Abschied von Chautauqua
die Gläser - lauter Sachen ihres Vaters waren und dass Lise nichts haben wollte.
Es war schon spät, sie mussten früh aufstehen, doch ihre Mutter konnte sie nicht gehen lassen, ohne ihnen zu sagen, wie viel Arlene und sie nahmen. Den Fernseher, den Nachttisch und die Frisierkommode, den Anrufbeantworter - die Liste ging immer weiter. Meg wusste nicht, wie all das in den Wagen passen sollte.
Oben sagte Ken, das wisse er auch nicht. Flüsternd sortierten sie im Schein des Nachtlichts die Bücher und Sachen der Kinder auseinander. Sie war erschöpft vom Feuerwerk, ihre Augen müde. Es blieb keine Zeit, ihm zu erzählen, was ihre Mutter gesagt hatte, und sie warf sich vor, den leichtesten Ausweg gewählt zu haben. Sie würde es ihm am Telefon erzählen, aber auch dann würde sie bloß sagen, dass ihre Mutter ihr bei dem Haus half, würde das Sommerhaus nicht erwähnen, als bestünde zwischen beidem kein Zusammenhang.
Vielleicht weine ich deshalb, dachte sie unter der Decke. Weil sie es in gewisser Hinsicht als Tauschgeschäft und als ihre Schuld ansah.
Es war nicht ihre Schuld.
Dann konnte es nur noch daran liegen, dass Jeff wieder heiratete, ein Gedanke, dem sie sofort widersprach, und sei es nur, weil er so erniedrigend war.
Es liegt an allem, dachte sie, an der ganzen Woche. Aber auch das glaubte sie nicht.
* 22
Er träumte, dass er noch bei Merck arbeitete, und dann ging er mit Sam und Ella zu einem Eishockeyspiel, aber er stand in seinen Tennisschuhen draußen auf dem Eis und musste wie bei einem Bühnenbild für einen Sketch durch diese braune Tür gehen, nur dass auf der anderen Seite nichts war.
Er hatte von einem Offiziellen gerade einen Puck mit einem Aufkleber drauf bekommen, als er wegen seines Magens aufwachte, wegen heftiger Schmerzen, die bestimmt wieder aufhören würden. Als sie nicht nachließen, schlüpfte er aus dem Bett und tappte im Dunkeln ins Bad, wo, kaum dass er saß, alles aus ihm herausspritzte, laut und heiß und breiig, und er saß mit brennendem Hintern in seinem säuerlichen Gestank und dachte entsetzt, dass er sich voll gespritzt hatte. Das kam von dem Essen bei Webb's, zu schwer, fettige Lammkoteletts und eine mit Butter bestrichene Kartoffel, alles gut geschmiert, um runterzuflutschen. Vielleicht war das Lamm schlecht gewesen, denn er war noch nicht fertig.
Es kam nichts, doch er spürte, dass es herausströmen wollte, er hatte es nicht unter Kontrolle. Er betätigte die Spülung, saß immer noch da und spürte den kühlenden Wind des Strudels. Der Mond hüllte den Raum in Schatten, und die Zahnpasta schwebte über dem Marmor des Waschbeckens. Sein Magen sackte runter und blubberte wie ein Sumpf. Er drückte, beugte sich dann mit geschlossenen Augen vor und sog die Luft zwischen den Zähnen hindurch. Es war kalt, aber wenn er wieder ins Bett ging, musste er bloß später nochmal herkommen.
Jemand schnarchte, ein kurzes, stetiges Ausatmen - Meg. Draußen schrillte eine einzelne Heuschrecke wie das unterschwellige Pfeifen eines Fernsehers, ansonsten war alles still.
Wie spät war es? Sie mussten aufstehen und fahren. Vielleicht war er aufgeregt wegen der Abreise, vielleicht lag es daran.
Er drückte nochmal vergeblich, dann rutschte, wie eine schlammige Böschung, die bei Regen absackt, alles aus ihm heraus und platschte unter ihn. Ken betätigte die Spülung, holte tief Luft und drückte auf den Hebel, bis nur noch Schaum zu sehen war. Er konnte sich kaum vorstellen, dass noch was da war, traute seinem Magen aber nicht.
Er setzte sich auf und beugte sich probehalber vor, drückte sich die Finger in den Bauch wie ein Arzt, der einen Blinddarm abtastet.
Das Abwischen tat weh, zur Sicherheit benutzte er noch ein paar Blätter Toilettenpapier und spülte sich dann die Hände im Waschbecken ab.
«Alles okay?», fragte Lise, als er ins Bett kam.
«Jaa», sagte er, «ich hab wohl zu viel gegessen.»
Ihr Körper war warm, und bald war sie wieder eingeschlafen. Er war hellwach. Er wusste immer noch nicht, wie spät es war, doch jetzt war es ihm egal. Auf dem Rücken lag er gut, war bloß ein bisschen empfindlich; aber als er sich auf die Seite rollte, spürte er, wie sich der durchweichte Pfropfen bewegte, seinen Darm ausfüllte und die heißen Säfte wie Gift an ihm fraßen. Er rollte sich auf den Rücken und hoffte, das würde alles in Ordnung bringen, doch im nächsten Moment sprang er wieder aus dem
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