Abscheu
ich die kühle Abendluft, die durch die Tür hereinweht, an der nackten Haut meiner Oberschenkel vorbeistreichen fühle.
Marius zieht mein Top oben noch weiter auseinander und streift es mir so weit über die Schultern, bis mir der elastische Stoff stramm um die Oberarme spannt. Meine Brüste sind jetzt ganz entblößt. So gut wie nackt knie ich vornübergebeugt da, den Rock bis zur Taille hochgezogen. Ich habe mich oft genug in Spiegeln dabei beobachtet, um zu wissen, wie diese Szene aussieht. Unwillkürlich ziehen sich meine Beckenmuskeln zusammen.
Er schmiegt sich an meinen Rücken, und seine Hände sind überall. Drängend und tastend. Er spreizt meine Pobacken. Plötzlich spüre ich seinen Mund und seine Zunge und stoße einen lauten, unkontrollierten Schrei aus.
»Psst! Oder soll es etwa der ganze Hafen mitkriegen?«, flüstert er, hörbar amüsiert. Er macht weiter, setzt zusätzlich seine Finger ein.
Die Kajütentür bleibt deswegen offen, damit die gedämpften Gespräche der anderen Bootsbesitzer zusammen mit der gedämpften Musik unsere Geräuschkulisse bilden – Dutzende Unbekannte draußen, die nicht ahnen, was hier drinnen geschieht.
»Mach weiter«, flüstere ich in das Leder, die Augen geschlossen, meine Stimme nichts weiter als ein heiseres Wispern, wie raschelndes Papier. »Bitte, mach weiter!«
Abrupt hört er auf.
»Marius?«
Ich höre das Geräusch eines Reißverschlusses, der geöffnet wird, und gedämpftes Knistern. Ich kann nicht sehen, was er macht, und will mich schon protestierend umdrehen, doch dann drückt er mich mit einer Hand befehlend hinunter. »Unten bleiben«, sagt er ruhig.
Demonstrativ landet eine aufgerissene Kondomverpackung neben mir auf dem Sofa. Das glänzende Ding verbreitet einen typischen Geruch, der sich mit dem des Leders und frischem Marius-Schweiß vermischt und mich postwendend in die Vergangenheit zurückversetzt.
»Weiter nach vorn, Muschi.« Mit mehreren Fingern massiert er mich und dringt in mich ein, und unweigerlich gelangt er jetzt mit dem Daumen an eine Stelle, an die sich Harald nie gewagt hat.
Es ist zehn Jahre her, dass ich dort jemanden zugelassen habe.
Dort ist nie jemand gewesen, außer Marius.
Ich verlagere die Unterarme auf das Ledersofa und lasse den Kopf zwischen die Schultern sinken. Einige Haarsträhnen haben sich gelöst und fallen mir ins Gesicht. Mein Atem geht stoßweise; ich konzentriere mich auf das, was ich fühle, und stelle fest, dass es nicht nur Erregung ist.
Marius wollte mich ganz, er wollte vor allem das, was die Kunden nicht bekamen, so viel sie auch bezahlten. Er wollte ein Stück von mir, das ausschließlich ihm gehörte. Nur mit diesem Wissen konnte er seine Eifersucht im Zaum halten, konnte ich weiterarbeiten. Also gab ich es ihm.
Und jetzt fordert er es wieder ein.
Er massiert rundherum, drängend, er weiß genau, was er tut, und ich seufze unwillkürlich. Ich stoße unzusammenhängende Laute aus, leise und in dem Tempo, in dem er mich zielstrebig bearbeitet.
»Hat dein Makler das mit dir gemacht?«
»Nein«, stöhne ich. »Nein. Oh, ich …«
Während er mit dem Daumen ganz langsam kreisende Bewegungen ausführt, fragt er, fast begierig: »Wirklich nicht?«
»Nein«, stoße ich atemlos hervor. »Nie.« Meine Knie wollen mich kaum noch tragen. Ich fühle, wie ich mit jeder Sekunde schwächer werde. Mein ganzes Gewicht scheint nur noch auf meinen Unterarmen zu lasten.
Ich stoße einen kurzen, hohen Schrei aus, als etwas in mich eindringt. Der anfängliche Schmerz ebbt praktisch sofort ab. Es muss sein Daumen sein, oder mehrere Finger. Offensichtlich bin ich noch nicht entspannt genug.
»Verdammt. Es ist wirklich wahr«, keucht er und bearbeitet mit zunehmender Erregung die Öffnung.
Ich stoße einen dumpfen Schrei aus. Kneife die Augen zusammen. Mein Atem kondensiert auf der glatten Lederoberfläche. Minuten vergehen, in denen ich mich auf meinen Atem, seine Bewegungen und meinen Körper konzentriere, der sich immer mehr entspannt und sich ihm allmählich öffnet. Langsam, aber sicher wage ich es, mich zu entspannen, wage es, ihm mein uneingeschränktes Vertrauen zu schenken. Mein Unterleib hebt sich wie von selbst, ich biete ihm Gegendruck und bitte wortlos um mehr.
Ich spüre Marius’ Atem an meinem Ohr und meinem Hals. Er weiß genau, was er tut. Ich habe vollstes Vertrauen, dass er sich beherrschen kann, dass er weiß, wann es geht und wann nicht.
Jetzt geht es.
Mein Gott. Alles bereit für ihn.
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