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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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auch lieb», und reichte ihr das Telefon.
      «Hi», sagte sie.
      «Hey, Picklehead, wie geht's?»
      Mies, hätte sie am liebsten gesagt, aber er wollte das von ihr und Mark, oder wie lang dieser Sommer gewesen war, eigentlich gar nicht wissen, und sie wollte es ihm eigentlich auch nicht erzählen.
      «Gut», sagte sie und wartete, dass er was anderes sagte. So war es einfacher.
     
     
* 11
     
    Es klappte perfekt. Unter der Werkbank stand noch ein Kanister Benzin, einer dieser unverwüstlichen Plastikkanister, die sein Vater in letzter Zeit gekauft hatte, das hieß, in den letzten zehn Jahren. Er schob einen Kasten staubiger, langhalsiger Iron Citys zur Seite, um ranzukommen - schwer und kühl vom Betonfußboden. Während er den Kanister in die Schubkarre stellte, dachte er, zu Hause könnte er dafür Verwendung finden (doch im Schuppen hatte er schon einen für den Rasenmäher, und Lise würde nicht zulassen, dass er ihn im Auto mitnahm). Das empfand er als Verschwendung, genau wie das Werkzeug auf der Werkbank seines Vaters, das er nicht brauchte - sogar den alten Kasten Iron City, bei dem ihn allein der Name wehmütig machte.
      Inzwischen waren es nicht mal mehr zwanzig Stunden, aber es kam ihm vor, als wären sie schon weg. Die Polizei hatte den Jachthafen verlassen, was auch immer das bedeutete. Er sah vor sich, wie es diesen und den nächsten Tag ablaufen würde, die Packerei, das Befestigen der Fahrräder auf dem Auto und schließlich die lange Fahrt. Wenigstens konnte er sich am Sonntag erholen.
      Er ließ die Garagentür offen. Er musste sowieso nochmal herkommen, wegen des Schlüssels und einer Mütze. Er würde die Lieblingsmütze seines Vaters nehmen, ein hässliches blau-weißes Ding mit Gittergewebe von einer örtlichen Speditionsfirma, deren Telefonnummer unter einem dahinbrausenden Sattelschlepper stand. Wenigstens die konnte er retten.
      «Wann machen wir Tubing?», rief Sam von der Veranda.
      «Sobald das Boot fahrbereit ist.»
      «Brauchst du Hilfe?», fragte Lise.
      «Ich glaube, ich bin so gut wie fertig. Du kannst die Handtücher der Kinder zusammensuchen.»
      Es war einfacher, die Abdeckung allein zu entfernen, und er griff über den Schlauch, um die Plane vom Motor und dann auf beiden Seiten von der Bordwand zu ziehen, sprang vom Fahrersitz über die Windschutzscheibe und kniete sich auf den Bug, um die vorderen Schnüre loszuhaken. Er wagte nicht, die Plane in die Schubkarre zu werfen, sondern knüllte sie nur zusammen und ließ sie auf den Beifahrersitz fallen. Er schwitzte bereits und zog sein Hemd aus. Der Tank war noch zu einem Drittel voll, und Ken hievte den neuen Kanister ins Boot, schob ihn in eine Ecke und zerrte ein widerspenstiges Stück Schleppseil drunter hervor.
      «Okay», sagte er, wischte sich das Gesicht am Arm ab.
      Wenn Meg mitkommen wollte, musste sie sich eine Schwimmweste schnappen, ansonsten konnte es losgehen. Er ließ die Schubkarre auf dem Steg stehen und dachte, dass er den Motor hochziehen musste, wenn sie fertig waren. Er wusste nicht, wann jemand von Smith Boys kommen sollte, um das Boot abzuholen.
      «Ist noch Platz für einen weiteren Passagier?», fragte Arlene im Haus.
      Sie hatte Shorts an, und ihr Haar steckte unter einer gelben NAPA-Kappe. Meg sagte, sie müsse nicht unbedingt mitfahren, doch er konnte sehen, dass sie gern wollte.
      «Wir passen alle rein, es wird bloß ein bisschen eng.»
      Seine Mutter ging vorbei. Sie war damit beschäftigt, die Küchenschränke sauber zu machen.
      «Danke, ich hab hier mehr als genug zu tun. Wenn ihr zurückkommt, kannst du mir vielleicht bei den schweren Sachen helfen.»
      «Wir Frauen können auch helfen», rief Meg ihr ins Gedächtnis.
      «Gut, denn ich kann jede Hilfe gebrauchen.»
      «Sollen wir hier bleiben?», fragte Lise, als sie allein in der Garage waren.
      «Sie führt bloß Selbstgespräche.»
      «So hat es sich für mich aber nicht angehört.»
      Er wedelte die Spinnweben von den zusätzlichen Schwimmwesten und überlegte, ob es sich lohnte, darüber zu streiten. Er musste nur ruhig bleiben.
      «Sie flippt bloß einfach wegen allem aus», sagte er. «Am besten geht man ihr aus dem Weg.»
      «Okay.»
      Alle warteten auf dem Steg auf ihn, auf einer Seite aufgereiht wie eine Crew. Für acht Personen gab es nur vier Sitze, eigentlich bloß drei, da er den Fahrersitz brauchte.
      «Gut», sagte er und klatschte einmal in die

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