblick, aber gleichzeitig war Murus auch erleichtert, dass es nicht Chamor war, wegen dem Hevea auf einmal so geschrien hatte.
    Araton hatte einen versteinerten Gesichtsausdruck und ging auf den Toten zu. »Aschantus«, flüsterte er. »Einst war er einer der angesehensten Azillos des Morgentauwaldes, bis er auf mysteriöse Weise verschwand. Ich war damals gerade mal fünfundzwanzig Jahre alt, also noch ein völliges Kind, mit nichts als Flausen im Kopf. Er muss sehr stark gewesen sein und lange hier unten überlebt haben, sonst wäre sein Körper nicht noch so gut erhalten.« Araton sprach mit fester Stimme und trotzdem konnte Hevea ein Zittern spüren. Der Tod dieses Azillos musste ihm in seinem Inneren sehr zu schaffen machen. Hevea hatte das Gefühl, dass Araton Aschantus irgendwann einmal sehr nahe gestanden haben musste.
     
    Der Schrei durchlief seinen ganzen Körper wie ein eiskalter Schauerregen und ein Schneesturm zusammen. Er erschrak so, dass er sofort aufsprang. Es musste etwas Schreckliches passiert sein, und Chamor wusste genau wem, seinen Freunden. »Wieso ist uns Hevea nur nachgeflogen?«, murmelte er. Bei seinem Sturz hatte er nicht mitbekommen, was mit Murus und Hevea geschehen war, aber er hätte niemals gedacht, dass Hevea freiwillig in die Welt der Santorinen hinuntergeflogen wäre. Chamor war in Rage und vollkommen verängstigt zugleich. Diese beiden gegensätzlichen Gefühle verliehen ihm eine ungeheure Kraft. Wie wild geworden und vollkommen übergeschnappt warf er sich von einer Ecke des Raumes in die nächste und knallte mit seinem Ellenbogen voran an die Wand. Vielleicht konnte er das, was Hevea solche Angst gemacht hatte, irgendwie ablenken. Chamor wusste, dass es irgendwo in diesem blöden Raum eine Türe geben musste, und er war fest entschlossen, diese innerhalb der nächsten fünf Minuten zu finden und wenn es sein musste mit Gewalt aufzubrechen.
     
    »Lasst uns endlich gehen, wir müssen uns beeilen. Wir können nicht sicher sein, dass die Santorinen Heveas Schrei nicht gehört haben. Vielleicht sind sie schon auf dem Weg hierher«, drängelte Murus und blickte mit bösem Blick auf Araton, der nun schon einige Minuten den toten Azillo anstarrte.
    »Warte noch eine Sekunde«, sagte Araton und schritt ganz nahe an Aschantus heran. Er bückte sich über den Azillo und nahm ihm ein Medaillon von seinem Hals. Es war an einer Bastkette befestigt und durch eine Schnitzerei verziert, die Hevea nicht erkennen konnte. Araton umschloss das Schmuckstück fest mit seiner Hand und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Dann folgte er Murus und Hevea aus dem Raum.
    Sie machten weiter wechselseitig die Türen der Gästezimmer auf, allerdings bereits etwas unbedachter und sorgloser als zuvor.
    Hevea schwebte dicht hinter Araton in der Luft, als dieser eine der letzten Türen öffnete. Eine dunkle Gestalt flog im gleichen Moment aus dem Raum heraus und riss Araton zu Boden. Die Pflanzenkugel mit dem Jetto wurde unter den beiden Körpern begraben, sodass völlige Dunkelheit herrschte. Murus war herbeigeeilt, um Araton zu helfen.
    Er wusste nicht, mit was für einem Wesen sie es zu tun hatten, aber für einen Santorinen war es auf alle Fälle zu groß. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und fühlte in der Dunkelheit nach dem Unbekannten, um ihn von Araton herunterzuziehen, der ein leises schmerzverzerrtes Zischen durch die Zähne von sich gab. Murus hatte die Hand nach dem dunklen Wesen ausgestreckt, als ein lautes Schnaufen auf sie zurollte, zusammengeballt aus dem Atmen von Hunderten kleiner Santorinen, die sich wie eine Welle durch den breiten Gang wälzten und auf sie zukamen. Heveas und Aratons Anwesenheit war bekannt und man würde auch sie nicht mehr an die Oberfläche zurücklassen.
    »Chamor?«, flüsterte Murus fragend.
    Ein erleichtertes »Ja!«, so erleichtert wie ein Wort nur sein kann, kam von Chamor zurück, der es nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, in der Nähe seiner Freunde zu sein, nachdem sich das Wesen unter ihm nicht wie Murus anfühlte. Er rappelte sich hoch und ließ Araton aufstehen. »Wer …?«, setzte er zu einer Frage an.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen«, ertönte Aratons Stimme, so sicher und bestimmt wie Hevea es von ihm erwartete. »Verdammt, die Kugel ist kaputt!«, schrie Araton.
    Ein leises Summen war zu hören. Der Jetto war frei und damit war das Einzige, das ihnen gegenüber den Santorinen

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