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Abscheu

Abscheu

Titel: Abscheu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef
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bisschen.
    Ich presse die Lippen zusammen und wage es kaum noch, ihn anzusehen. Unter Marius’ taxierenden Blicken schrumpft mein einst so stolzer, straffer Körper auf alltägliche, mittelmäßige, vollkommen uninteressante Proportionen zusammen. Ich will keine Enttäuschung in seinen tief liegenden Augen lesen. Das würde ich nicht verkraften.
    Ich will Erregung sehen.
    Ich will, dass er mich will.
    Seine Mundwinkel wandern nach oben. »Frau«, sagt er anerkennend, und ich könnte einen Freudenschrei ausstoßen und verfluche mich gleichzeitig, weil hier und jetzt mein ganzes Selbstbild von einem Augenaufschlag und einem lobenden Wort von Marius abhängt. Ich kann mich nicht beherrschen, suche seine Lippen, küsse ihn auf den Mund.
    Er erwidert meinen Kuss nicht, sondern fasst mich um die Taille und dreht mich um, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stehe. Er fährt mit beiden Händen über meine Taille und meinen Brustkorb hinauf zu meinen Brüsten, wiegt sie, erforscht sie und tut minutenlang nichts anderes, als sie zu kneten und sanft zu kneifen. Mit den Daumen reibt er über meine Brustwarzen, bis sie hart werden und ich zu stöhnen beginne. Er schmiegt seinen muskulösen Körper an meinen Rücken und küsst mich auf den Hals.
    Ganz in der Nähe führen Leute eine angeregte Unterhaltung. Ein Stück weiter entfernt versucht jemand, einen Außenbordmotor anzuwerfen. Ein Hund bellt. Samantha James singt inzwischen Right now. Es ist eine CD oder die Musik kommt vom Laptop – aber mir ist inzwischen sowieso alles egal.
    Marius’ Küsse gehen in Bisse über. Für einen Moment befürchte ich, er könnte zu weit gehen, zu fest zubeißen und einen blauen Fleck verursachen, den ich meiner Familie auf keinen Fall erklären könnte.
    »Nicht«, flüstere ich. »Bitte nicht zu fest.«
    Als ich erstarre, lacht er leise und liebkost mich sanfter. »Ich will einen Eindruck hinterlassen, Muschi. Spuren. Ich will nicht, dass du mich vergisst.«
    »Ich vergesse dich nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein, bestimmt nicht«, verspreche ich atemlos. »Ich habe dich nie vergessen.«
    »Ich habe oft an dich gedacht«, flüstert er. »Sehr, sehr oft.« Er dreht mich zu sich um, zieht mit dem Daumen meine Unterlippe ein Stück beiseite und übt mit den Fingern leichten Druck auf meinen Unterkiefer aus, sodass ich den Mund für ihn öffne. Unwillkürlich stoße ich einen Seufzer aus. Zufrieden lächelnd beugt er sich über mich, fährt mit seiner Nase an meiner entlang und lässt dann seine Zunge folgen, feucht, warm, drängend. Quälend langsam fährt er über meine Lippen und sucht einen Weg in meinen Mund, findet meine Zunge und zieht sich wieder zurück, gleitet über meine Lippen, sodass ich schier verrückt werde, rein und raus, federleicht und dann wieder fester, ganz langsam, ohne Eile. Noch nie hat in einem Kuss so viel Erotik gelegen. Ich zittere, bebe und genieße es. Er schmeckt nach sich, nach der Schwindel erregenden, betörenden Marius-Mischung, die sich in den letzten zehn Jahren nicht verändert hat und von der ich auch jetzt nicht genug bekommen kann. Stundenlang könnte ich Marius küssen. Tagelang. Monatelang.
    Eine Ewigkeit.
    Ich klammere mich an ihn, streichele über die Stoppeln auf seinen Wangen, fühle den Widerstand der harten, ultrakurzen Härchen wie Schleifpapier unter meinen Fingerspitzen. Unsere Münder weichen nicht auseinander, wir beißen uns sanft und spielerisch, unsere Zungen winden sich, suchen vergeblich nach Widerstand, träge und schleppend.
    Gerade, als ich glaube, es nicht mehr länger auszuhalten und jeden Augenblick in unkontrolliertes Gejammer ausbrechen zu müssen, wenn es hierbei bleibt, zieht er abrupt den Kopf zurück. Seine Augen wirken jetzt fast dunkelblau. »Dreh dich um, Muschi … Auf die Knie.«
    Die Worte schießen wie Blitze in meinen Bauch und mein Becken, als würden alle Nervenenden dort drinnen von einer samtenen Faust zusammengedrückt. Ich schließe die Augen und erzittere. Es ist, als verflögen die Jahre und wir befänden uns in einem unwirklichen, zeitlosen Vakuum. Ruckartig drehe ich mich um, gehe auf dem Teppichboden auf die Knie und suche am Sofa Halt.
    Sofort ist er hinter mir. Ich spüre seine Berührungen und seine Wärme und höre seine Atemzüge. Ich lege den Kopf in den Nacken, die Augen geschlossen, den Mund halb offen. Mein Körper steht in Flammen, nur seine Hände um meine Taille kühlen mich ab. Er zupft an meinem Rocksaum und zieht den Stoff hoch, sodass

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