Abschied von Chautauqua
Hitzewelle in der Prärie und den Waldbränden im Westen erzählt hatte, als seien sie beide persönlich davon betroffen.
«Letztes Jahr war es auch schlimm», pflichtete sie ihr bei und machte eine Pause, um den Rauch wegzuwedeln. «Hör mal», flüsterte sie und beugte sich hinüber. «Du wärst doch nicht beleidigt, wenn ich eine Weile mit Mom allein reden müsste, über das Haus?»
«Natürlich nicht. Ich finde, das ist eine gute Idee.»
«Irgendwelche Vorschläge ? »
«Sag ihr, dass es uns hier gefällt», sagte Arlene. «Sag ihr, dass es billiger ist als woanders. Ich weiß, dass sie nächstes Jahr trotzdem herkommen will. Der einzige Grund, warum sie das Haus verkauft, ist dein Vater, davon bin ich überzeugt. Es gibt nicht viel zu tun, besonders mit dem neuen Dach.»
Sie wollte direkt vor Emilys Augen auf das Haus deuten, und Meg musste sie davon abhalten.
«Du meinst, es ist keine Geldfrage?», fragte sie.
«Ich glaube, es ist ihr zu viel, sich auch noch darum zu kümmern. Im letzten Jahr musste sie sich um eine Menge kümmern.»
«Sie hätte es ja nicht allein machen müssen.»
«Das ist nun mal ihre Art», sagte Arlene.
Meg gab darauf keine Antwort, sie fand, dass mit Arlenes ernsten Worten alles gesagt war. Der See und das Radio füllten das Schweigen aus. Es war ein zu wichtiges Thema, dass ihre Mutter törichterweise versucht hatte, sie und Ken gegen die Krankheit ihres Vaters abzuschirmen, falls sie das wirklich vorgehabt hatte. Ihm zu helfen, in Würde zu sterben. Es war ein Streit, der nicht jetzt ausgetragen werden konnte.
«Ich dachte, du könntest in den Laden fahren und was fürs Abendessen besorgen.»
«Die Fleischspieße. Wir haben welche im Lighthouse bestellt. Ich weiß nicht, ob dir das genug Zeit verschafft.»
«Ich brauche bloß eine Stunde. Höchstens.»
«Wenn nötig, fahr ich ein bisschen durch die Gegend», sagte Arlene, und da hätte sich Meg am liebsten entschuldigt und ihr versichert, dass sie nicht störe.
«Danke.» Meg legte ihr die Hand auf die Schulter, und Arlene strahlte dankbar - wie Justin, dachte Meg -, weil sie dazugehörte.
«Viel Glück», sagte Arlene.
Auf der Veranda wartete Arlene, bis die Pirates mit dem Schlagen fertig waren, ehe sie verkündete, dass sie zum Light-house fahre. «Irgendwelche Sonderwünsche?»
«Wir haben viel zu viel Nachtisch», warnte Emily. «Am Ende mussjemand die Kuchen mit nach Hause nehmen.»
«Ich nicht», wehrte sich Meg mit befreiender Komik, als wollte sie ihre Mutter ablenken.
Als Arlene weg war, schaltete Emily das Radio aus. «Ich finde, es ist eine schlechte Angewohnheit», sagte sie, «ständig irgendwas laufen zu lassen. Wenn ich nach Hause komme, mache ich es inzwischen genauso. Kaum sind zwei Minuten vorbei, schon läuft Musik. Es ist, als wäre noch jemand im Haus.»
«Ich weiß», sagte Meg. «Bei mir ist es der Fernseher.»
«Das ist noch schlimmer.»
«Ich seh mir nichts an. Vielleicht bin ich nicht mal im selben Zimmer. Es geht bloß darum, eine andere Stimme zu hören.»
«Ganz genau.»
Zufrieden mit dieser seltenen Einmütigkeit, verstummten sie und wandten sich ihren Büchern zu. Meg wartete, denn sie wollte nicht zu aufdringlich wirken. Ihre Mutter betrachtete jegliche ernsthafte Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen schnell als Kritik, fasste Kritik als persönlichen Angriff auf und begann, sich zu verteidigen, was heißen konnte, dass sie Megs Anliegen als idiotisch abtun oder auf sie losgehen würde. Meg dachte, dass ihr Vater und Ken Emilys Charakter verdorben hatten, weil sie ihr bei allem zugestimmt hatten, bloß um sie zu beschwichtigen. Ob bekifft oder nüchtern, da weigerte sich Meg, und ihre Streitigkeiten weiteten sich stets von Auseinandersetzungen über konkrete Probleme zur Erörterung höherer Prinzipien und schließlich zu dem widersinnigen Versuch aus, sich gegenseitig zu beweisen, wer sie waren und was sie einander schuldeten. Sie musste alles vermeiden, was ihre Mutter auf diese Schiene führte. Sie dachte, dass alles davon abhing, wie sie begann.
Der Tag hätte nicht besser zeigen können, warum sie das Haus behalten sollten. Es ist herrlich, konnte sie sagen - ein Missgriff, da ihre Mutter dann wüsste, dass Meg sie irgendwo hinlenken wollte.
Ich wünschte, es wäre immer so.
Das gefällt mir so gut an Chautauqua.
In Megs Buch verfolgte Kinsey gerade
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