Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)
in den Vortrag, so nahmen wir Nietzsches schwerstem Gedanken küssend die Schwere. Kiay! Die Welt eines Glücklichen ist wirklich eine andere.
Später in jener Nacht, als ich eine Zigarette im Mund die Kondome neben dem Bett betrachtete, fragte Carmen mich, ob ich zu einem Festival mitfahren wolle. »Hast du am Wochenende schon was vor«, fragte sie mich und griff nach den Zigaretten,
» Da ist ein Festival auf der Loreley. Komm doch mit! Ich will mit dir dahinfahren.«
Was ich geantwortet habe, brauche ich wohl nicht zu erzählen. Sie küsste mich, und ihre Küsse waren groß und tief und breit. Ein Meer war ihr Mund, ein Eintauchen und ein Verschlingen, ein Anspülen an die heißen Ufer des versunken geglaubten Atlantis. Versprechend und flehend, fordernd wie wollende Hände küsste sie. Ein Lachen und ein Schreien war ihr Mund. Ein pulsierender Schoß, Worte und Schweigen jenseits von Gut und Böse gebärend, jeglicher Hemmung entbehrend. Ich war auf den glitzernden Strom der Sage gestoßen, und ihre Lippen waren die aus der Tiefe sprudelnde Quelle dieses Flusses. »Lies mir bitte noch ein wenig aus deinem Roman vor!«, bat sie mich dann, kuschelte sich an mich, und ich griff nach meinem einige Wochen zuvor vollendeten Romanmanuskript. Ich trieb auf das Goldene Zeitalter zu und hielt die Schlüssel zu den Pforten des Paradieses in meinen Händen...
Lächelnd warf ich bei diesem Gedanken die Zigarette auf die Straße. Gleich würde sie kommen. Ich verging beinahe vor Sehnsucht, denn die Nacht zuvor hatten wir uns ausnahmsweise nicht gesehen. Aber diese Durststrecke würde gleich vorbei sein. Alles war bereit. Der Himmel reinstes Blau. Ich hatte das Gefühl, als wenn mir jener Tag entgegenlächelte wie zwei sich öffnende Schenkel. Endlich erfüllte sich meine lang gehegte Sehnsucht nach Liebe.
Carmen kam erst eine ganze Weile und etliche Zigaretten später, und sie kam nicht aus der erwarteten Richtung. Ich gab diesem Zeichen aber keine Bedeutung, sofort hing ich an ihren Lippen, weit davon entfernt mir noch irgendwelche Gedanken zu machen, nah daran ihr unters Kleid zu greifen. Sie küsste mich sanft auf die Wange und löste sich aus meinen Armen.
» Was meinste«, sagte sie, »Sollen wir mal los?«
Wir holten dann ihre Freundin Lili ab, ich blieb wartend im Auto sitzen. Hinter meiner Sonnenbrille blinzelnd hockte ich am Steuer, denn Ströme von Sonnenstrahlen fluteten durch den dünnen Stoff ihres Kleides, während sie langsam zum Haus ging.
Carmen war letzte Nacht zu einer Party gegangen und dort abgestürzt, wie sie mir kurz erzählt hatte, nun hätte sie einen dicken Kopf. Sie bat mich, ihr ein wenig Zeit zu geben und sie in Ruhe zu lassen. Ich verstand das schon, einen Kater zu haben, kannte ich. Und doch kann ich nicht leugnen, dass ich im ersten Moment ein wenig davon enttäuscht war, dass sie sich die Nacht vor unserem Wochenende dermaßen betrunken hatte, ohne mich. Diesem Morgen war ein erster Zacken aus der strahlenden Krone gebrochen.
Aber das war vergessen, als ich ihren Gang zum Haus hin beobachtete, und dann kam sie lachend mit Lili heraus, Carmen schien wieder besserer Dinge zu sein, und ich blinzelte weiter in der Sonne, da die beiden auf mich zuwandelten. »Hallo«, Lili begrüßte mich mit einem Klaps auf die Schulter, sie setzte sich nach hinten und griff sich gleich ein erstes Bier aus ihrer Tasche.
» Frühstück«, rief sie lachend, ich mochte Lili von Anfang an, ich spürte, wie ihre gute Laune auf Carmen abfärbte, die mir einen Kuss auf die Wange drückte und die Beifahrertür schloss. Carmen stellte ihre Füße auf die Ablage. Ich schielte zur Seite, ihr Kleid war bis zum Hintern hochgerutscht. Ich spürte, wie mir die Sonne aufmunternd auf die Schulter klopfte. Los geht's.
Ich fahre gerne Auto, vor allem über längere Strecken und wenn die Sonne scheint. Carmen drehte mir Zigaretten und steckte sie für mich in Brand. Abgesehen davon, dass ich dann und wann einen Blick auf ihre Beine riskierte, hielt ich meine Augen und meine Gedanken auf der Straße, ich hatte schließlich einiges zu verlieren im Falle, dass ich uns an einen Baum fuhr. Das Tempo, welches Lili beim Bier vorlegte, war enorm. Sie meinte nur, noch sei es kalt. Carmen hielt mit ihr mit, was mich wunderte, dachte ich doch, sie könne bei ihrem Kater frühestens am Nachmittag den ersten Alkohol vertragen. Sie meinte aber, dass das Bier gut gegen Kater sei. »Wenn du's unten behältst«, warf Lili
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