Abschied von Chautauqua
schimpfte mit ihm, und er stand verängstigt da und umklammerte seinen Teller, bis sie ihm sagte, er solle gehen. Sie wischte den grünen Saft mit einem Papiertuch auf und ging zur Besteckschublade. Kenneth und Arlene standen rum und warteten darauf, dass die Kinder fertig würden.
Emily hatte schon die Gläser für die Milch herausgeholt, als Sam fragte, ob sie das Kool-Aid in ihren Plastikflaschen trinken könnten, die das ganze untere Regal einnahmen, und Kenneth sagte ja. Sie wollten alle das rosafarbene, doch dann hatten sie Schwierigkeiten, die Plastikdeckel abzuschrauben. Die Flaschenböden waren rund, sodass sie die Flaschen nicht hinstellen konnten, was im Wesentlichen hieß, dass sie entweder alles hinunterstürzen oder die Flaschen während des gesamten Essens festhalten mussten. Emily war überzeugt, dass später ein paar davon halb voll herumlägen und eine klebrige rosa Flüssigkeit herausrinnen würde.
Arlene füllte sich kaum etwas auf den Teller.
«Es ist genug für alle da», drängte Emily.
«Das ist mehr als genug für mich», sagte Arlene.
«Wie ein richtiges kaltes Büfett, oder?», fragte sie Kenneth, der mit dem Teller in der Hand wartete.
«Sieht toll aus», sagte er, «danke», und nahm ihr zuliebe von allem etwas, sogar von den Tomaten, die er nicht gern aß.
Blieben noch Margaret und Lisa.
Emily ging durchs Wohnzimmer - ein völliges Durcheinander, die Star Wars-Spielsachen der Jungs über den Teppich verstreut wie nach einem Flugzeugabsturz - und rief die Treppe hoch: «Das Mittagessen ist fertig.»
«Okay», brüllte Margaret zurück.
Emily wartete auf ihre Schritte, hörte aber nichts.
«Es ist leider nur ein Büfett», rief sie. «Es steht alles in der Küche.»
«Ich hab dich beim ersten Mal schon gehört», rief Margaret.
«Gut», sagte Emily und ging.
Sie drückte ihren Pappteller in einen Halter und lud sich ein Stückchen dunkles Fleisch, eine Scheibe Salami und eine Gabel voll Krautsalat auf. Ihr Teller sah verdächtig wie der von Arlene aus, doch Emily hatte allen Grund dazu. Die Zubereitung des Mittagessens - die Auswahl der Lebensmittel und der Aufbau des Büfetts - hatte ihr naturgemäß den Appetit verdorben. Es wäre schön, dachte sie, wenn mich mal jemand bedienen würde.
* 6
«Mein Kadabra hat gerade Genesung erlernt», verkündete Justin.
«Na und?», sagte Sam.
«Auf welcher Stufe ist dein Kadabra?»
«Achtundfünfzig», erwiderte Sam, und als Justin nichts sagte, machte er einen auf Nelson: «Ha ha!» «Ich hab einen Jugong», sagte Justin.
«Ja? Also ich hab einen Arktos. Und einen Zapdos. Und einen Lavados.»
«Redet ihr manchmal auch über was anderes?», fragte Ella von vorn.
«Nein, tun sie nicht», antwortete Sarah.
«Sei still», sagte Sam und kippte seinen Game Boy, damit er den Bildschirm besser erkennen konnte.
«Sam», ermahnte ihn Onkel Ken, aber er lenkte den Wagen. Sie wollten sich X-Men anschauen. «Ist deine Stunde nicht schon fast um?»
«Fast.»
Justin schaltete seinen Game Boy aus und steckte ihn in die Vertiefung in der Armlehne, die genau die richtige Größe hatte. Draußen zogen Kiefern, gruselig aussehende Häuser und Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern vorbei. Regentropfen trommelten auf die Windschutzscheibe. Als er seiner Mutter gesagt hatte, dass ihm der Geländewagen der Maxwells besser gefiele als ihr Bus, hatte seine Mutter entgegnet, der Wagen wäre nicht sicher, er wäre zu groß und könnte deshalb umkippen, und jetzt stellte Justin sich vor, wie sie sich überschlugen und in den Bach im Straßengraben stürzten, wie sie auf dem Dach landeten und das braune Wasser kalt durch die kaputten Fenster reinströmte und über die Wagendecke zur Heckklappe rausfloss. Alle außer ihm wären verletzt und hingen in ihren Sicherheitsgurten, und er müsste aus dem Wagen kriechen, zum nächstgelegenen Haus laufen und eine alte Frau fragen, ob er bei ihr telefonieren könnte. Er wusste die Telefonnummer des Sommerhauses nicht, aber nachdem sie alle gerettet hätten, könnte er den Polizisten zeigen, wie sie fahren mussten. Seine Mutter würde seinen Vater verständigen. Na, würde sein Vater sagen, klingt, als wärst du der große Held gewesen.
Sein Vater würde ihn am Tag ihrer Rückkehr sehen wollen, oder vielleicht würde er auch in seinen Camaro steigen und sofort herfahren. Vielleicht hätte sich Sarah den
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