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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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nicht», erwiderte Onkel Ken. «Ihr habt Miss Bummeltante dabei.»
      «Dad», sagte Ella.
      «Wir ziehen euch ab», verkündete Sam, aber dann mussten sie am Abschlag warten. Die Leute vor ihnen hatten drei kleine Kinder, und keins von ihnen konnte den Schläger richtig halten. Sie schlugen die Bälle durch die Gegend wie beim Hockey.
      «Na los», drängelte Justin.
      «Seht», zischte seine Mutter. «Das ist kein Wettrennen.»
      «Aber...»
      «Nichts aber.»
      Es war genau wie zu Hause. Immer brüllte sie ihn ohne jeden Grund an.
      «Und zieh nicht so ein Gesicht», sagte sie. «Wenn du damit anfängst, kannst du dich gleich ins Auto setzen.»
      Inzwischen waren die anderen Leute fertig.
      «Sam, du fängst an», sagte seine Mutter, als wollte sie Justin bestrafen, aber es war keine Strafe, weil er sowieso keine Lust mehr hatte zu spielen.
      Die Bahn war langweilig. Sie war schnurgerade und lief auf eine abgeschrägte dreieckige Platte zu. Wenn man den Ball zu weit nach rechts oder links schlug, landete er in einer Sackgasse. Sam schlug zu fest; der Ball schoss die Schräge rauf, als wäre es eine Rampe, flog über die hintere Begrenzung und sprang an der anderen Familie vorbei unter eine Kiefer. Er holte ihn wieder und schlug nochmal, aber diesmal zu locker, und beim nächsten Mal hätte es fast hingehauen, aber der Ball rollte seitlich runter; dasselbe passierte ihm nochmal, und als er den Ball von der anderen Seite zurückspielte, prallte er gegen die Begrenzung und ging ins Loch.
      «Wie viele?», fragte Onkel Ken.
      «Vier», erwiderte Sam.
      «Okay, Just», sagte seine Mutter.
      Vier stimmte nicht, aber Justin hütete sich, etwas zu sagen, denn seine Mutter würde bloß wütend werden.
      Justin legte seinen Ball auf den mittleren Punkt auf der Gummimatte und betrachtete das Loch.
      «Leicht und locker», sagte Onkel Ken.
      Seine Mutter sagte nichts, und er dachte an Sarah im Bus, fragte sich, ob sie so wütend gewesen war wie er jetzt. Wenn sein Vater wütend wurde, brüllte er so laut, dass man es noch oben hören konnte.
      Er wollte nicht zu fest schlagen. Er holte kurz aus und schlug.
      Der Ball lief schnurgerade aufs Loch zu. Er hatte Angst, der Schlag könnte zu locker sein und der Ball nicht über die Schwelle gelangen oder seitlich weggehen, aber er lief das Dreieck rauf und rollte am Loch vorbei.
      «Geh rein!», brüllte Onkel Ken, als der Ball an die hintere Begrenzung prallte. Er blieb fast liegen, kam dann langsam zurück, machte eine Kurve, wie Wasser, das einen Abfluss runtergespült wird, und ging ins Loch.
      «Ich bin der Größte!», rief Justin und streckte den Schläger in die Luft wie Steve Yzerman, wenn er ein Tor erzielte.
      «Wow!», sagte seine Mutter. «Toller Schlag.»
      «Gut gemacht, Just», lobte Onkel Ken.
      Und plötzlich war Sam da und stieß mit den Händen nach ihm, sodass er fast umgekippt wäre. Justin dachte, das gehörte zum Jubeln, wie beim Gewinn des Stanley Cups, aber Sam schubste ihn und brüllte, als hätte Justin alles vermasselt. «Das Licht ist an, du Idiot!»
      Es stimmte.
      Beide rannten los und flitzten mit ihren Schlägern an den Getränkeautomaten vorbei. Es stand schon ein anderer Junge da, und Justin dachte, er hätte verloren, aber der Junge ließ sich bloß Kleingeld geben. Sam rief dem Angestellten zu: «Wir haben mit dem ersten Schlag eingelocht.»
      «Ich war's», sagte Justin.
      «Welches Loch?»
      «Eins - das erste.»
      Der Angestellte schaute über ihre Köpfe hinweg zu Justins Mutter und Onkel Ken. «Muss dein Glückstag sein. Wie heißt du?»
      Just sagte es ihm. Der Angestellte nahm ein Mikrophon, drückte mit dem Daumen drauf, und der Rock 'n' Roll hörte auf.
      «Justin Carlisle», sagte er und ließ die Stimme überschnappen wie bei den Werbespots für die Monster Truck-Show, «du bist der glückliche Hole-in-One-Gewinner von einer - zählt alle mit, einer - Freikarte für die fabelhaften 5«c/«unddreißig Bahnen von Molly World! Wie fühlst du dich, großer Meister?» Er hielt Justin das Mikro vors Gesicht.
      «Super», sagte Justin und hörte, wie seine Stimme über die Lautsprecher zurückkam.
      Er wünschte, sein Vater wäre da und könnte es hören, aber das war schon okay.
      «Der nächste Hole-in-OneWettbewerb schon in fünf Minuten», verkündete der Angestellte und reichte Justin eine orange Freikarte. Es war das allererste

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