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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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bremste Meg, machte ihren Kopf leer.
      «Und was ist mit Arlene?»
      Und mit Ken, denn wenn sie sich darauf einließ, bedeutete es, dass sie die beiden verriet, und die Vorstellung, in Silver Hills bleiben zu können, war mehr als verlockend. Sie hätte sofort eingewilligt, denn ihre Probleme wären gelöst. Sie würde ihren Lohn zurücklegen und anfangen zu sparen.
      «Arlene ist härter im Nehmen, als du denkst. Es klingt furchtbar, aber Arlene hat ihr Leben gelebt, genau wie ich. Du und Kenneth, früher oder später bekommt ihr alles, und dann ist es ganz allein eure Sache, was ihr damit anfangt, ohne irgendwelche Bedingungen. Es wäre meine Hoffnung, dass du dich zuerst um deine Familie kümmerst. Ein Grund, warum ich beschlossen habe, das Haus zu verkaufen - und ich will, dass das unter uns bleibt ist, dass ich selbst bestimmen will, was in zehn, fünfzehn Jahren aus mir wird, wenn ich nicht mehr für mich sorgen kann. Ich erwarte nicht, dass einer von euch beiden mich zu sich nimmt, das will ich euch nicht zumuten, aber wie ihr euch auch entscheidet, es wird eine teure Angelegenheit. Bei der Entscheidung hätte ich gern ein Mitspracherecht, und das geht nur, wenn ich ein bisschen Geld auf der hohen Kante habe. Also, zugegeben, das Ganze ist egoistisch von mir.»
      «Das hab ich nicht gesagt.»
      «Was dachtest du, was ich mit dem Geld tun würde?»
      «Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht.» Das sagte sie, ohne nachzudenken, reflexartig, aber es stimmte nicht. Sie war neidisch gewesen, weil sie pleite war.
      «Du hast dir noch keine Gedanken gemacht?», wollte ihre Mutter wissen.
      «Doch.»
      «Ich hatte dafür meine Gründe. Es ist mir nicht leicht gefallen, das kannst du mir glauben. Ich hab wirklich versucht, euch alle an der Entscheidung zu beteiligen.»
      «Ich weiß.»
      «Und warum hat dann keiner von euch seine Meinung gesagt, als ihr die Gelegenheit dazu hattet?»
      «Keine Ahnung», erwiderte Meg, aber sie wusste, warum. Ken wollte seine Mutter nicht aufregen, und Arlene wusste aus Erfahrung, dass Emily nicht zugehört hätte. Sie wollten nicht darüber nachdenken, wollten nicht mit ihr verhandeln, und deshalb hatte sie es, wie alles andere, allein entschieden. Das galt schon, so lange Meg zurückdenken konnte. Ihre Mutter war immer die treibende Kraft in der Familie gewesen. Ihr Vater hatte sich entweder auf die Arbeit vorbereitet oder davon erholt, zu müde, um etwas anderes zu tun, als Emilys Forderungen nachzugeben oder sich vor ihr im Keller zu verstecken.
      «Ich wünschte, ihr hättet irgendetwas gesagt. Es fällt mir schon schwer genug, hier zu sein, ohne dass alle gegen mich sind.»
      «Tut mir Leid», sagte Meg, obwohl sie die Reaktion ihrer Mutter übertrieben fand. Eigentlich hatte niemand etwas gegen sie gesagt.
      Durchs offene Fenster war das laute Klingeln des Telefons zu hören.
      Mist. Er. Egal, was er zu sagen hatte, sie wollte es nicht hören.
      «Der Anrufbeantworter ist nicht an», sagte ihre Mutter.
      «Ich geh schon. Wahrscheinlich ist es Jeff.»
      «Grüß ihn von mir.»
      «Gut.»
      Die Fliegentür ging überraschend leicht auf. Drinnen, in dem schummrigen, feuchten Zimmer, ging sie voll Verachtung und neuer Kraft zum Telefon, als verliehe ihr die Aussicht auf Geld Macht über ihn. Seltsamerweise stimmte das auch. Die Realität der Veränderung war greifbar, Hunderte von Kilometern entfernt - der Rasen, die Haustür, die Garage. Sie konnten bleiben. Die Kinder würden sie nicht hassen.
      Sie überlegte, ob sie das Telefon nicht einfach klingeln lassen sollte, doch ihre Mutter saß direkt vor der Tür, ihre Mutter, die Meg unvorhergesehenerweise gerettet, ihnen ihre Zukunft gesichert hatte. Ausgerechnet ihre Mutter.
      Sie verstand es.
      Ken und Arlene würden es nicht verstehen.
      Das Telefon klingelte beharrlich. Sie nahm ab, bevor es noch einmal klingeln konnte, zögerte dann, ließ ihn warten.
      «Bei Maxwell», sagte sie.
     
     
* 15
     
    Justin musste eine Schwimmweste tragen, aber Sam brauchte keine, weil er Schwimmunterricht gehabt hatte, als er kleiner war. Er konnte schon fast so gut tauchen wie Ella. Den Strecksprung kriegte er besser hin, und sein Hechtsprung war perfekt, aber sie beherrschte einen Rückwärtssalto, weil sie Gymnastikunterricht nahm.
      «Immer langsam, Freundchen», sagte sein Vater, als er die Leiter raufkletterte und zu Sarah und Ella laufen wollte, die

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