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Abschied von Chautauqua

Titel: Abschied von Chautauqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Bett. Es würde die ganze Nacht lang so weitergehen.
     
     
* 23
     
    Emily stellte überrascht fest, dass es 3:36 Uhr war; sie hatte gedacht, es sei noch früher und sie sei gerade erst eingeschlafen. Am Fuß des Bettes leckte sich Rufus.
      «Rufus», sagte sie im Dunkeln, und er hielt inne. Dann fing er, gleichmäßig schlabbernd, wieder an. «Hör auf», sagte sie, und er gehorchte.
     
     
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Samstag
     
     
* 1
     
    Sie waren als Erste auf, und Emily nahm ihren Kaffee und ging mit Rufus zum Steg hinaus, wo sie eine Entenfamilie aufscheuchten. Nebelwölkchen stiegen vom Wasser auf, zerfaserten in der kalten Luft. Nur die echten Angler waren jetzt draußen. Der Himmel war wolkenlos, der See glatt wie ein Spiegel; es war ein Jammer, dass sie abreisten. Weiter gestattete sie sich nicht zu denken. Sie würde hier jeden Augenblick genießen. Sie würde es im Gedächtnis bewahren.
      Als Arlene die Planken erbeben ließ, drehte Emily sich nicht um, und Arlene setzte sich einfach neben sie, trank ihren Kaffee, als hätten sie einen Pakt geschlossen, nicht zu sprechen. Der Glockenturm schlug die halbe Stunde, sie wandten sich beide um und blickten dann wieder auf den See, zwei alte Frauen.
      Jetzt, wo alle anderen tot waren, dachte Emily, waren sie wie Schwestern. Niemand anders würde sich um sie kümmern. Am liebsten hätte sie sich bei Arlene bedankt, weil sie begriff, doch Emily wusste nicht genau, ob Arlene wirklich begriff oder es begreifen konnte, und sie wollte diese zerbrechliche Übereinstimmung zwischen ihnen nicht aufs Spiel setzen. Und so saßen sie still wie der frühe Morgen da, während ringsum die restliche Welt erwachte.
     
     
* 2
     
    «Hast du deine Sachen alle zusammen?», fragte seine Mutter.
      «Ja», sagte Sam.
      «Alles?»
      MAGNETON HAT STUFE 40 ERREICHT!, stand in blinkender Schrift auf dem Bildschirm. Er zeigte es Justin.
      «Sam?»
      «Ja.»
      «Wo ist deine Badehose von gestern - hängt die hinten an der Leine? Hol sie her. Bring alles mit, was noch an der Leine hängt - bitte. Justin, geh und hilf ihm.»
      «Just», warnte Tante Margaret. «Ich will kein Geseufze hören.»
      Sie speicherten beide, steckten ihre Game Boys in die Tasche und gingen um die offenen Koffer herum.
      Unten machte Grandma den Kühlschrank sauber, hatte die blauen Koolers auf der Arbeitsplatte aufgereiht. Sie blieben stehen, um zu sehen, wer was kriegte. Sam sah keine Sandwiches und hoffte, sie würden an dem Grillrestaurant auf halber Strecke Halt machen. Direkt nebenan gab es eine Eisbude.
      «Sucht ihr beide eine Beschäftigung?», fragte Grandma.
      «Nein», sagten sie und gingen die Badesachen und Handtücher holen.
      Draußen klappten sein Vater und Tante Arlene den Rücksitz des Busses um. Wie immer waren die Mädchen verschwunden, damit sie nichts tun mussten.
      «Warum müssen wir so viele Handtücher haben?», fragte Justin.
      Die am Ende hingen zu hoch, um dranzukommen, und sie zogen daran, bis die Wäscheklammern losgingen und ins Gras fielen. Sie luden sich die Arme so voll, dass Grandma ihnen die Hintertür aufmachen musste.
      «Ich danke euch beiden ganz herzlich», sagte seine Mutter. Sie gingen zur Treppe und wollten sich davonschleichen, aber seine Mutter hielt ihn auf. «Du musst nochmal kurz hier bleiben. Justin, du kannst schon gehen.»
      Erst dachte Sam, er sollte sich auf einen Koffer setzen oder so was, aber plötzlich stand Tante Margaret neben seiner Mutter, und beide machten ein ernstes Gesicht. Als sie ihm sagte, dass er sich hinsetzen sollte, wusste er, worum es ging.
     
     
* 3
     
    In ihrer Wut packte Lise schneller, steckte Ellas Shampoo in eine Tüte und stopfte sie in ihren Kulturbeutel, warf den Rest Pflegespülung weg. Und dabei hatte sie sich die ganze Woche auf diesen Augenblick gefreut.
      «Wenn ich nur wüsste, warum», sagte sie zu Meg. «Das lässt mir keine Ruhe.»
      «Vielleicht gibt es keinen Grund.»
      «Es muss einen Grund geben. Und dann lügt er auch noch, du hast's ja erlebt. Das macht mich wahnsinnig. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Keine Ahnung, ob es was bringen würde, wenn er mit jemandem drüber redet.»
      «Nicht, wenn er sich so benimmt», sagte Meg.
      «Ich weiß. Tut mir Leid. Wie viel hat die Uhr gekostet? Denn er wird sie bezahlen, ich weiß noch nicht, wie, aber so viel ist sicher.»
      «Da muss ich Sarah

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