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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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Schweißtropfen zwischen ihre Brüsten, und wie sollte ich da mein Lächeln verlieren?
    Ich beugte mich vor, doch leise sagte Carmen zu mir:
    » Lass‘ uns bitte ein bisschen spazieren gehen, ich habe dir was zu sagen.« Wir sahen uns an, und in diesem Augenblick brach mir der Schweiß aus allen Poren, mein Lächeln starb. Es war ganz einfach so, dass mir schlagartig klar wurde, was Carmen auf dem Herzen lag, nun endlich las ich die Zeichen. Carmen war an diesem Morgen eben nicht aus Richtung der aufgegangenen Sonne aufgetaucht.
    Sie nahm mir die Flasche aus der Hand und trank einen kräftigen Schluck, dann stand sie auf und schlang sich ein Tuch um ihre nackten Brüste.
    Wenig später saßen wir in einem Waldstück im Gras, ließen Zigaretten in eine leere Bierflasche fallen, und ich verbarg meine Tränen nicht.
    » Irgendetwas passt nicht«, sagte Carmen mir dort in diesem Fleckchen Wald, und ich merkte ihrer Stimme an, dass auch sie den Tränen nahe war,
    » Mit meiner Liebe zu dir scheint es nicht so weit her zu sein, wie ich gedacht hatte. Kaum bin ich einmal von dir weg, da... – Ich will dir nicht noch mehr wehtun, aber ich glaube, wir sind nicht füreinander bestimmt, vielleicht ist es uns auch nur nicht zu dieser Zeit bestimmt. Das geht nicht zusammen mit uns, nicht für länger. Vielleicht in einem nächsten Leben...«
    Also sprach sie: Vielleicht in einem nächsten Leben , und ist dies nicht eine der Bemerkungen, in denen die Hoffnung aller unglücklich Verliebten und Verlassenen keimt? Nun rappelte ich mich auf und sagte, ich wolle über die Wiesen ziehen.
    » Vielleicht bis zum nächsten Leben«, verabschiedete ich mich von ihr mit einem Kuss auf die Hand. Eine letzte Träne tropfte von meiner Wange auf den Waldboden, ein Zittern lang hielt sie sich auf der Spitze eines Grashalms, im ätherischen Sonnenlicht, welches durch die Blätter sickerte, schillerte sie in allen Regenbogenfarben, bevor sie den Grashalm hinabfloss und im Waldboden versank. Daraufhin ging ich davon.
    Am nächsten Morgen fand Carmen mich nahe am Waldrand liegend, mein Kopf war gebettet auf eine leere Bierflasche. Ich erwachte, als Carmen mir über den Kopf strich. Sie kniete neben mir. Schwach drang die Sonne durch den Morgennebel. Mir fröstelte. Carmen legte einen Arm um mich. Ich war gerührt. Plötzlich spürte ich das Kribbeln in meinen Füßen. Bald schlägt das Wetter um , dachte ich, und in diesem Moment sah ich in ihre Augen. Ich sah, dass Carmen mich besorgt, aber vor allem mitleidig anblickte. Und selbst meinem vergifteten Gehirn ging in diesem Augenblick auf: Lass’ alle Hoffnung fahren! Diese Einsicht kam schnell und brutal. Lass’ alle Hoffnung fahren! Ich erbrach mich auf ihren Bauch.
    Schließlich schaffte ich es, ihre Hilfe ausschlagend, auf die Beine zu kommen. Ich wollte meine Ruhe haben. Aber sie ging noch einige Schritte neben mir her. Wir blieben am Rand des Felsens stehen. Unter uns der Rhein, glitzernd in der Morgensonne. Ein Blick wie ein Postkartenmotiv. Ist das schön hier , sagte Carmen. Ihre letzten Worte zu mir waren: »Wir können doch Freunde bleiben!« Aber davon wollte ich nichts hören. Wenn man schon einen Schlussstrich zieht, dann mit allen Konsequenzen. Das hatte sie jetzt davon. Ich ging meines Weges. Blickte mich nicht um. Denn was gab es für mich dort jetzt noch zu sehen? Nur eine Carmen, auf deren Kleid Teile meiner armen zerschellten Seele klebten.
     
    4.
     
    Ich säuberte mich am nächstbesten Toilettenwagen und mischte mich unter die Leute. Allerdings spürte ich bald, dass ich ein wenig Hilfe dabei brauchte, Carmen hinter mir zu lassen. Ich besorgte mir ein Bier. Heißt es nicht, dass das Vergessen notwendig für die Gesundheit des Menschen sei? Gnädige Fluten der Lethe, so steht es geschrieben. Und mir waren sie an jenem Tag wahrlich gnädig. Nach etlichen Bier dachte ich nicht mehr an Carmen. Ich dachte an gar nichts mehr. Gegen Abend brach ich sogar beinahe das größere von unseren Zelten ab, jenes, welches eigentlich die Liebeshöhle für Carmen und mich hätte werden sollen. Es war aber kein Akt der Rache an den Träumen der Vergangenheit. Das Bier stellte mir ein Bein, so dass ich auf das Zelt stürzte. Eigentlich wollte ich nur hinein, um ein wenig zu schlafen. Aber daraus wurde nichts, denn Lili schaute mit wütenden Augen und blitzenden Brüsten aus dem Eingang heraus. Als sie mich erkannte, wurde ihr Blick weicher: »Hey, alles klar mit dir?«, fragte sie, derweil eine

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