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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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war, das hinter dem Holzstoß hauste, wie sie einen Einkaufswagen voll Tomatensaft gekauft hatten, um Duchess zu waschen, und wie ihnen die Hündin beim Waschen entwischte und sie ihr durch die Nachbargärten nachjagen mussten. Damals sei Duchess noch jung gewesen und zu schnell für sie. Schließlich hätten sie sie völlig verdreckt in ihrem Versteck unter dem Geräteschuppen der Loudermilks gefunden.
      «Könnt ihr euch das vorstellen, bei sengender Hitze? Das war noch schlimmer als das Stinktier.»
      Sie lachte über ihre eigene Geschichte, bezaubert von ihrer Vergangenheit. Meg saß in ihrer Ecke und aß, ohne ihre Mutter zu beachten, kühl und zurückgezogen, und Ken fand, dass sie Recht hatte. Die Dinge änderten sich nicht.
     
     
* 18
     
    Heute Abend mussten sie sich nicht ums Geschirr kümmern, das übernahmen Grandma und Tante Arlene, damit sie Minigolf spielen konnten.
      «Fahrt nur», sagten sie, «viel Spaß», und alle zwängten sich in den Bus seiner Mutter und fuhren zu Molly World. Normalerweise fuhren sie dort bloß Bumper Boat oder Gokart, aber das alte Putt-Putt war geschlossen. Angeblich waren die Bahnen hier schwieriger.
      «Dir werd ich's zeigen», sagte Sam und stieß Justin den Finger ins Gesicht.
      «Ich werd's dir zeigen», entgegnete er.
      «Ich werd's euch allen zeigen», sagte Onkel Ken von vorn.
      Das stimmte auch. Onkel Ken gewann beim Minigolf immer. Er war sogar besser als Justins Vater.
      «Können wir Bumper Boat fahren?», fragte Sam.
      «Mal sehen.»
      «Das heißt nein.»
      «Das heißt mal sehen.»
      «Können wir ein Eis essen?», fragte Ella vom Mittelsitz.
      «Ja, das machen wir», sagte Tante Lisa, die direkt neben Justin saß. «Man kann nicht zu Molly World fahren, ohne ein Eis zu essen.»
      Es war seltsam, ganz hinten zu sitzen und Sarahs Haargummi vor sich zu haben. Sie war wegen irgendwas wütend, denn sie sagte auf der ganzen Hinfahrt kein Wort, und Justin glaubte, es läge daran, dass ihr Vater angerufen hatte und sie nicht mit ihm sprechen konnten. Justin vermisste ihn auch, aber egal, sie fuhren zu Molly World. Und außerdem war es nicht die Schuld ihrer Mutter. Sie würden ihn sehen, wenn sie zurückkämen. Das hatte sie versprochen.
      Sie fuhren an dem Haus vorbei, wo all das blöde Zeug im Garten stand, und dann an dem mit der Gans als Briefkasten. Sie fuhren an dem Schild für McDonald's und der Bar vorbei, die wie eine Blockhütte aussah und vor der lauter Motorräder standen, am Pizza Hut und am Blockbuster.
      «Können wir zum Blockbuster fahren?», fragte er seine Mutter.
      Er musste die Frage wiederholen, weil sie ihn nicht hören konnte, und beim zweiten Mal kannte er die Antwort schon.
      «Dafür haben wir heute Abend keine Zeit.»
      «Und morgen?»
      «Morgen Abend gehen wir bei Webb's essen.»
      Sam stöhnte.
      «Lass das», sagte Onkel Ken.
      Zu Webb's fuhren siejedesjahr am letzten Abend. Da mussten sie sich schön anziehen, und es war langweilig. Selbst im Souvenirladen gab es nichts außer ekligem Karamell aus Ziegenmilch.
      In Molly World waren schon die Lichter an, obwohl es noch nicht richtig dunkel war. Hinter dem Zaun konnte er die künstlichen Palmen, den Eiffelturm und das Empire State Building mit dem nach einem Flugzeug fuchtelnden King Kong sehen. Die Eisbude war ein Rieseneisbecher mit einer Kirsche obendrauf.
      Auf dem Dach des Häuschens, in dem sie ihre Schläger bekamen, saß, wie bei einem Abschleppwagen, ein gelbes Blinklicht. Wenn es aufleuchtete, erklärte der Typ in dem Molly World-T-Shirt, hatte der Erste, der mit einem Schlag einlochte, ein Freispiel gewonnen.
      «Warum muss denn die Musik so laut sein?», fragte Tante Lisa.
      «Weil's Spaß macht», sagte Ella.
      Justin nahm einen grünen und Sam einen blauen Ball. Sie trugen einen Schwertkampf aus, bis Tante Lisa den Arm zwischen sie hielt.
      «Beruhigt euch.»
      Sie waren zu viele, also mussten sie sich in zwei Gruppen aufteilen. Seine Mutter und Onkel Ken gingen mit ihm und Sam, während Tante Lisa mit den Mädchen ging. Sie konnten zwischen zwei Plätzen wählen.
      «Spielen wir beide», schlug Justin vor.
      «Wir spielen nur einen », sagte seine Mutter, «also sucht euch aus, welchen ihr wollt.»
      Sie nahmen den mit King Kong; die Mädchen entschieden sich für den Eiffelturm.
      «Okay», sagte Tante Lisa, «mal sehen, wer schneller ist.»
      «Ich weiß ja

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